Publikationen, Projekte, Persönliches

25.07.2014

Testballon Lesen Teil 2: Ettiquette & Espionage

So endlich haben wir mal die Fotoladung aus dem Urlaub durchexerziert und können wieder zu anderen, wenn auch verwandten Themen übergehen: Sommerlektüre zum Beispiel!;-)

Ich packe das mal chronologisch an, auch weil meine Schiffslektüre sehr Reclam-lastig war (sind einfach gut im Handgepäck zu verstauen) und damit ein paar mehr Worte erfordert. In meiner ersten urlaubswoche habe ich dagegen ohne besondere Mühen diesen Testballon hier durchgezogen:

Ettiquette and Espionage von Gail Carriger - erster Teil einer bisher 2teiligen Serie "Finishing School"

Fangen wir mal dabei an, dass ich das Cover großartig finde, das ist immer ein guter Hinweis!;-) Beim Kauf des Buches habe ich dabei noch gar nicht bemerkt, dass die tolle Paisley-Tapete im Hintergrund aus Zahnrädern besteht - ein sehr nett gemachter Hint auf die sehr Steampunkige Ausrichtung der Hinergrundwelt, die mich aber auch ohne Vorahnung positiv überrascht hat.

Auch den britisch-trockenen Stil mochte ich sehr gerne - wenn man schon über dunkle Machenschaften, elektronische Butler, Vampire, Werwölfe und böse Wissenschaftler schreibt, kann man das immer noch mit dem Hinweis tun, dass eine Dame ihre Knöchel nicht zu entblößen hat.
Außerdem gibt es natürlich wieder mal viele Luftschiffe in jeglicher Form und auch Luftpiraten, oder auch Flywaymen, eine Wortschöpfung, die ich an sich großartig finde...;-)

Insgesamt plätschert das Buch also sehr angenehm vor sich hin, ich habe ein paar Mal gelacht und spannend war es auch scheinbar ausreichend, ansonsten hätte ich auch im urlaub länger als 4 Tage zum Lesen gebraucht.
Was mir allerdings ein wenig fehlte war die Charakter-Substanz - natürlich ist das niedlich, wenn "wohlerzogene junge Damen" in einem viktorianischen Setting rumlaufen und dabei Einbruchstechniken und das korrekte in Ohnmacht fallen üben...aber irgendwie fehlte mir ein wenig Tiefgang bei den Hauptfiguren, die blieben alle so ein wenig flach und motivationseingeschränkt...
Und auch wenn ich nicht der größte Fan ihrerselbst bin: Dass hochwohlgeborene Erzählweise und interessante Charaktere sich nicht ausschließen müssen, hat uns Jane Austen schon vor 200 Jahren beigebracht.

Vielleicht wird das ja im nächsten Buch besser, ich werde dem nochmal eine Chance geben. Bis dahin vergebe ich mal wohlwollende 3,5 von 5 Spitzentaschentücher für eine sehr hübsche Idee, die noch ein wenig Substanz vertragen könnte.

23.07.2014

In Oslo


Ich glaube im Zusammenhang mit Geiranger hatte ich schonmal erwähnt, dass die Zeitfenster zum Landgang uns teilweise ein wenig irritiert haben - natürlich war es komfortabel sein Hotel quasi immer dabei zu haben, aber wenn man gewohnt ist seinen eigenen Zeitplan zu haben, erfordert es schon ein wenig Umgewöhnung sich an diese festen Abfahrtszeiten zu halten.

In Oslo war das für uns besonders schwer, denn ausgerechnet in der Hauptstadt hatten wir gerade mal 3,5 Stunden Zeit uns umzusehen, bevor es auch schon wieder nach Hause ging. Glücklicherweise lagen wir diesmal tatsächlich nur 5 Min vom Rathaus entfernt und direkt neben der Arhus Festung, die wir besichtigen wollten, aber trotzdem fühlten wir uns ein wenig gehetzt den Tag über - da war es fast noch ein Glück, dass wir schon um 7 Uhr morgens aufbrechen konnten und schon vor Mittag wieder zurück sein mussten. Hetzen in Hitze wäre wohl noch schlimmer gewesen...

Die Innenstadt ließ sich aber zumindest zu Fuß relativ gut ablaufen - es war für mich immer wieder schwierig daran zu denken, dass Innenstädte an der Küste in Norwegen oft langezogen sind. Wenn man aus einer Gegend kommt, die nicht so sehr von Hohen Bergen und Tiefen Schluchten bestimmt ist, erwartet man irgendwie immer dasselbe Kreisrunde Mittelalter Stadtmuster.;-)
Mit ein wenig Anstrengung verbunden war eigentlich nur der Aufstieg zum königlichen Schloss - natürlich ein Must-See - und auch hier war ich wieder mal irritiert. Irgendwie geht "man", wenn man über Königliche Residenzen, Statuen oder so nachdenkt immer von den Modellen Versailles oder Buckingham aus, Reiterstandbilder, komische Perücken, häßliche Schoßhündchen und den ganzen Kram inklusive.

In Skandinavien zelebriert man allerdings royales Understatement - Reiterstandbilder haben wir nur eines gesehen, ansonsten waren Königsstandbilder immer aufrecht stehende Männer in Marineuniform, so unaufgeregt wie ein Knäckebrot. Passend dazu war dann auch das königliche Schloss kleiner als das Trianon (aka das bessere Gartenhäuschen) in Versailles - aber es hatte einen Pavillion, wenn auch ohne Frauenraubgruppen...;-)

Ein bißchen Kultur konnten wir dann aber im Arkhus dann doch noch mitnehmen - die Festung ist erstaunlich groß, dafür, dass sie mitten in der Stadt liegt, jedes Mal wenn wir durch irgendein Bogentor gingen, habe ich erwartet jetzt wieder auf der Straße zu stehen, aber das hat erstaunlich oft nur einen nächsten Vorhof eröffnet - und bis auf den "Palast" völlig kostenlos zu besichtigen.
Wir haben die paar Euro dann aber doch noch investiert und dabei zum Beispiel gelernt, dass es in Norwegen genau eine giftige Schlangenart gibt -  vermutlich eine Unterart der Natter.
Diese wurde nämlich von einem der Festungsverwalter als Haustier gehalten - er hatte ihr allerdings heimlich die Giftzähne gezogen...untrue;-) - um seine scheinbar sehr zahlreichen Gläubiger fernzuhalten....ob das funktioniert hat, sagt die Legende nicht.;-)

Wir waren jedenfalls am Ende nicht überrascht zu erfahren, dass Staatsgäste hier unterhalten werden und nicht im Gartenpavi... äh Schloss in der Innenstadt. Understatement als beeindruckende Maßnahme zu Staatsempfängen hat sich wohl nicht nicht durchgesetzt - andererseits haben Norwegen und Dänemark immerhin noch Könighäuser, im Gegensatz zu Frankreich, Österreich oder Deutschland...viele verschiedene Reiterstandbilder können also nicht das Erfolgsrezept sein?

Demnächst muss ich dann noch meine Urlaubslektüre nachholen - Fotos gab's jetzt auch erstmal genug...;-)

21.07.2014

Hochsommer in Kristiansand



Hatte ich schon erwähnt, dass es unheimtlich heiß war in Norwegen? Ich glaube, in den letzten 2 Tagen nicht...
Jedenfalls war unheimlich heiß und so waren wir gar nicht so traurig, dass der vorletzte Stop unserer Reise Kristiansand war - das Brighton Beach von Norwegen, wo alle sonnenhungrigen Nordlichter für Strandfeeling hinkommen.;-)
Dabei konnten wir auch wieder feststellen, dass diese Art von Hochsommer scheinbar ungewöhnlich für die Gegend ist - jedenfalls liefen auch hier viel mehr halbnackte Menschen rum, als man so aus deutschen Küstenstädten gewohnt ist. Dabei ist uns auch mal aufgefallen, dass wir zu wenig tätowiert sind, um in Skandinavien nicht aufzufallen, das war uns in Kopenhagen schon mal untergekommen...gibt es da eine ethnologische Studie warum man in Skandinavien - wo man das ganze Jahr eigentlich dick angezogen verbringt - Hauttechnisch soviel bunter ist?;-)
Ehrlicherweise muss man auch zugeben, dass die Stadt eigentlich nur ein Strand mit ein paar Geschäften dran ist, aber in den Temperaturen war uns das nur recht - in Bergen konnten wir irgendwann einfach nicht mehr weiter rumlaufen, weil es nirgendwo Schatten gab und die Hitze einfach zu belasted für den Kreislauf war.

Da kamen uns ein paar Stunden Strandurlaub grade recht, zumal wir schnell rausgefunden haben, dass die vorgelagerte Halbinsel nicht mal halb so überlaufen war, wie die Strände in Reichweite der Eisläden...;-)

Ich glaube Norweger werden als halbe Bergziegen geboren - zumindest haben wir Viele in Flip-Flops zwischen den Hügeln rumklettern sehen, in die ich mich nicht mal mit vernünftigen Schuhen reingetraut hätte...vielleicht ist man als Fjordbewohner auch immun gegen Höhenangst?

Wir konnten leider nur ein wenig unsere Füße in der Nordsee baden, aber wie man auf den Fotos sehen kann, war die Aussicht an sich auch schön hübsch genug, als dass man einfach ein paar Stunden Entspannung einfach so mitnehmen konnte - ohne Stress irgendwas zu verpassen.:-)

19.07.2014

In, auf und um Bergen


Bergen heißt Bergen, weil es von Bergen umgeben ist...hmm...ja kann ich nachvollziehen - ich glaube der einzige Grund warum das extra noch Erwähnung in unserem Reiseführer finden konnte, ist die Tatsache, dass sich das Englische mountain oder hill nicht wirklich aus dem Germanischen ableitet. Für uns war das jetzt weniger die große Erkenntnis.;-)

Bergen als "Stadt zwischen den Hügeln" an sich, war da schon interessanter - schon bevor wir losgezogen sind, haben mir alle Kollegen, die schonmal in Norwegen waren, erzählt, dass Bergen das eigentliche Highlight ist und nicht - wie man vielleicht annehmen würde - Oslo. Ich konnte da erstmal nichts zu sagen, aber in der kurzen Zeit, die wir in beiden Städten verbracht haben, habe ich schon verstanden, was gemeint war:
Während Oslo in den Nebenstraßen realtiv "normal" aussah - Imbissbuden, graue Häuserblöcke, Neonschilder etc. - hätte ich meine ganze Kamera eigentlich ausschließlich mit hübschen Straßenzügen aus Bergen vollstopfen können...man wir trotz meiner mühsamen Zurückhaltung noch genug davon finden!;-)
Teilweise fühlte ich mich an Wien erinnert, wo man auch irgendwann überfordert ist jedes hübsche Haus zu würdigen...

Als Kontrast dazu kann man außerdem durch Bryggen wandern - ein winziges kleines Überbleibsel aus der Zeit, als die ganze Stadt nur aus eng zusammenstehenden Holzhäusern bestand. Heute stehen nur noch ein paar der Häuser, aber in den Holzfluren dazwischen kann man sich fast 800 Jahre in die Vergangenheit versetzt fühlen, wenn man die vielen Touristen ignoriert...was manchmal zugegebenermaßen nicht ganz einfach ist...;-)

Leider war es auch nicht einfach die furchtbare Hitze zu ignorieren - ich glaube die Norweger waren selber ganz geflasht von dem ungewöhnlichen Sommerwetter, zumindest sind uns umheimlich viele seehr spärlich bekleidete Einheimische über den Weg gelaufen...wenn man 15Grad schon als Hochsommer empfindet, kann man sich bei 30grad vermutlich nicht mehr anders zu helfen wissen.;-) Bei diesem Wetter war es natürlich nicht unbedingt ideal ständig bergauf oder bergab zu laufen, ich glaube wenn ich nach norwegen umziehen würde, wäre ich innerhalb kürzester Zeit topfit, ohne Fitnessstudio oder sonstige Hilfmittel.^^

Am Ende wolten wir dann aber doch noch durch die Wälder wandern und zum Glück gibt es dazu mehrere Bergbahnen, die ns zumindest den Weg nach oben abgenommen haben - der Weg wieder runter war anstrengend genug, aber immerhin hatten wir so Gelegenheit ein paar Trollen zu begegnen und nach der Unsichtbaren Hexe zu suchen! :-)



18.07.2014

Fjord of the Fjords

Keine Angst, ich habe nicht über jeden Stopp unserer Urlaubsreise so einen Roman zu erzählen...in einigen Orten waren wir ja auch nur für ein paar Stunden, da fällt es selbst Gewaltmarschlern wie uns schwer so viel Annekdotenpotential zusammen zu sammeln...;-)

Um am nördlichsten Punkt unserer Reise anzukommen, mussten wir aber erstmal einen ganzen Tag auf See verbringen - der einzige Zeitpunkt, an dem sich ein wenig Unwohlsein bemerkbar machte, das eventuell Seekrankheit hätte sein können...vielleicht waren es aber auch nur Vergiftungserscheinungen von den Mörder-Mückenstichen, die ich aus Warnemünde mitgenommen habe, ich sage nur golfballgroße Hämatome und nässende Flüssigkeitsansammlungen.^^
Pünktlich zum "Pool-Tag" sah ich also ziemlich leprös aus, was meine schon sonst sehr geringe Lust im Badeanzug rumzulaufen nicht grade gesteigert hat...







Trotzdem hat die Trainingseinheit im Fitnesstudio gegen das Schlinger-Gefühl geholfen und nach einem entspannsamen Aufenthalt im Whirlpool sind auch die Mückenstiche besser geworden - vermutlich hat das Chlor da irgendwas weggeätzt, ausgerechnet Mückenprävention oder Behandlungszeug hatten wir in unserer Reiseapotheke natürlich vergessen.;-)

Mir sind in Geiranger vor allem zwei Momente im Gedächtnis geblieben:
Als wir aus der Tür aufs Außendeck kamen und plötzlich nur noch grüne Fjordwände um uns rum sehen konnten und als unser Touri-Bus irgendwann in einer Kurve die Morgenstimmung von Grieg eingespielt hat.
Beides trifft einen irgendwo tief im Magen und ich gestehe bei der Aussicht auf den Fjord mit der Musikuntermalung hatte ich auch ein wenig Pipi in den Augen...

Gerianger an sich ist ein Phänomen - 250 Menschen leben da und schleusen jeden Tag so zwischen 3.000 und 8.000 Touristen durch...das ist mal eine Quotenverteilung, die man sonst wohl selten findet.;-)
Im Dorf selber gibt es auch nicht viel zu tun, eigentlich fährt man von hier aus nur weiter - mit dem Boot durch den Fjord, mit dem Kanu durch die Flüsse oder mit dem Bus rauf auf die Berge.
Wir haben uns für letztere Variante entschieden, denn wie immer war nicht soviel Zeit, wie wir gerne gehabt hätten - und die Aussicht (+ Aussfahrt mit dem Schiff an den Wasserfällen vorbei) macht eindeutig klar, was unser Reiseführer meint, wenn er schreibt die Landschaft in Norwegen sei "insanely beautiful".

Ich mag dazu gar nicht viel mehr sagen, die Bilder sprechen denke ich für sich! :-)
Gekrönt wurde dieser Ausflug nach Norden übrigens von einem Sonnenuntergang um 23:15Uhr - die Mitternachtssonne war's noch nicht wirklich, aber wo kann man sonst schon solche Fotos kurz vor Mitternacht machen?
 Alle Fotos vom Nebelverhangenen Morgen und dem Rest des Tages gibt es hier.
Ja, es ist viel Grün und Wasserfall, aber was solls?! ;-)

16.07.2014

In Kopenhagen


Irgendwie fahren wir immer der Sonne entgegen, wenn es in Aachen regnet, stelle ich mit einem Blick auf den Sommerurlaub letztes Jahr fest - und lustigerweise fahren wir dabei meist nach Norden, der wohl scheinbar zu Unrecht einen schlechten Ruf in puncto Wetter genießt? ;-)

Man soll sich aber nicht beschweren, denn bekanntermaßen sind Strandurlaub und südliche Gefilde in der Sommerhitze meine Sache nicht. Es hätte mich aber schon jemand vorwarnen sollen, dass beim "Sommer im Norden" auch schonmal eine ganze Flasche Sonnenmilch mit Lichtschutzfaktor 50+ nicht genug sein kann...das soll jetzt einer ahnen!

Anyway, ich dachte ich fange einfach mal am Anfang an - eine ganze Woche nordische Küsten in einen Eintrag packen, schien mir ein wenig zu viel des Guten, also kommt der Sommerurlaub 2014 Scheibchenweise.

Eigentlich fing unser Urlaub auch gar nicht in Kopenhagen an, sondern in Rostock und Warnemünde, wo wir am Tag vor der Einschiffung schon angereist waren, um uns den Stress von 8 Stunden Zugfahrt, Einchecken, Sicherheitskontrolle, Gepäckaufgabe, Abreise nicht auf einmal geben zu müssen.
Fotos zum deutschen Küstenfeeling gibt es auch einige, nämlich für Rostock hier und Warnemünde hier, aber außer den Massenveranstaltungen bei der Warnemünder Woche (Waschzuber-Rennen und Beach Volleyball) war das weniger aufregend. Der "witzige" Kommentator beim Waschzuber-Rennen hätte es allerdings fast geschafft mich zur Kampf-Emanze mutieren zu lassen - ich springe jetzt wirklich nicht bei jedem Herrenwitz sofort im Karrèe, aber bei 10 pro Minute kann das schonmal vorkommen!;-) Dafür gab es aber lustige "Wettbewerbe" und Backfisch im Brötchen, man will sich also versöhnlich zeigen.

Unser "Schiffchen" war übrigens nicht die AIDA (das haben erstaunlich viele Leute gefragt), sondern das Schiff daneben, ein wenig kleiner, aber dafür vermutlich auch nur halb so teuer...;-) Nach ein wenig erstem Seeluft-Tanken bei der Abfahrt, waren wir dann über Nacht auch schon in Kopenhagen - oder zumindest irgendwo davor...
Die Aussage weiter-gereister Tischnachbarn vom Abend, dass man ja "quasi direkt an der Meerjungfrau anlegt" bewahrheitete sich nur in sofern, dass es da tatäschlich einen Anleger gibt - den hatte sich aber schon ein Schiff von MSC geschnappt.
Also lagen wir im Neubaugebiet Nordhavn, was jetzt selbst für mich keine übersetzerischen Anstrengungen erforderte. Man hätte beim Bordservice einen Transferbus in die Innenstadt für 10€/Person buchen können, aber dafür hätte man vielleicht weniger Individualtrourist sein müssen, oder weniger davon überzeugt, dass "wenn man die Stadt schon sehen kann, dann kann man auch laufen"....hmmmja...nein!;-)
Uns wurde jedenfalls relativ schnell klar, dass der Nordhafen ein ganze schönes Stück vom Zentrum entfernt ist und das wir das nicht laufen würden...aber als Nicht-Autofahrer sind wir ja glücklicherweise bewandert in der Nutzung sämtlicher öffentlichen Verkehrsmittel (dachten wir), also erwarben wir relativ schnell und unkompliziert ein Linienbusticket bis zu Stadt für 3,5€/Person.
Dieser Bus brachte uns dann immerhin fast bis zur Meerjungfrau, wenn auch nicht bis zum Rathaus, wie auf dem Plan stand...wenn ich die Erklärung des Busfahrers richtig verstanden habe, hätten wir dafür auf den nächsten Bus der gleichen Linie warten müssen...
Wenn dir aber gesagt wird, dass der nächste Bus erst in 15Min kommt und es zu Fuß 10Min bis zur Innenstadt sind, dann bin nichtmal ich faul genug so lange zu warten und außerdem hatten wir ja nur ein begrenztes Zeitfenster bis wir zum Wasserhotel zurück mussten.

Von diesen Anfangsschwierigkeiten abgesehen, verlief der Tag dann aber erstmal planmäßig - nach 15Minuten (mit Stop am Bankautomaten) waren wir tatsächlich am Nyhavn (wieder so ein Wort, das sich selbst erklärt;-), wo wir hinwollten, weil von da aus die Kanaltouren durch die Stad starten.
Für 6€/Person würde ich das jedem empfehlen, das ist wirklich nicht teuer für 1,5Stunden durch die Stadt schippern!:-)
Danach hat man so die wichtigsten Landmarken auch schonmal gesehen und kann sich in Ruhe überlegen, was man sich noch näher ankuken will - in unserem Fall Festungsinsel, Rosenpark, Schloss und Hafen inkl. Meerjungfrau, also so die Touri-Routen.;-)
Durch die Innenstadt-Einkaufspassage sind wir auch mal kurz durch, aber da war es uns a) zu voll und b) zu dreckig...erstaunlich eigentlich, denn der Rest der Stadt sah sauberer aus als Aachen, wo vermutlich nichtmal 1/8 soviel Leute durchkommen...

Mein Highlight war jedenfalls der Rosenpark, wo - wie wir feststellten, nachdem Soldaten an uns vorbeiliefen - auch die Kronjuwelen ausgestellt werden. Wie immer - so ein London Deja-Vu - war uns das Wetter aber zu gut für Museum...Kultur muss halt warten, wenn die Sonne scheint!.;-)

Der Rückweg zu unserem Schiffchen nach 5 Stunden Marsch durch die Stadt war dann allerdings ein wenig abenteuerlich - natürlich sind Erfahrungen im ÖNV oft abenteuerlich, aber sowas habe ich vorher noch nie erlebt...
Da waren wir gerade wieder an der Haltestelle zu "unserer Buslinie" (sprich, die Linie mit der wir in die Stadt gefahren waren) angekommen, da durften wir feststellen, dass diese Linie am Wochenende gar nicht fährt...der Busplan, unser Stadtplan und die Angestellten in der S-Bahn-Station gegenüber waren sich da 100% sicher...was uns vor 2 Fragen stellte:
1. Mit welchem Geisterbus aus einer anderen Dimension sind wir dann hingefahren?
2. Wie zur Hölle kommen wir jetzt zu unserem dummen Kahn zurück?

Auf die erste Frage habe ich bis heute keine Antwort gefunden, aber die Antwort auf Frage 2 kenne ich leider: Durch einen Gewaltmarsch in brütender Hitze durch die Trümmer- und Baustellenlandschaft des dummen Nordhafens, genau so!
Vorher durften wir aber immerhin für eine Station das Kopenhagener S-Bahn-System testen - pünktlich und sauber mit sehr netten Mitreisenden, immerhin...;-)

Aber den Trip durch den Hafen wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht - die Sonnencreme war schon lange runtergeschwitzt und wir konnten unsere Haut echt in der Hitze brutzeln fühlen...mal ganz abgesehen vom Zustand unserer armen Füße!^^
Und das Schlimmste - ja es geht schlimmer - war wirklich, dass man unser Schiff für fast die ganzen 45Min am Horizont sehen konnte...eine Baustelle nach der nächsten, ein endloser Zick-Zack durch die Großbaustelle und der Pott von Kreuzfahrtschiff kommt und kommt nicht näher...mich schaudert's jetzt noch! Zum Glück sind uns auf dem Weg noch ein paar gute Witze eingefallen, die ich auch schon wieder vergessen habe - vermutlich hatten alle was mit glühenden Wüstenlandschaften im hohen Norden zu tun - ich kann mich jedenfalls erinnern, dass unsere Laune erstaunlich gut gelieben ist...
Vielleicht härtet man einfach ab, wenn man sich oft genug irgendwo verlaufen hat...;-)

Fazit also: Kopenhagen ist eine sehr schöne Stadt, wenn man Einkaufsmeilen und den öffentlichen Nahverkehr meidet!
Aber wenigstens hat man was zu erzählen, wenn man wieder Zuhause ist...;-)
Alle 10.000 Fotos (oder so;-) gibt es hier.

Demnächst dann Norwegen!!

13.07.2014

Gelandet

So, das war dann auch schon wieder der Sommerurlaub - 2 Wochen, die immer im Flug vergehen und das nicht nur wegen der halb freiweilligen, halb alternativlosen Online-Abstinenz! Übermorgen geht der Ernst des Lebens weiter und bis dahin gibt es 5 Tonnen Wäsche zu waschen, die Wohnung in bewohnbaren Zustand zu bringen und den gähnenden Kühlschrank wieder auszufüllen - mal ganz abgesehen von der Aufmerksamkeit, die unsere Terrorviecher nach 8 Tagen Abwesenheit zu brauchen meinen...;-) Natürlich gibt es nach 2 Wochen auch viel zu erzählen - unfassbar viele Norwegen Fotos, Bücher und Bücher (Sonnendecks sind gut zum Lesen:-) und vermutlich auch noch anderer Kleinkram. Dazu müssen wir dann aber kommen, wenn mein Hirn auch wieder Zuhause ist - momentan wache ich noch morgens auf und wundere mich darüber, dass man vom Fenster aus kein Meer sehen kann. *sfz* ;-) Bis dahin also mal ein kleines Foto zwischendurch von dem 3/4 fertigen Kranich-Projekt und bis bald mit ganz viel mehr Fotos!

02.07.2014

How To: Ein Sommerkleid in 4,5 Nähten

Der Sommer gönnt sich ja gerade eine kleine Pause, aber da es dieses Jahr schonmal richtig warm war, habe ich mir trotzdem schonmal Gedanken dazu gemacht, was man denn so tragen könnte, wenn es eigentlich zu heiß ist und FKK aber trotzdem keine Lösung...;-)

Wie man ja vielleicht schon weiß, ist Shopping an sich kein Zeitvertreib, der mir irgendwie Spaß macht. Ich hasse Umkleidekabinen und das ständige zur Post rennen für Online-Einkaufen macht es nur unzureichend besser. Zudem muss man ab Kleidergröße 44 ja leider damit leben, dass es viele schöne Dinge einfach nicht in einer passenden Form gibt.

Aus all diesen Gründen habe ich für diesen Sommer mal das Selbstexperiment Easy-Make ausgerufen - heißt ich habe mich auf die Suche gemacht nach Schnitten, die einfach zu machen sind, für die man nicht viel Stoff und Equiment braucht und die ganz sicher passen! :-)

Testballon 1 in dieser Reihe ist sogar schon fertig und schonmal recht zufriedenstellend verlaufen, auch wenn ich für das ursprüngliche Schnittmuster gar nicht genug Stoff hatte.

Schritt 1: Material
Man nehme die Nähanleitung hier - Schnittmuster kann man das ja eigentlich gar nicht nennen ;-) - und kaufe den entsprechenden Stoff. Laut Anleitung 4 Stoffrechtecke von 60cm Breite und der gewünschten Länge - bei mir 5cm über Knie = 120cm

Ich hatte den Stoff schon gekauft, aber er war leider etwas zu kurz, also sieht man hier nur 2 Rechtecke in 80x120cm.

Außerdem Nähmaschiene, Schere, Material für den Gürtel (Stoffüberschuss, oder wie hier anderes Band/Stoff) - außerdem hier noch Borte für den Halsausschnitt.

Schritt 2: Vorbereitungen
Ich hatte nicht genug Stoff, um den Gürtel aus Überschussstoff zu machen, also habe ich einfach ein bißchen farblich passende Borte geflochten - sieht ein wenig "sportlicher" aus.

An sich ist das Schnittmuster so geplant, dass man 4 Seitennähte anlegt und jeweils für den Hals- und Rückenausschnitt vorne und hinten, sowie für die Armausschnitte an den Seiten "Löcher" lässt.
Ich habe also die Seitennähte ca. 15cm offen gelassen - den Hals- und Rückenausschnitt musste ich dann allerdings einschneiden, weil ich ja nur 2 Stoffbahnen hatte.

Schritt 3: Einsatz für die Nähmaschine
Diese Seitennähte werden dann geschlossen und die Oberkante des Stoffes mit dem entsprechend eingeschnittenen Hals- und Rückenausschnitt zusammengenäht bzw. gesäumt. Dann noch die Saumzugabe für die Armlöcher einmal rundrum einschlagen und festnähen (bei dem leicht dehnbaren Jersey bietet sich ein Zick-Zack-Stich mit engen Stichen an, dann braucht man nicht noch zusätzlich die Schnittkanten ketteln). Am Schluss noch den unteren Saum umnähen und schon kann die Nähmaschiene auch schon wieder weggestellt werden, denn jetzt geht es nur noch um die
Schönheitskorrekturen. :-)



Schritt 4: Details
Ich habe festgestellt, dass man die "Ärmel" auch ungerafft lassen könnte, wenn man wöllte - dann hätte man so eine Art Fledermausärmel produziert, aber mir gefiel die geraffte Form der Arme aus der Vorlage eigentlich ganz gut - was mir nicht gefiel waren diese "Zugbänder", die in der Vorlage noch eingenäht werden sollten. Mich erinnerte das irgendwie an Jogginghose und außerdem hatte ich dafür eh nicht genug Stoff.;-)
Ich habe also die Ärmel per Hand gerafft - dazu per Hand mit großen Stichen (1-2cm) auf der Nahtkante entlang nähen und am Ende kräftig ziehen - nur nicht so fest, dass der Faden reißt ;-) - schon haben wir eine Raffung erzielt.
Meine Nahtkante am Hals- und Rückenausschnitt war außerdem recht schief geraten - Einschneiden bei Strechstoffen = keine gute Idee... - aber zum Glück kann man ja immer noch ein bißchen Borte drauftun, dann passt das schon!;-)
Die habe ich dann aber auch lieber per Hand genäht - Maschine geht zwar schneller, aber ist immer ziemlich fiddelig, finde ich persönlich...

Schon fertig!
Das ganze Projekt hat insgesamt vielleicht 5 Stunden gebraucht und 2 davon auch nur, weil ich noch viel per Hand nachgearbeitet habe.
Aber selbst für einen ganzen Nachmittag Arbeit kann sich das Ergebnis schon sehen lassen, finde ich - und der Stoff ist wirklich leicht und fluffig, da kann der nächste heiße Tag ruhig kommen!:-)