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04.07.2010

Nachtrag: Neverwhere

Es gibt tatsächlich Menschen, die ein Buch nur einmal lesen. Ich wollte das früher nie so wirklich glauben, denn ich dachte mir: Jeder muss doch in seinem Leben Büchern begegnen, die ihn so berühren, beeinflussen, beeindrucken, oder was der B's mehr sind, als das man sich einfach so nach dem ersten Lesen wieder davon abwenden kann. Diese Wegwerf-Mentalität kennt man ja sonst eher von Fernsehshows - einmal gesehen, wieder vergessen, nichts verpasst.
Ich persönlich freue mich eigentlich immer ein wenig, wenn mir gerade die neuen Bücher ausgegangen sind, denn dann kann ich mir nochmal einen meiner Lieblings-Klassiker aus dem Regal ziehen. Und Neverwhere von Neil Gaiman ist sicherlich einer davon!

Neverwhere ist das Buch, dass Terry Pratchett schreiben würde, wenn er 1 Jahr mit Kafka in einem dunklen Raum verbringen müsste - so ähnlich formulierte es der Guardian und ich muss dem voll zustimmen!;) Gaiman und Pratchett haben ja bisweilen sehr gut zusammen gearbeitet und wer sich sowohl Neverwhere, als auch The Truth von Pratchett vornimmt (ein Scheibenwelt Roman, den man übrigens ohne Vorwissen lesen kann), wir die Parallelen durchaus erkennen.;)
Trotzdem hat Neverwhere eine ganz eigene Faszination, weil man den Ursprung der Geschichte so einfach erkennen kann: Es gibt ein London unter London - ein London für die Menschen, die aus dem Raster der Gesellschaft gefallen sind - und dieses London zwischen Abwasserkanälen und U-Bahn Tunneln hat ganz eigene Gesetze - und jeder, der sich einmal einen Londoner U-Bahn Plan ansieht, kann diese schon erahnen.
Richard aus der Oberwelt wird in diese Welt geschubst, als er ein verletztes Mädchen rettet, das mit Ratten spricht und plötzlich beginnt sich sein Leben um ihn herum aufzulösen, als hätte er nie existiert. Ohne Job, ohne Verlobte und ohne Freunde, die noch in der Lage wären sich noch in ihn zu erinnern, bleibt ihm kaum etwas anderes übrig, als seiner neuen Begleiterin zu folgen und festzustellen, dass nicht nur Wahrnehmung, sondern auch Raum und Zeit in der Unterwelt realtiv sind.
Da gibt es einen Earl in Earl's Court, eine dunkle Brücke in Knightsbridge und schwarze Mönche in Blackfriars und Leser wie Protagonist frragen sich automatisch. Gibt es einen Baron in Baron's Court? Einen Raben in Raven's Court? Warum sollte man hoffen den Bewohnern von Shepert's Bush nie zu begegnen und was erwartet uns an der Haltestelle Angel?

Ich persönlich kenne nur ein anderes Buch - War of the Flowers von Tad Williams - dass unsere Realität so gut mit Fantasy Elementen verbindet, das man tatsächlich zu zweifeln beginnt, ob es nicht doch wahr sein könnte - oder besser: Ob man nicht lieber in einer Welt leben will, in der es wahr ist!;)
Vielleicht lese ich das nochmal wenn mir wieder der Lesestoff ausgeht, dann erzähle ich mehr davon. Für die düster-spannend-romantische Abenteuer und Irgendwiefastabernichtsorichtig Liebesgeschichte von Neil Gaiman gibt es erstmal mindestens 7 von 5 möglichen Rabenfedern.

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