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20.05.2012

An Utterly Impartial History of Britain

Eine weit verbreitete Unart jeglicher wissenschaftlicher Forschung ist es leider, dass immer noch viele "Vordenker" der Meinung sind, dass sie ihre geistige Überlegenheit am besten dadurch demonstrieren, dass sie Dinge schreiben, die Normalsterbliche weder verstehen können noch sollten.
Diese Art von Elitarismus stört mich persönlich schon aus Prinzip - trotzdem mag es für Naturwissenschaftler noch funktionieren. Immerhin muss ich Elektrizität nicht verstehen, um einzusehen, dass sie wohl ziemlich nützlich ist.
Schwierig wird es wenn dieses elitäre Denken in den Geisteswissenschaften überlebt, die es meist eh schon schwer genug haben ihren Nutzen für die Gesellschaft irgendwie zu rechtfertigen. Geschwollenes BlaBla aus dem Mund eines Mediziniers, der gerade ein Heilmittel gegen die Grippe entdeckt hat, mag man noch hinnehmen - aber geschwollenes "ich bin soviel schlauer als ihr" BlaBla aus dem Mund eines Historikers, der gerade eine neue Art von nordfranzösischer Mittelalter-Keramik entdeckt hat?...Man muss sich manchmal wirklich nicht fragen, warum Geisteswissenschaftler so einen schlechten Ruf haben!;)

Ich will jetzt nicht die Revolution anzetteln, aber meiner Meinung nach könnten sich die sogenannten Humanities ein wenig mehr Mühe geben einen "Mehrwert" für die Gesellschaft zu erarbeiten - im Gegensatz dazu sich auf seltsamen Geek-Tagungen über Detailinterpretationen viktorianischer Gedichte die Köpfe einzuschlagen - und ihren Aufklärungsauftrag für die Allgemeinheit ein wenig erster zu nehmen. Das würde aber natürlich bedeuten sich damit abzufinden, dass der "Normalsterbliche" an sich, sich weder für die Detailanalyse der 1848 Revolutionspropaganda interessieren muss noch will - es sei denn man kann vielleicht darüber lachen!;)

 Leider sind aber immer noch viele Akademiker scheinbar der Meinung, dass Humor einen Verrat an wissenschaftlichen Prinzipien darstellt, was erklärt warum es soviele unglaublich langweilige Geschichts-, Englisch-, Deutschstunden an unseren Schulen gibt. Dass überhaupt noch irgendwer auf die Idee kommt dieses furztrockene Zeug studieren zu wollen, muss einen da fast wundern, es sei denn sie machen es wie ich aus einer "das muss doch besser gehen" Motivation heraus.;)

Ein hervorragendes Bespiel dafür, dass man sich beim lesen von historischen Fakten auch königlich *haha* amüsieren kann, ist John O'Farrells Buch An Utterly Impartial History of Britain or 2000 years of Upper-Calss Idiots in Charge.

Was man hier nicht erwarten sollte, sind detailreiche historische Analysen - wissenschaftlich gesehen bleibt der Text wohl eher auf dem Niveau eines überdurchschnittlichen Wikipedia-Artikels. Da das aber auch für den alltäglichen Schulunterricht zutrifft, sollte man hier nicht zu sehr verzweifeln.;)
Trotzdem kann man sich hier entspannt zurücklehnen, ab und zu gut und herzhaft lachen und - das ist das Schöne daran - trotzdem noch den einen oder anderen historischen Fakt mitnehmen! Einen einzigen minimalen Abzug muss ich allerdings dafür geben, dass die freie Nutzung von Ironie es manchmal etwas schwierig macht den Fakt vom Sarkasmus zu trennen - aber zur Klarheitsfindung wurden ja glücklicherweise Lexika erfunden.;)

Ich zumindest habe also Einges gelernt, mich aber vor allem sehr amüsiert und kann das Buch also mit 4 von 5 Schnurrbärten nur wärmsten weiterempfehlen!

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