Es kommt nicht oft vor - eigentlich ist es sogar noch nie vorgekommen...? - dass meine Literaturauswahl von True Crime Podcasts inspiriert wird, aber die Geschichte hinter den Three Body Problem Büchern ist an sich schon stranger than fiction und endet in einem "das würde dir in einem Krimi niemand abkaufen" Giftmord, also durchaus geeignet für spooky season, no?^^
Eigentlich hatte ich daher als Untertitel für diesen Post auch "This shit is weird" geplant, aber diese Nischenreferenz versteht vermutlich wieder keiner und außerdem hat das Buch (erstmal nur Band 1) wirklich größere Probleme als ein bisschen seltsam zu sein.;-)
Bevor wir aber noch kryptischer negativ werden, worum geht es überhaupt in The Three-Body Problem von Cixin Liu?
The Three-Body Problem is the first chance for English-speaking readers to experience this multiple award winning phenomenon from China's most beloved science fiction author, Liu Cixin.
Set against the backdrop of China's Cultural Revolution, a secret military project sends signals into space to establish contact with aliens. An alien civilization on the brink of destruction captures the signal and plans to invade Earth. Meanwhile, on Earth, different camps start forming, planning to either welcome the superior beings and help them take over a world seen as corrupt, or to fight against the invasion. The result is a science fiction masterpiece of enormous scope and vision.
Lasst mich kurz mal mit was Positivem anfangen und erwähnen, dass ich die Kapitel, die tatsächlich was mit der Kulturrevolution zu tun hatten und damit die Hintergrundgeschichte von Ye Wenjie das Beste an dem ganzen Buch waren. Die Geschichte wird nie eine Charakterstudie und bleibt sehr weit entfernt von den Emotionen der Figuren, aber allein was dieser Frau passiert, zeichnet (vielleicht gerade deswegen weil es ein wenig nonchalant sachlicher bleibt) ein sehr harsches Bild. Was dann auch ihre späteren Handlungen erklärt, wenn auch vielleicht nicht entschuldigt.
Und die Tatsache, dass der First Contact with Aliens in diesem Fall zu einer dunklen Warnung wird - und eine ganze Geheimgesellschaft anstößt, die tatsächlich der Meinung ist, dass die Menschheit nur von Aliens gerettet werden kann bzw. es verdient hat ausgelöscht zu werden, weil wir nicht zu retten sind, ist eine faszinierende Prämisse. Ich meine, wir sind alle schonmal an der Menschheit verzweifelt, oder?^^
Mein Problem mit diesem Buch besteht daher nicht darin, dass die Ideen nicht interessant waren - aber es ist Space Odessy all over again. Eine gute Idee für eine philosophisch/kulturelle Beobachtung oder Theorie, oder Spekulation ist alles gut und schön, aber wenn man der Geschichte einfach anmerkt, dass der Autor viel interessierter war die Details seiner Spekulation auszuarbeiten, als wirklich relevante Charaktere und eine kohärente Story zu entwickeln, dann fesselt mich das schnell nicht mehr.
Hier war ich vor allem schnell am Limit, weil 300 Seiten dieses 600 Seiten Buches aus der Beschreibung eines Computerspiels bestehen, das sogar der Protagonist (der selber ein sehr vage gezeichneter Funktionsträger bleibt) langweilig findet.^^ Es geht immer nur um Info-Dump nach Info-Dump zu der Physik des Three Body Problems, warum die Aliens keine Lösung finden konnten und darum am Ende natürlich gewzungen sind andere Zivilisationen auszulöschen, weil what else can you do, you know?! Und diese seltsame Mischung aus endlosen (und für mich am Ende irrelevanten, weil ich keine Lust hatte mich in die Physik einzulesen und es auch nicht nötig ist, um den Punkt zu machen "Problem unlösbar") Details und halbgeformter Verschwörung, um "Mitleid" für die Aliens zu generieren, funktioniert nicht mal für die Charaktere intime und damit noch weniger für mich.
Auf der anderen Seite gibt es dann riesige (in Theorie) Action-Plotpoints, in denen ein ganzer Öltanker und seine komplette Crew mit "Nano-Strings" in feine Scheibchen geschnitten werden, was vermutlich Filmemachern ala Michael Bay feuchte Träume beschert, aber im Kontext in absurde Science Magic abdriftet, weil plötzlich gar nichts mehr erklärt wird dazu wie irgendwas davon funktioniert. Das Material, das absolut alles durchschneidet, lässt sich zu Netzen spannen zwischen Pfählen von Leuten, die noch alle ihre Finger haben am Ende. Ja, nee ist klar. Die Mono-Filament-Peitsche bei Shadowrun ist wenigstens ein schlechter Witz, aber ich muss 300 Seiten Physikvorlesung ertragen zu einem Problem, das dich offensichtlich fasziniert, nur um dann im nächsten Kapitel zu hören "jaja, das Ding, das ich dringend für meinen Plotpunkt brauche, hab ich nicht so ganz ausgearbeitet, das funktioniert schon irgendwie, trust me"??
Vielleicht hätte ich weniger zu motzen, wären wir bei Ye Wenjie als Protagonistin geblieben, aber deren Geschichte erfahren wir dann auch erst als Info-Dump ganz zum Schluss. Es ist dem Autoren einfach immer wichtiger uns alles Mögliche über die tollen Gesellschaftlichen und Politischen Mechanismen zu erzählen, die zu seiner Spekulation gehören, als wirklich irgendwie zu *zeigen* warum das relevant für irgendwen in dieser Story ist. Es gibt in diesem Sinne keine Story, die Charaktere im Buch sind auch nur Leute die danebenstehen, während andere Charaktere ihnen Info-Dumpen was passiert ...
Und bevor das jemand auspackt, das ist glaube ich kein kulturelles Problem - wie gesagt Space Odessy krankt für mich an genau demselben Desinteresse einen philososphischen Punkt mit nachvollziehbaren, interessanten Charakteren anzureichern. Es ist also vielleicht eher ein Genre-Problem und viele dieser Sci-Fi Geschichten wären besser aufgehoben als philosophisches Essay - da würde ich mich zumindest nicht über das Info-Dumping beschweren. ;-)
Unterm Strich muss ich leider sagen, hat mich diese Serie in eine ziemliche Leseflaute manövriert, weil der 2. Band sich irgendwie noch "schlimmer" anließ, was die Dinge betraf, die mich gestört haben und ich dann irgendwann gar keine Lust mehr hatte irgendwas zu lesen. Probably that is just me und vielleicht komme ich irgendwann mal dazu zurück ... aber wenn nicht, kann man mir zumindest nicht nachsagen, ich hätte es nicht versucht.
Mehr als 2,5 von 5 VR-Brillen kann ich mir trotzdem nicht abringen - sehr spannende Ideen, unfassbar langweilig (für mich) präsentiert, ich kann einfach nicht so tun, als wäre es anders gewesen. Aber wie immer: Your mileage may vary, das hier ist eben nur meine kleine Ecke des Internets! ;-)
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