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19.02.2021

If You Tell. Oder auch: Fast alle Triggerwarnungen

Ich mache ja oft Scherze darüber, dass ich furchtbar langsam lese - und das stimmt auch, aber meistens ist es im Herbst/Winter weniger schlimm. Für If you Tell eine True Crime Geschichte geschrieben von Gregg Olsen, habe ich aber einfach nur deswegen sehr lange gebraucht, weil ich ungefähr 5 sehr flauschige Historien-Romanzen nebenher lesen musste, um mein Hirn ab und zu mal wieder von dem Trauma reinzuwaschen. 

Dabei hat das Buch eiiiigentlich eine sehr hoffnungsvolle Note, die es verfolgen will, aber für mich hat das nicht so wirklich funktioniert - dazu mehr gleich, aber jetzt erstmal, worum geht es eigentlich?

After more than a decade, when sisters Nikki, Sami, and Tori Knotek hear the word mom, it claws like an eagle’s talons, triggering memories that have been their secret since childhood. Until now.

For years, behind the closed doors of their farmhouse in Raymond, Washington, their sadistic mother, Shelly, subjected her girls to unimaginable abuse, degradation, torture, and psychic terrors. Through it all, Nikki, Sami, and Tori developed a defiant bond that made them far less vulnerable than Shelly imagined. Even as others were drawn into their mother’s dark and perverse web, the sisters found the strength and courage to escape an escalating nightmare that culminated in multiple murders.

Harrowing and heartrending, If You Tell is a survivor’s story of absolute evil—and the freedom and justice that Nikki, Sami, and Tori risked their lives to fight for. Sisters forever, victims no more, they found a light in the darkness that made them the resilient women they are today—loving, loved, and moving on.

So, der Autor möchte eigentlich eine Geschichte darüber erzählen, wie diese Kinder eine schreckliche Kindheit und wirklich, wirklich fast alle erdenklichen Arten von Missbrauch überlebt haben. Ich glaube tatsächliche sexuelle Vergewaltigung findet nicht statt, aber das war auch schon alles.

Das Problem für mich? Dieses Buch war ein zweischneidiges Schwert:

1. Gregg Olsen schreibt gut. Er ist auch Thriller Autor, das heißt er kennt sich aus mit narrativer Struktur, Pacing, Formulierungen etc. Das macht die Geschichte flüssig zu lesen, drifted aber manchmal dahin ab, dass man fast vergisst, dass es hier um eine True Crime Story geht, das heißt was auch immer grade an wirklich wirklich fucked up shit passiert, ist wirklich passiert und nicht nur eine fixe Idee eines fiktiven Bösewichts....

2. Um zu erzählen wir die Kinder ihre grausame Mutter überlebt haben, müssen wir erstmal in ziemlich vielen Details erzählen wie und warum ihre Mutter so schrecklich war. Und das ist...hart. Ich halte mich für einen Menschen, der von "psychologischen Abgründen" (Melodrama Level 100) fasziniert ist, aber das war wirklich fast an meinem Limit und ich bin eigentlich nicht Trauma vorbelastet in irgendeiner Form.

Ich habe also eine Geschichte, die sich gut lesen lässt, in einem Stil, der auch ein Thriller sein könnte und von der ich dringend hören will, dass die Kinder am Ende ok sind...aber, die mich wirklich mit allem Trauma bewirft, das man sich vorstellen kann, bis es fast unerträglich wird.

Und ja, wie uns der Klappentext verrät, die Kinder - also zumindest die Töchter - sind am Ende einigermaßen ok, aber 3 Menschen sind tot und man konnte als Leser nur danebenstehen und das irgendwie wahrnehmen. Die Schuldfrage lässt der Autor auch ein wenig sehr vage für meinen Geschmack - dass die Kinder vor allem überleben wollten und erst Jahre später zur Polizei gegangen sind, ok, aber ich war nicht so überzeugt davon, dass alle Erwachsenen wirklich auch nichts anderes tun konnten, als hilflos daneben zu stehen bzw. mitzumachen...

Es ist ein schwieriger Fall: Fand ich es interessant zu sehen wie Kontrolle und Missbrauch in einer Familie so unfassbar eskalieren können? Ja schon. Will ich dieses Buch je wieder lesen? Hell no. Ich weiß nicht mal jemanden, dem ich es schenken könnte, weil...das wäre ein ziemlich heftiges Geschenk...;-)

Ich denke ich einige mich mit mir auf 3 von 5 Sternen - nein, ausnahmsweise keine lustigen Anspielungen auf das Buch, weil da gibt es nichts, das nicht geschmacklos wäre.

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