Das liegt nicht so sehr daran, dass ich Theateraufführungen oder gar klassischer Musik nichts abgewinnen kann, sondern oft leider daran, dass ich keine Lust auf moderne Inszenierungen habe...
Man mag mich spießig nennen, aber für mich braucht die Zauberflöte keine halbnackten Frauen und Hamlet keine Badewannen voller Kunstblut - und ich bin leider auch keiner der Menschen, die sich damit trösten, dass es wohl Kunst sein muss, wenn sie es nicht verstehen.
Wer nicht weiß was ich meine, schaue sich mal Hape Kerkelings Hurz an - genau so!;-)
Trotzdem kann man mir nicht vorwerfen, dass ich nicht manchmal auch etwas riskiere, also hatten wir an diesem Wochenende Karten für Die Prinzessin im Eis, eine "dystopische, moderne Oper" am Theater Aachen.
Die Vorschau zum Stück, sagt dazu Folgendes:
Irgendwo im ewigen Eis Grönlands (oder den Resten, die noch übrig sind), irgendwann in einer fernen Zukunft:Die Idee an sich klingt ja erst einmal recht lustig - ein Forscherteam aus dem Heute (2015 ist nicht die "ferne Zukunft" meine lieben Theaterschreiber!;-) trifft auf ein schlafendes Dornröschen, dessen Prinz scheinbar ausgeblieben ist und die deswegen der menschlichen Entwicklung gefühlte 1000 Jahre hinterherhechelt.
Ein multinationales Forscherteam sucht nach einem sicheren Ort für die Aufbewahrung von Genproben
ausgestorbener Tiere und Pflanzen. Plötzlich stoßen die Wissenschaftler auf einen riesigen Hohlraum im Eis und finden darin eine gefrorene Frau, die offenbar aus einer anderen Epoche stammt. Sie entpuppt sich bald als außergewöhnlich schöne, aus der Zeit gefallene Prinzessin, die weder die fröhlichen Russen Vlad und Vitaly noch Kalombo, den Klimatologen, kalt lässt. Nun geht es hoch her und nicht nur die Damen der Expedition müssen sich warm anziehen …
Ganz zu Anfang begegnen wir außerdem einem ziemlich skeptischen "Chor" aus Eisbären auf einer verschneiten Bühne, was sehr vielversprechend wirkt.
Leider hat sich der erste positive Eindruck nicht gehalten - Bühnenbild und Kostüme waren großartig und auch der Griechische Chor ist ein Stilmittel, dass ich gerne öfter wiederbelebt sähe - denn wo sich die Vorankündigung einfach nicht bestätigt, ist die Einschätzung das Ganze wäre "ironisch" und "lustig"...
Was wir zu sehen bekamen waren eigentlich nur laufende Klischees (die Kettenrauchende Französin, der waffenverrückte Ami, der Regelversessene Deutsche, die betrunkenen Russen, den Vodoo-Afrikaner blablabla) und eine ziemlich zickige Prinzessin, die wohl als "Methaper" auf den Hochmut der ganzen Menscheit gedacht ist, keine anderen Meinungen und Bedürfnisse als die eigenen gelten lässt und als selbsterklärte Krone der Schöpfung auch mal Eisbären erschießt, weil das ja nur dumme Tiere sind.
Lustig ist das leider nicht wirklich, denn jede einzelne dieser Abziehbildchen-Figuren ist unfassbar unsymphatisch und die "Message", dass alle Menschen irgendwie Iditioten sind und die Umwelt mies behandeln wird so mit dem Holzhammer eingeprügelt, dass ich darüber nur sehr bedingt lachen konnte.
Da half es auch nicht, dass sowohl Libretto, als auch Musik dieses ständige Gegeneinander der Charaktere und die unablässigen Streitereien und Konkurrenzen (irgendwann fangen sie auch noch an sich über die Rechte am ausströmenden Gas zu streiten - als ob das noch nötig gewesen wäre) in teils sehr sperrigen Texten und sehr disharmonischen Kompositionen reflektiert.
Auch hier, man darf mich altmodisch nennen, aber ich finde 2 Stunden Disharmonie einfach anstrengend anzuhören, ich bevorzuge Arien, die man auch mal mitsummen kann!;-)
Unter dem Strich also leider eine Produktion unter dem Titel "gut gedacht, aber schlecht gemacht" - als Theaterstück (ohne die anstrengende Musik), oder als Operette mit ein wenig weniger krassen Figuren und ein bißchen mehr Leichtigkeit, wäre das wirklich lustig gewesen. So hat aber leider die "Message" (so wahr sie auch ist, Menschen sind Idioten!;-) alles andere erschlagen.
Wen das aber nicht stört, dem empfehle ich die Aufführung trotzdem, denn die Bühe und die Kostüme sind wirklich super!;-)