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03.01.2011

Wenn dich jemand fragt, ob du ein Gott bist...

Immer wieder stelle ich ja fest, dass man als Historiker vor allem zu einem gut ist: Annekdoten erzählen!

Gut, vielleicht mache auch ich das einfach ständig und es ist ein annerkanntes Zeichen für akademischen Dilettantismus, sein Wissen mit Ungebildeten zu teilen, um diese dann auch noch zu belustigen. Wäre mir aber auch egal, bin ich halt witzig statt seriös, damit macht man heutzutage eh mehr Geld!;)

Und da man ja nie genug Annekdoten haben kann, muss man natürlich Doku-Fernsehen und Lektüre ein wenig schwammartig betreiben - Unnützes Wissen gibt es nicht!;)
Aus gegbenem Anlass hier daher meine neuste Entdeckung (die ich mir natürlich jetzt als Talking-Point für die nächste Party gleich mal versaue, aber man kann nicht alles haben!;):
Man kennt doch James Cook, oder? Also den Menschen, der Neuseeland entdeckt hat und dann in ewigen Schleifen an Australien vorbeigefahren ist, bis er schließlich das Great Barrier Reef getroffen hat?

Falls nicht, kann man das natürlich nachlesen, oder aber man landet zufällig beim "Entdecker" Thementag von 3Sat.;)
Prinzipiell wußte ich schon, dass der gute James einer der großen "Ich nehme dieses Land für Queen und Vaterland in Besitz" Verfechtern war. Damals konnte man ja noch "unbewohnte" Inseln (oder Kontinente) finden, indem man einfach allem was nicht britisch aussah den Menschenstatus aberkannt hat - sehr praktisch für die Besitzansprüche! Aber dass man ihn dann auch noch in die Arktis geschickt hat, um die Nordpassage zu finden, das war mir beispielsweise neu - ehrlichgesagt hatte ich gedacht, dieser Mythos wäre schon früher ausgestorben...

Aber was James Cook tatsächlich Annekdotenwürdig macht, ist (leider) sein Ableben - die Nordpassage hat er vorrauszusehenderweise auch nicht gefunden, aber immerhin konnte er noch zurückfahren und davon erzählen, das ist auch nicht jedem gelungen:
Bei seiner dritten Südseereise näherte er sich mit seinem großen weißen Segelschiff nämlich genau an dem Tag und aus der Richtung Kealakekua auf Hawai, aus der die Eingeborenen ihren Friedensgott Lono erwarteten - und hat dieses Missverständnis (laut Doku) auch gleich mal ausgenutzt, um sich gebührend feiern und verköstigen zu lassen.
Da ja nun aber zivilisierte Rassen nicht gerade dafür berühmt sind, sich in Gesellschaft irgendwie gesittet benehmen zu können, kamen natürlich recht schnell Zweifel daran auf, ob das mit dem Gott so hinkommen kann, wenn sich das göttliche Gefolge benimmt, wie die sprichwörtliche Wildsau im Schlammloch...eine Eskalation der Situation wurde allerdings durch die zügige Weiterreise noch geradeso verhindert.
Diese Abreise war allerdings nicht unbedingt von den Göttern gesegnet - ein Schelm, wer Böses dabei denkt;) - und so mussten Kapitän und Schiff schon eine Woche später, mit Sturmgeschädigtem Schiff und ohne Mast und weißes Friedenssegel wieder auf Hawai anlegen - wo allerdings das Fest des Lono inzwischen vorbei war und der Kriegsgott Ku wieder regierte...

Es kam wie es kommen musste: Zwei Götter auf einer Insel sind einfach einer zuviel und wenn man dann noch versucht den Häuptling als Geisel zu nehmen, dann kann das schonmal negativ gewertet werden und zu irrationalen gewaltsamen Übergriffen mit Todesfolge führen...Wilde sind so unberechenbar...

Ich finde diese Geschichte einfach wunderbar - nicht wegen ihres blutigen Ausgangs, sondern weil sie so schön illustriert, warum das mit der Kolonialisierung einfach so unmöglich war und nur ins Auge gehen konnte!
Und auch wenn man sich nicht einig ist, ob das mit dem Götter-Missverständnis wirklich alles so abgelaufen ist, sollte doch eine Moral von der Geschichte ganz klar sein:
Wenn dich ein wilder Eingeborenenstamm fragt, ob du ein Gott bist, dann sagst du: NEIN!
Man könnte sonst noch auf die abwegige Idee kommen, dass du Hilfe brauchen könntest, dich aus deiner menschlichen Hülle zu befreien...und ich glaube das ist dann der Erleuchtung nicht mehr so förderlich!;)

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