Publikationen, Projekte, Persönliches

28.02.2015

Frühlingserwachen

Jetzt habe ich eine Fotobearbeitungs-App für mein Smartphone. Ho Ho Ho! ;-)

25.02.2015

Mich gibt's nur in Wohlfühlgröße (Wochengedanke II)

Teil 2 von 52 - mal sehen, ob ich das wirklich zusammen bringe, aber bisher ist die größte Frage, wie man eine 52 in römischen Ziffern schreibt...aber es wäre ja auch ein langweiliges Jahresprojekt, wenn man dabei nichts lernen würde!;-)

Hier also eine kleine Geschichte aus der letzten Woche - Disclaimer: Diese Annekdötchen sind kurz zusammengebastelt und sollen/können keine erschöpfende Darstellung von irgendwas sein! Anregungen, Kritik und eigene Erfahrungen gerne in die Kommentare.

Ich hatte in der letzten Woche einen ganz langweiligen Routine-Untersuchungs-Termin bei meiner Ärztin, über den ich mich seitdem ein wenig amüsiere, denn der Auftakt des Gespräches verlief so:
- "Ach Frau Sonntag, Sie habe ich ja lange nicht sehen!"
- "Öhm ja, seit 6 Monaten nicht, wie immer..."
- "Tatsächlich? Das kommt mir aber länger vor."
- "Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich im September noch hier war."
- "Ach ja, hier steht's auch. Na dann habe ich Sie einfach sehr vermisst!"

Man möchte jetzt bitte nicht annehmen, dass ich von meinen Ärzten gestalkt werde, oder so oft in irgendwelchen Sprechstunden auftauche, dass das negativ auffällt, wenn ich mal gesund bin - beides trifft absolut nicht zu!;-)
Tatsächlich scheine ich bei dieser Ärztin nur einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben und das ist in sofern für mich ein kleiner Erfolg, weil es eine Geschichte aus dem Kommunikations-Buch "Stand Up for Yourself" ist, die tatsächlich erfolgreich verlaufen ist. Und die Idee, dass man mit einem erwachsenen, Argumentbasierten Gespräch tatsächlich Probleme auf eine positive, rationale Weise lösen kann, ist ja schon ein aufbauender Gedanke, wenn man sich in der Welt manchmal so umschaut...;-)
Was war passiert?

Vor 2-3Terminen äußerte ich ihr gegenüber im Vorbeilaufen, dass ich überlegte mir nochmal Akkupuntur für meine Nackenverspannungen verschreiben zu lassen - das lag daran, dass wir schon öfter über Akkupuntur gesprochen hatten, die sie auch anbietet, aber nicht als Kassenleistung, weswegen ich dachte sie könnte mir vielleicht einen Kollegen empfehlen (bei meinem Hausarzt ginge das auch, aber die Terminwartezeiten sind chronisch ewig.)
Diese nebensächliche Bemerkung artete dann in eine Diskussion aus, in der sie mir zu verstehen geben wollte, dass ich ja "nur 10 oder 15 Kilo abnehmen müsste", um mich wieder besser zu fühlen.

Zunächst mal, kann man unterstellen, dass es vielleicht eher mein 8-Stunden/Tag Bürojob ist, der zu Nackenverspannungen führt, aber selbst wenn sie irgendeine Wahrscheinlichkeit auf ihrer Seite gehabt haben könnte, hat sie das leider in einem Worst-Case-Scenario zu vermitteln versucht. Es fielen Sätze wie "In Ihrem Alter verzeiht Ihnen Ihr Körper Ihren Lebenswandel vielleicht noch, aber wenn sie älter werden..." und "Wenn Sie Ihr Gewicht unter Kontrolle gebracht haben, werden Sie bestimmt viel zufriedener mit sich sein und dann hat man auch weniger Schmerzen.". Das Ganze gefolgt von der Story ihrer neuen Diät, ihren Diätzielen und ihrem Wunschgewicht blablabla.

Vermutlich muss man nicht unbedingt Size Acceptance Aktivist sein, um zu verstehen, warum mir da erst einmal der Mund offen stehen geblieben ist, aber ich schlüssele es trotzdem gerne nochmal auf:
1. Es war NIE Thema zwischen uns was mein "Lebenswandel" ist - weder was ich esse, noch wie/wie oft ich mich bewege, war irgendwie mal angesprochen worden. Ihre Überzeugung, dass ich ungesund lebe, hing also einfach nur mit ihrem Vorurteil zusammen, dass niemand übergewichtig sein kann, der nicht jeden Tag eine Sahnetorte vor dem Fernseher verputzt. Und ich bin mir sicher, dass auch sie in ihrem Freundeskreis Menschen haben wird, die sich gesund ernähren ohne davon "dünn" zu werden und Menschen, die "dünn" sind, obwohl sie sich nie bewegen und den größen Mist in sich reinfressen. Aber unsere geliebten Vorurteile hängen uns nach, egal ob es um Dicke, Hartz4-Empfänger oder Ausländer oder sonst eine beliebige Gruppe geht - und so wurde dann auch jeder (zugegebenermaßen zunehmend einsilbige) Protest meinerseits, dass ich mich sehr wohl genug bewege und gesünder esse, als so manch dünne Person mit so einem "ja das kann ja wohl nicht sein" abgetan.

2. Ich bin mir bewußt, dass nicht jeder Arzt einen Abschluss in Psychologie hat, aber den habe ich auch nicht und trotzdem erkenne ich Projektion, wenn ich sie sehe. Mir also zu unterstellen ich könne nicht "zufrieden" mit mir sein solange ich nicht dünn bin, ist also eher eine Geschichte über sie und ihre Diät und ich empfinde es übrigens als persönlich ziemlich beleidigend, wenn man mir sagt, ich könne nicht zufrieden sein "so wie ich aussehe".
Ich bin zufälligerweise ziemlich zufrieden mit meinem Körper, meinem Trainingspensum und meiner Ernährung und das ist nicht zufällig immer so gewesen, sondern ist das Ergebnis jahrelanger Disziplin, Recherche, Monate- und Jahrelangem Trial & Error in allen möglichen Bereichen, etlichen Arztbesuchen in allen erdenklichen Richtungen und einem nicht unerheblichen Maß an De-Konditionierung. Man mag es mir daher vielleicht nachsehen, wenn ich ein klitzekleines bißchen angepisst bin, wenn nach all dieser harten Arbeit irgendwelche anderen Menschen ihren "Nie Gut Genug"-Angst-Müll wieder vor meiner Tür abladen wollen - ich habe in jahrelanger Mühe meinen Kopf davon freigemacht und diese Arbeit kann ich niemand anderem abnehmen, ich bin nicht die Seelenputzfrau der Nation!;-)

Im Gegensatz zu ihr bin ich also zufrieden mit all den wichtigen Dingen, die mein Körper für mich tut - wir haben eine gute Beziehung in unserer ZwangsWG und ich empfinde ihn nicht als "Hindernis", das ich überwinden muss, sondern als Freund, der meine Pflege und Wertschätzung verdient hat, auch wenn wir vielleicht nicht immer einer Meinung sind (aber dafür sind Freunde ja da;-). Das sie noch nicht an diesem Punkt ist, ist zwar schade, aber es ist in meiner Vorstellung nicht die Aufgabe eines Arztes das Selbstwertgefühl seiner Patienten in Frage zu stellen - man möge mich verbessern wenn ich mich irre, aber nach meiner Erfahrung hat Selbsthass noch niemanden gesünder gemacht?

Aus diesem Grund war ich ziemlich angefressen, als ich aus der Praxis ging und war wirklich überzeugt, dass ich mir eine andere Ärztin suchen würde und habe mich natürlich erstmal lautstark aufgeregt. ;-)

Von Tine bekam ich dabei die Rückmeldung, dass sie eine im Prinzip ganz ähnliche Situation mit einem behandelnden Arzt hatte und sich die Mühe gemacht hat ihm/ihr per Mail nach dem Gespräch diesen Artikel zukommen zu lassen, um darauf hinzuweisen, dass es nicht mehr zeitgemäß ist Menschen Gewichtsreduktion als Allheilmittel verkaufen zu wollen und dass er/sie mal darüber nachdenken könnte Patienten eine gesündere Lebensweise ans Herz zu legen, egal ob sie davon dünner werden - gesünder (und darum sollte es beim Arzt gehen, no?) werden sie nach heutigen Forschungsstand nämlich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit trotzdem.

Ich bin nicht so der Typ, der sich auf Research-Battles einlassen will - nicht weil ich dumm bin, aber weil ich mir meine Kämpfe gut aussuche ;-) - aber andererseits hatte ich auch eigentlich keine Lust schon wieder einen neuen Arzt zu suchen.

Also bin ich mit ein paar Vorgedanken zu meinem nächsten Termin und konnte so auf die Frage "Und? Haben Sie ein bißchen abnehmen können?" einen Dialog anfangen, der vor allem für mich klarstellen sollte, dass ich ihre Aussagen im vorherigen Gespräch unangemessen fand. Ich habe freundlich darauf hingewiesen, dass mein Körpergewicht seit 20 Jahren stabil ist, also nicht "unter Kontrolle" gebracht werden muss, dass ich sehr wohl mit mir zufrieden bin und es daher begrüßen würde, wenn sie nicht von sich auf andere schlösse, um mir dabei unterschwellig vorzuwerfen, ich würde mich und andere anlügen. Ich habe weder das eine noch das andere nötig (und ich glaube sie war ehrlich erschrocken, dass das so negativ rübergekommen war, aber dass wir es "nicht böse gemeint" haben, ist nicht immer eine Entschuldigung^^).
Zum Schluss habe ich ihr noch ans Herz gelegt in den besagten Artikel mal reinzulesen, weil ihr das vielleicht dabei helfen würde ihre eigene Ernährungsumstellung weniger kritisch zu hinterfragen, nur weil sie damit nicht soviel oder soschnell abnehmen würde, wie gehofft/versprochen - eine gesunde Lebensweise ist eine gesunde Lebensweise ist eine gesunde Lebensweise, an deren "Effektivität" auch ihr willkürlich gesetztes und vielleicht nicht erreichtes Wunschgewicht nichts ändert. Das war im übrigen ein freundlich gemeinter und völlig optionaler Hinweis, sollte man mir da jetzt irgendwie Gernzüberschreitendes Verhalten unterstellen wollen.;-)

Ich weiß daher auch nicht, ob sie den Artikel je gelesen hat, aber ich finde es positiv, dass meine Botschaft scheinbar angekommen ist und wir uns seitdem gerne über leckere Rezepte für Obstsalat, oder unsere Workout-Präferenzen unterhalten können. Dagegen hatte ich ja auch nie etwas einzuwenden. ;-)

22.02.2015

Fantasysprech und Disskussionsführung (Zwichenstände)

Es ist ja ein nicht besonders geheimes Geheimnis jedes längerfristigen Projektes, dass man sich Zwischenziele setzen und diese dann auch entsprechend abfeiern sollte, wenn man mal wieder einen Motivationsschub braucht.
Ich feiere also heute offiziell die Vollendung von Kapitel 10 von 20 von Elysion, auch bekannt als Ende von Teil I!
Ich habe es erfolgreich geschafft die Welt an den Rand des Untergangs zu bringen, jetzt muss ich mir in den nächsten 10 Kapiteln überlegen, wie ich den Karren wieder aus dem Dreck ziehe.;-)

Bevor ich aber mein Background Processing darauf ansetze (als bräuchte es dazu irgendwie Anleitung...;-), wollte ich noch kurz 2 kleine Beobachtungen teilen, die sich aus diesem letzten Überarbeitungszyklus ergeben haben und die ich zumindest sehr interessant fand:

1. Fantasy und liebgewonnene Redewendungen
Es ist ja ein genauso ungeheimes Geheimnis, dass ich mit "traditioneller" Fanatasy eigentlich nichts anfangen kann und sie auch nicht lese - das merke ich vor allem immer dann, wenn es darum geht gewöhnliche Begriffe und Redewendungen in einen Fantasykontext zu übernehmen. Wer würde schon 2x darüber nachdenken in einem normalen Text sowas zu schreiben wie "Irren ist menschlich"? Jeder, der sich mit einer nicht ausschließlich menschlichen Gesellschaft rumschlagen muss!
Und als wäre es nicht schon schlimm genug, dass viele unserer Redewendungen nicht auf eine Zwerge-Elfen-Irgendwas Welt ausgerichtet sind, nein, man muss sich auch noch mit Fantasysprech rumschlagen, ein Konzept, das ich aus dem kernigsten Kern meines innersten Ichs ablehne, aber mich trotzdem immer wieder beschäftigt.;-)
Ich haaaaasse dieses "Haltet ein, fieser Schurke!" Blabla - niemand in der Geschichte der Menschheit hat jeeeemals so geschwollen dahergeschwallert, es ist ein dummes Mittelalterklischee, das meinen kleinen inneren Historiker auf die Barrikaden treibt, aber das nur am Rande.;-) Selbst wenn man sich mit solchen übertriebenen und unnötigen Auswüchsen gar nicht abgibt, gibt es doch immer wieder Stolpersteine in einem fantasyesken Umfeld, die sich nicht so einfach lösen lassen. Ich habe mich also nach Rückmeldung meiner Beta-Leser damit angefunden, dass Worte wie "Professor" oder "Patrytrick" vielleicht ein wenig modern sind - Professoren gibt es zwar bei Pratchett auch, aber nur in einer umrissenen akademischen Hierarchie und außerdem darf Pratchett auch Dinge wie Forensik sagen *sfz*;-) - aber dabei bleibt es ja nicht. Irgendwann wenn man auf diese Denke einmal eingestiegen ist, fragt man sich plötzlich selbst, ob man Worte wie "effektiv" oder "Routine" verwenden kann? Ich habe diese Überlegungen jetzt aktiv wieder abgestellt - bei dem Partytrick sehe ich die Entwicklung dahinter, die diesen Ausdruck vielleicht für eine Mittelalter/Renaissance angelehnte Gesellschaftsform ein wenig merkwürdig wirken lässt. Bei allem anderen weigere ich mich einfach, und gebe meiner inneren Abneigung nach - warum sollte eine fiktionale Gesellschaft nicht das Wort effektiv erfunden haben und warum sollte ich mir jetzt Mühe geben eine klischeemittelalterhafte Entsprechung zu finden, obwohl ich das gar nicht für sinnvoll halte?!;-)

2. Mehrheitsentscheidungen - ein Kreuz!
Ich erwähnte es glaube ich schonmal, aber ein Hauptproblem von weltbedrohenden Handlungssträngen ist irgendwann immer, dass man (für meinen Geschmack) zuviele Leute einbauen muss, die dazu vielleicht was zu sagen haben. Ein anderer Grund, warum ich nie Fantasy lese, ist der, dass ich ewig lange Plots mit 1000 Charakteren und Nebenschauplätzen irgendwann einfach nur gähnend langweilig finde - ein Problem, dass aber auch andere Genres haben, ich erinnere da an meine Otherland Schwäche, oder die einschläfernden Sargnägel, die teilweise in der "Historienroman"-Ecke so produziert werden.
Um aber meinen unvermeidlichen Kriegsrat ein wenig auf die Spur zu bringen, habe ich mal was Neues ausprobiert - ich weiß nicht, ob mir die Idee selber gekommen ist, oder ob ich sie irgendwo im Internet aufgeschnappt habe, aber das ist ja auch weniger entscheident;-). Jedenfalls geht es darum, dass es wichtige Dinge gibt, die gesagt werden müssen, aber man hat noch keine Ahnung wer was und wie, oder die Argumentation ist schon so kompliziert, dass man gar nicht weiß wo man anfangen soll. In diesem Fall kann man mal ausprobieren, ob es besser wird, wenn man erst einmal nur aufschreibt was gesagt werden muss - also reine wörtliche Rede, Argument, Gegenargument, vielleicht die ein oder andere Erklärung oder Frage dazwischen.
Nachdem ich das für meine Szene durchexerziert hatte, hatte ich schon über eine Seite Text und während des Runtertippens der eigentlichen Problempunkte stellte sich irgendwie auch klarer dar, wer z.B. was einwerfen könnte und welche Einwände/Fragen usw. beispielsweise zu keiner der Hauptfiguren passen würden und wo also noch eine oder mehrere Nebenfiguren her müssen.
In einem großen vollen Raum in einer großen Gruppendiskussion muss ja glücklicherweise nicht jeder was zu sagen haben, die reale Erfahrung zeigt, dass es sich meistens auf nur wenige Gesprächsführende Stimmen beschränkt.
In einem zweiten Schritt kommen dann also die Inquits dazu, Beschreibungen etc. etc und dann ist die Szene plötzlich auch schon fertig, obwohl man sich vorher wochenlang den Kopf darüber zerbrochen hat. Man reiche mir ein Handtuch!;-)

Ich bin nicht sicher, ob diese Herangehensweise jetzt eine neue Arbeitsweise wird (ich habe nicht vor diese Art von Kriegsrat-Szenen überzustrapazieren, weil sie mir zu antrengend sind;-), aber wenn es hakt, kann man es ja mal ausprobieren?

In diesem Sinne ein schönes Restwochenende!:-)

18.02.2015

My Phoneless Me (Wochengedanke I)

Ich habe jetzt lange genug an Ideen zum neuen "Jahresprojekt" rumgenuckelt, es wird Zeit sich mal für eines zu entscheiden und ich habe beschlossen, dass es diesmal ein "Blog-Projekt" wird.
Ich bin ja ein Freund kleiner Blog-Spielchen, vom Freitags-Füller bis zur Montagsfrage oder sinnlosen Fragebögen, aber die  "Wochengedanke" Idee ist eigentlich weniger ein Zeitvertreib, sondern eher eine Möglichkeit die kleinen alltäglichen Annekdoten mal einzufangen, für die man sonst nie einen Blogpost anfängt, obwohl das eventuell interessant sein könnte. Man könnte jetzt einwenden, dass ein Twitter-Account sowas auch könnte, aber ich versuche meine Online-Zeit zu beschränken (dazu gleich mehr;-) und irgendwie scheint mir ein weiterer Online-Account dabei kontraproduktiv...;-)

Hier also eine kleine Geschichte aus der letzten Woche - Disclaimer: Diese Annekdötchen sind kurz zusammengebastelt und sollen/können keine erschöpfende Darstellung von irgendwas sein! Anregungen, Kritik und eigene Erfahrungen gerne in die Kommentare.:-)

Ich hatte in der Woche vor meinem Urlaub einen Termin mit meinem Chef wahrzunehmen und war daher eine Zeit nicht im Büro. Der Termin betraf mich in keinster Weise, ich war nur als Übersetzer unterwegs, und daher hatte ich meine Tasche im Büro gelassen. Folgender Austausch ergab sich bei unserer Rückkehr:
- "Oh no, you forgot your phone!" (lag am Strom auf meinem Schreibtisch)
- "No worries, I did not forget it, I left it."
- "But then noone can call you?"
- "Ähm...so?"
- "Oh..."
Ich kann leider den völlig verständnislosen Gesichtsausdruck nicht wiedergeben, aber ich denke man sieht worauf ich hinaus will? ;-)

Der Punkt ist, bis zu diesem Zeitpunkt wäre es mir NIE im Leben eingefallen, dass es irgendwie...problematisch sein könnte mein Telefon nicht zu jeder Tageszeit mit mir zu führen. Vielleicht liegt es daran, dass ich keine Notfall-Anrufe erwarten muss - kein Kindergarten, der mich braucht, kein Pflegeheim, das irgendwas dringend von mir wissen muss - oder daran, dass alle meine Kollegen wußten wo ich war und meine Familie und Freunde wissen, dass ich tagsüber arbeite und eh nicht erreichbar bin.

Aber vielleicht ist es auch eine (wenn auch in dem Moment unterbewußte) Grenzziehung. Ich sprach gerade auf Thomas Blog darüber - ich bin ein chronischer Multi-Tasker. Mein Hirn ist immer (wirklich immer) mit irgendeiner Idee oder irgendeinem Plan beschäftigt, der sich in dem Dreieck aus Müssen, Sollen und Wollen bewegt. Das führt dazu, dass ich mit kleinen inneren Zensortypen darüber verhandeln muss, ob wirklich einen ganzen Nachmittag "nur" ein Buch lesen oder einen ganzen Abend wirklich "nur" irgendeine Serie ansehen tatsächlich erlaubt sein kann, weil man eigentlich ja noch mindestens 3 andere Dinge machen könnte, wenn man wöllte.
Das Problem ist, das diese Idee der "Ausfüllung von Lebenszeit bis zum produktiven Maximum" mich schonmal fast in die Klapse gebracht hat, weil das Dreieck irgendwann nur noch aus Müssen (unvermeidlich) und Sollen (echte oder eingebildete Ansprüche einer inneren und äußeren Umwelt) bestand und das Wollen völlig ausgeblendet war. Und da hilft es dann irgendwann auch nicht mehr, dass man die Dinge, die man muss oder soll vielleicht eigentlich sogar gerne tut - sobald es zu einem "du solltest wirklich noch XY" wird, nimmt der Spaß an so ziemlich allem rapide ab.

Ich habe daher lange daran gebarbeitet mir eine neue Definition von Zeitverschwendung anzutrainieren, die darauf ausgerichtet ist das Sollen zu eliminieren, wenn denn die Zeit nicht für alles reicht (und das tut sie doch nie;-). Mein großer Aha-Moment war in dem Zusammenhang einfach festzustellen, dass wir alle irgendwie, irgendwann funktionieren müssen, aber den ganzen wunderbaren Rest der Zeit können wir mit Dingen füllen, die wir wirklich tun wollen - und wenn das Schlafen ist, obwohl "man" eigentlich aufräumen, Gewichte stemmen oder das nächste Paradise Lost schreiben sollte, dann ist das eben so!
Lebenszeit ist begrenzt und das Gefühl von "nicht genug" kann ganz schön beängstigend sein, aber andererseits kaufen wir doch irgendwie alle den Slogan "Qualität schlägt Quantität", oder?
Was bringt es mir also, wenn ich beim Fernsehen noch die letzten 10 Push-Ups mache, wenn ich dabei weder den Film richtig mitbekomme, noch genug Konzentration für mein Workout habe? ;-)

Und was hat das jetzt mit meinem Telefon zu tun?
Eigentlich alles - Telefone mit Internet-Anschluss sind die höchste Form des Multi-Taskings, die ich kenne. Wenn man ständig jeden erreichen und jederzeit alles im Internet herausfinden könnte, müsste man das dann nicht tun?
Ich bin dafür, dass man das nicht muss. Wenn das Internet brauche, brauche ich es, wenn ich erreichbar sein muss, bin ich es, aber zu allen anderen Zeiten, kann das Ding auch schonmal auf mich warten.
Vielleicht nenne ich es den Anti-Multitasking-Zen! ;-)

04.02.2015

Geschichte für Zwischendurch

Ich bin gerade dabei nach einem neuen Jahresprojekt zu suchen - nicht schon wieder Papier falten, das hatten wir jetzt ;-) - aber bis die paar vagen Ideen, die ich dazu habe, irgendwie spruchreif sind, schiebe ich noch kurz mein Trittbrett-Buch zu nordischer Geschichte dazwischen: Geschichte Skandinaviens von Harm G. Schröter


Wie ich sicher schon mehrfach erwähnte, sind Übersichtswerke großartig - selbst wenn sie nicht besonders wissenschaftlich oder anspruchsvoll sein sollten, was aber hier durchaus der Fall ist - wenn man sich irgendwie immer mal gefragt hat "Was/Wer/Wie war eigentlich XY?".

Was Geschichte angeht, kann ich die Becksche Reihe da vorbehaltlos empfehlen, manche Bücher mögen jetzt nicht so sonderlich spannend geschrieben sein, aber am Ende hat man zu seinem Thema der Wahl eine ungefähre Idee und kann sich ja dann immer noch all die aufregenden Bücher zu den Themengebieten aussuchen, die wirklich fazinierend sind. ;-)

Ich nehme zum Beispiel aus dem Buch einige interessante Aspekte mit:
1. Wikinger waren die ersten Schutzgelderpresser der Menschheit.
2. Norwegisch lernen ist sogar noch komplizierter, als ich dachte, weil es 2 Arten von Norwegisch gibt. (Ich würde da mal die Einlassung eines geneigten Linguisten zu schätzen wissen, den Grund hab' ich nämlich nicht verstanden...;-)
3. Lange bevor alle nordischen Könige Gustav, Harald oder Christian heißen mussten, hatten Könige noch wirklich coole Namen, so wie Gabelbart, Blauzahn oder auch "Der Sieger" (der eine berühmte Schlacht verloren hat - ich liebe es;-).

Insgesamt also ein lohnendes, wenn auch stellenweise ein wenig trockenes Übersichtswerk, ich denke da müssen also noch ein paar andere Bücher her, aber bis dahin vergebe ich schonmal 4 von 5 Äxte! :-)