Tja und da war der Juli auch schon wieder vorbei...
Zu meiner Verteidigung: Es ist viel zu heiß, um irgendwas zu tun und außerdem war ich trotzdem ziemlich fleißig!;-)
Und fleißig war ich tatsächlich nicht alleine, denn seit dem Wochenende haben 2 von 3 Korrekturfahnen der
Bruchstücke ihren Weg zurück in mein Home-Office gefunden und bis nächste Woche sollte die dritte auch eingesammelt und (hoffentlich) besprochen sein. Das allein an guten Nachrichten noch nicht genug, haben wir es tatsächlich am heißesten Nachmittag des Jahres (kann ja keiner ahnen;-) in unserer brütend heißen Küche auch zu einer sehr produktiven Feedback-Sitzung gebracht, die quasi schon Aufhänger für diesen Artikel ist.
Lustigerweise - und für mich auch ziemlich überraschend - haben mich nämlich gleich mehrere Menschen, die sich nach meinen Wochenendplänen erkundigten sehr überrascht darüber geäußert, dass ich einen ganzen Nachmittag "nur" zum Besprechen von Feedback eingeplant hatte, das mir ja "schriftlich" quasi schon vorlag...
Aus diesem einfachen Grund also heute mal der Exkurs - Feedback. Oder: Wie solls denn sonst gehen?;-)
Wie man meinen letzten Zwischenständen immer wieder entnehmen konnte, werde ich nicht müde den Einsatz meiner fleißigen Test-Leser zu loben und das liegt eben genau daran, dass Test-Lesen nicht mit ein paar angemarkerten Zeichenfehlern (oder ein paar mehr, in meinem Fall...;-) getan ist!
Konstruktive Kritik (
HIER schonmal besprochen) ist essentiell und nicht einfach so aus dem Ärmel geschüttelt und wer in dieser Hinsicht ein paar zuverlässige Helfer um sich versammeln kann, sollte sich glücklich schätzen!!!
Um das nochmal kurz und bündig zusammenzufassen:
Beim Beta- oder Test-Lesen geht es nicht darum einen Text zu bewerten, sondern zu durchleuchten.
Wo der Unterschied ist? Im Ergebnis!
Natürlich freut sich jeder Schreiberling über positive Kommentare und manchmal mag es ja auch Texte oder Passagen geben, zu denen man einfach nur sagen möchte: Super!
Was uns aber weiterbringt ist das
Warum? und da beginnt es dann auch für beide Parteien in Arbeit auszuarten.;-) Um sich weiterzuentwickeln, muss der Autor wissen was und warum. Und damit meine ich Was & Warum alles! Warum hat dir das gefallen und das nicht? Was würdest du da anders machen? Wie könnte sich dieses, jenes und welches entwickeln, um diesen und jenen Effekt bei dir zu vermeiden/auszulösen?
Und nicht zuletzt: Wenn es dir nicht gefiel, liegt das an dir oder am Text??
Und wer das alles aus ein paar schritlichen Kommentaren ziehen kann, ohne nochmal drüber zu sprechen, der soll das ruhig tun...ich mache das lieber beim Working-Lunch ganz persönlich!;-)
Wer sich ernsthaft mit seinen Texten auseinandersetzen will, kommt (meiner Meinung nach) um einen Beta-Test mit 2-4 Personen gar nicht herum - es gibt ja Menschen, die das nicht wollen, das soll mir ja egal sein, aber in meiner Erfarhungswelt merkt man es den Geschichten meistens an....*husthustschätzinghust*;-)
Warum aber jetzt wieder die Arbeit auch noch multiplizieren?
Immerhin haben wir ja gelernt, dass es schon schwierig sein kann genug Freiwillige zu finden (wir haben ja alle noch was anderes zu tun im Leben...), und
dann sind die Kommentare durchzuarbeiten und
dann muss man sich auch noch zur "Abschlussdisskusion" einfinden und den ganzen Kram nochmal durchkauen...
Ganz einfach: Man wird nie rausfinden ob eine Geschichte breitenwirksam "funktioniert", wenn man nur einen Test-Lauf hat. Das wäre ungefähr so, als würde man einen neuen Film nur mir zeigen, bevor er in die Kinos kommt und daraufhin die Entscheidung treffen...das würde doch niemand wollen, oder??;-)
Und grade die schwierigste aller Fragen - Liegt es an dir oder am Text? - wird man anders wohl kaum entscheiden können, denn der Autor hat in dieser Bewertungsrunde keine Stimme!
Dass man seine eigenen Stilmittel und Erzählstruktur mag, davon gehe ich verstärkt aus, aber was wenn ein Gegenüber damit so ü-ber-haupt-nichts anfangen kann oder es nicht nachvollzieht und "an der Geschichte vorbei" liest?
Dann muss man testen, ob das Stilmittel, die Chrakterführung, Erzählstruktur oder oder oder einfach suboptimal (weil nicht verständlich) umgesetzt ist, oder ob diesem einen Menschen dieser Twist, diese Figur, dieses Ende, dieses wasauchimmer grade aus welchen Gründen auch immer nicht liegt oder nicht gefällt.
Ein Hinweis für Test-Leser an dieser Stelle: Geschmacksurteile sind erlaubt, sofern sie als solche kenntlich gemacht werden!;-) Natürlich sollte man jederzeit sagen dürfen: Du, das da gefällt mir einfach nicht, ist nicht mein Ding.
Man muss dann nur damit leben, dass dieser Kommentar nicht wirklich eine Handlungsaufforderung enthält, denn
everybodys darling zu sein kann und darf nicht das Ziel einer Geschichte sein!:-)
Für die
Bruchstücke kann ich allerdings beruhigt sagen, dass bisher kein Text im Beta-Lauf komplett "versagt" hat, auch wenn es hier und da noch Handlungsbedarf gibt, bevor es dann in den finalen Lektoratslauf geht.
Hier eröffnet sich natürlich einerseits eine positive, andererseits eine anstrengende Seite von Anthologien:
Einen Roman kann man viel besser im großen Zusammenhang bewerten - wenn sich Schwächen auftun, sind die aber dann meisten richtig anstrengend zu beheben. Bei Kurzgeschichten geht es oft um Nuancen, dafür muss man aber auch damit leben können, das ab und zu Geschichten als Ganzes als "nicht mein Ding" abgestellt werden können. Die eigene Erfahrung sollte da aber den geneigten Schreiberling beruhigen - man (ich) mag ja selbst auch eher selten jeden einzelnen Text einer Anthologie, selbst von den "Großen" der Zunft. Ich erinnere mich da an die letzte
Gaiman-Anthologie...;-)
Noch ein Hinweis an Test-Leser dazu übrigens: Positive Kritik gefällt immer, aber Negative trägt am weitesten! Jeder wird gern gelobt, aber es geht darum zu
verbessern, also ruhig auch mal richtig meckern - nett und sachlich, versteht sich.;-)
Ich hoffe jedenfalls, dass meinen Test-Lesern das Ergebnis am Ende gefallen wird, damit sich die brütend heiße Arbeit gelohnt hat...ich werde jedenfalls mein Bestes versuchen!:-)