Publikationen, Projekte, Persönliches

28.03.2015

Listening to: Jack the Ripper

Es gab wenig Neues an der Hörbuchfront in letzter Zeit, was vielleicht heißt, dass ich mal wieder öfter irgendwas Basteln sollte, denn beim Schreiben kann ich den Quatschkopf nun wirklich nicht vertragen. ;-)

Eine Neuigkeit aus dem Non-Fiction Bereich habe ich aber beizusteuern und zwar:
Jack the Ripper: The 21st-Century Investigation geschrieben von Trevor Marriot, gelesen von Norman Gilligan


Ich gebe zu, dass das ziemlicher Nerd-Kram ist, denn hier geht es nicht um irgendwelche fancy Verschwörungstheorien, sondern um einen Polizisten im Ruhestand, der seine Freizeit mit Hobby-Investigation verbringt. Das klingt jetzt irgendwie negativer als es gemeint ist, aber man sollte halt nicht das neue From Hell erwarten.;-)

Statt dessen kann man aber einiges über Ermittlungsmethoden, Verhörprotokolle und Spurensicherung lernen bzw. darüber, dass es das alles zu Zeiten von Jack the Ripper noch nicht wirklich gab, weswegen Vieles (wenn nicht sogar das Meiste) der Whitechappel-Morde wohl für immer auf Spekulationen angewiesen sein wird.

Was das angeht, schreibt Mr. Marriott allerdings ganz unterhaltsam, auch wenn ich bei den Vehörprotokollen zwischendurch mental immer ausgestiegen bin - das eignet sich nun wirklich nicht so gut für eine Hörbuchfassung, es sei denn man hätte ein lustiges Cockney-Hörspiel draus gemacht, aber auf die Idee ist leider niemand gekommen.;-)

Unterm Strich ist die "Auflösung" zu der das Buch kommt nicht uninteressant, auch wenn die letzten harten Beweise mir auch da fehlen - der Autor glaubt zumindest mehr an seine Theorie, als in heutiger Ermittlungsarbeit zulässig wäre, wenn man CSI glauben will ;-).
Aber für interessierte Krimi- und/oder History-Nerds bestimmt ein netter Zeitvertreib, der trotz etwas holpriger Vortragsweise auch als Hörbuch noch gute 3,5 von 5 Fußspuren wert ist.

25.03.2015

Mr G. & Positiv Denken II (Wochengedanke VI)

Disclaimer: Diese Annekdötchen sind kurz zusammengebastelt und sollen/können keine erschöpfende Darstellung von irgendwas sein! Anregungen, Kritik und eigene Erfahrungen gerne in die Kommentare.

Letzte Woche wollte ich eigentlich was über Dinge in Büchern erzählen, aber so im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich was zum Positiv Denken erzählt habe. Das an sich ist ja aber eigentlich nicht verkehrt, denn auch wenn viele Menschen so eine reflexartige "Och nö, das ist mir zu Liebe-Licht-Weichgespült" Reaktion zeigen, wenn irgendwo der Ausdruck Positiv Denken auftaucht, ist es einfach eine Tatsache, dass unsere Realität in unserem Kopf entsteht.
Die Sache mit dem Positiven Denken ist also irgendwie nicht, dass uns, wenn wir das versuchen keine ärgerlichen, nervenden, beängstigenden Dinge mehr passieren, sondern die Forschung legt nahe, dass wir unser Gehirn dazu umpohlen können das Ganze nicht so schwarz zu sehen und dann kommt es uns weniger schlimm vor. Meine Realität entsteht in meinem Hirn und es ist doch eine gute Nachricht, dass ich darauf ein wenig Einfluss nehmen kann, oder?;-)

Wenn es mir also so vorkommt, als würden mir irgendwie keine grantigen Kassiererinnen mehr begegnen, dann mag das damit zu tun haben, dass es mir weniger auffällt, weil ich mich jetzt ein paar Wochen darin trainiert habe mir und anderen gegenüber nachsichtiger zu sein - falls es interessiert, der Anstoß dazu kam von Mr. Neil:
Be kind to yourself in the year ahead. 

Remember to forgive yourself, and to forgive others. It's too easy to be outraged these days, so much harder to change things, to reach out, to understand.
Ich halte nicht viel von guten Vorsätzen, aber ich verbuche das mal eher unter guter Rat fürs Leben und habe mir daher eine neue "Stimme" überlegt, die ich gerne meinem Zensor entgegensetze. Ich nenne sie "Mr. G." (warum nur?;-) und sie hat die Aufgabe mir in regelmäßigen Abständen  und einer angenehmen Tonlage zu sagen: Relax! Stop worrying! Be Happy! Love! Enjoy!
Ich glaube daran, dass es hilft mit seinen kleinen Spleens zu spielen - einer von meinen ist die Tendenz meinen inneren Antrieben Stimmen zu geben. Und während mein kleiner Zensor zuverlässig dafür sorgt, dass ich Zeit mit produktiven, gesunden Dingen verbringe, ist Mr. G. dafür da, dass nicht 100% meiner begrenzten Lebenszeit der produktiven Selbstoptimierung geopfert werden.

In der letzten Zeit sind viele talentierte Menschen gestorben - unter anderem Terry Pratchett, dazu schreibe ich dann vielleicht nochmal gesondert was - und wenn uns das eins zeigt, dann dass der Tod nicht arbeitslos wird, wenn wir nur alle brav unser Gemüse essen (ja, liebe EDEKA-Werbung, ich sehe in deine Richtung^^) und dass die nächste Diagnose, oder der nächste Autounfall uns immer unvorbereitet treffen.
Bei aller wertvollen Arbeit an unserem Vermächtnis und der Rücksichtnahme auf unser Zukünftiges Ich, ist es also nicht verkehrt auch ab und zu mal einfach loszulassen - und sei es nur, damit unser Zuküntiges Ich uns nicht irgendwann in den Hintern beißt, weil wir das Leben nicht mehr genossen haben, als noch Zeit dazu war.
Und wenn man zu sich selbst ein bißchen weniger streng ist und sich ein bißchen mehr Verständnis entgegenbringt, fällt das auch nach außen leichter - zumindest ist das bei mir so, ich empfehle es mal drauf ankommen zu lassen?

Und guess what? Wenn man sich überlegt, was für ein ätzender Job Kassiererin bestimmt manchmal ist, fällt ein nettes Lächeln und ein "nur die Ruhe, wir sind nicht auf der Flucht!" gleich viel leichter. ;-)

21.03.2015

How To: Sommerkleid Konzept

Manchmal ist es ja ein Fluch nicht genau zu wissen was man will - manchmal ist es aber auch genauso schwierig, wenn man ZU genau weiß was man will, es aber nirgendwo findet!

Ja, zu diesem kryptischen Einstieg gibt es tatsächlich eine total logische Geschichte. Ich nenne sie: Wie ich versuchte ein Sommerkleid zu kaufen.
Mein Problem in dieser Storyline ist der Konflikt zwischen "Ich weiß ganz genau welchen Schnitt ich will und welchen Stoff" und der simplen Tatsache, dass scheinbar niemand anderes dasselbe wollte, weswegen es kein Kleid gab, das meine Vorgaben erfüllte. Das fand ich faszinierend, denn eigentlich wollte ich (so dachte ich) gar nicht viel:
- Einen ausgestellten Rock (in A-Form) in Knielang (weil Sommer)
- Einen V-Ausschnitt vorne und hinten (weil warm - und sieht gut aus;-)
- Satinstoff, am liebsten in dunkelgrau oder schwarz (Satin, weil Sommer/warm und außerdem Abendkleidfähig und grau/schwarz, weil man damit nix falsch machen kann)

Und habe ich sowas gefunden? Nope...
Entweder stimmte der Rock nicht, oder der Rückenausschnitt, oder die Ärmel waren häßlich (Puffärmel, echt! nicht! mein! Ding!) oder der Stoff war blöd und die meisten "Bridesmaids" Kleider waren außerdem so lachhaft teuer, dass man sich das sparen konnte.
Also wird dieses Jahr die Nähmaschine nochmal herhalten müssen, denn nach 2 oder 3 Stunden verschwendeter Internet-Shop-Lebenszeit hatte ich die Faxen dicke und habe mir überlegt, dass ich ja eigentlich schon weiß, wie man einen ausgestellten Rock macht und im letzten Jahr auch gelernt habe, wie man ein Oberteil aus 4 Stoffbahnen macht.

Diese beiden Konzepte hoffe ich jetzt also wie auf dieser wunderschönen Zeichnung hier zusammenzufügen - das Oberteil besteht aber diesmal nur aus 2 Stoffbahnen, ich will mal versuchen zu wickeln, statt eine Schulternaht zu machen.
Den Stoff dazu (Oberstoff in dunkelgrau Satin, Futterstoff in Schwarz) gab's für nicht mal 20€, da war sogar noch Budget für einen Reißverschluss (30cm) und eine halbwegs passende (für meine Körperform) Scheiderpuppe (bei Ebay für 40€), damit ich das mit dem Zusammenführen von Rock und Oberteil nicht an mir selebr stecken muss - danach fühlt man sich immer so Fakirmäßig...;-)

Mit ein paar früher schonmal erklärten Maßen und ein bißchen Mathe bin ich also zu meinen beiden Geometrischen Formen gekommen, die jetzt mein Schnittmuster sein sollen.

Bisher bin ich über das Zuschneiden noch nicht hinausgekommen und bei einigen Dingen bin ich mir noch nicht sicher, aber ich werde berichten, wie das Projekt sich entwickelt hat - ich bin ziemlich sicher, dass man damit tatsächlich etwas Abendtaugliches machen kann, Nähen ist gar nicht so schwer, wie ich immer dachte, da kann das mit den Schnittmustern auch nicht so wild sein. ;-)

18.03.2015

Dinge aus Büchern & Positiv Denken I (Wochengedanke V)

Disclaimer: Diese Annekdötchen sind kurz zusammengebastelt und sollen/können keine erschöpfende Darstellung von irgendwas sein! Anregungen, Kritik und eigene Erfahrungen gerne in die Kommentare.

Interessante Tatsache: Ich bin ein Mensch, der Bücher und Geschichten liebt, aber ich kenne viele Menschen (und mit den meisten davon komme ich super zurecht;-), die "Dinge, die in Büchern passieren" total unwichtig finden und der Meinung sind man müsse "Fiktion" im weitesten Sinne nicht so ernst nehmen.

Ich finde das wiederum faszinierend, denn für mich sind "Dinge, die in Büchern passieren" seit meiner Kindheit total real und wichtig - Lebenshilfe? Habe ich aus Büchern. Alltagsflucht? Bücher. Entspannung, wenn die Welt blöd ist? Bücher. Tipps für meine Beziehungen? Bücher. Unsichtbare Freunde? Bücher. Lachen, Weinen, Allesdazwischen? Frag mich nicht nach Filmen, aber Bücher kann ich dir ein paar nennen.;-)

Dinge, die in Büchern passieren, haben also einen direkten Einfluss auf mein Leben - zum Beispiel das hier:
I'll tel them how I survive it. I'll tel them that on bad mornings, it feels impossible to take pleasure in anything because I'm afraid it could be taken away. That's when I make a list in my head of every act of goodness I've seen someone do. It's like a game. Repetitive. Even a little tedious after more than twenty years.
But there are much worse games to play.
Für alle, die sich fragen, das ist der letzte Passus aus Mockingjay und auch wenn ich mit der Konzeption des Epilogs so meine Probleme hatte, ist der letzte Absatz im Kontext der Reihe großartig. Natürlich gibt es auch wieder Menschen, die darüber diskutieren wollen, dass das keine adequate "Therapie" für PTBS ist, aber damit will ich gar nicht anfangen. ;-)

Der Punkt ist: Man kann das wirklich mal ausprobieren!
Ich habe mir das über die Weihnachtsferien mal überlegt, als Gegenmaßnahme zu stressigen Feiertagen und so und es funktioniert. Man muss es jetzt nicht so repetetiv übertreiben, aber wie lange verbringt "man" zum Beispiel damit sich über die grantige Kassiererin zu ärgern und wie lange verbringt man damit sich über die nette Kassiererin zu freuen?
Ich stelle bei mir fest, dass das Zeitverhältnis unverhältnismäßig in Richtung der negativen Erfahrung ausschlägt und wenn man etwas festgestellt hat, dann kann man es auch abstellen (mag manchmal schwerer, manchmal leichter sein, zugegeben;-).
Das heißt ja nicht, dass man jetzt ständig so Bienen und Blümchen trällernd durch die Gegend laufen muss, aber ich stelle fest, dass es hilft sich ab und zu mal über kleine positive Dinge zu freuen - das nette Lächeln des Mädels an der Kasse, jemand, der dir die Tür festhält, ein freundlicher Servicemitarbeiter, oder oder oder, vor allem wenn es grade grau ist und regnet, oder die Welt sonst irgendwie doof ist. ;-)

Und lustigerweise, seit ich versuche mich ab und zu mal positiv umzukonditionieren (ist ja jetzt kein konstanter Kriegszustand, nur ab und zu mal ein innerer Reminder), passieren mir grantige Kassiererinnen auch irgendwie nicht mehr - oder ich nehme sie nicht mehr wahr, was irgendwie noch cooler wäre. (dazu schreibe ich dann vielleicht nächste Woche was, die Sicht nach Außen ändert ja auch oft was nach Innen und wir wollen ja nicht wieder unbalanciert werden, no?;-)

Jedendfalls wollte ich das mal als kleine Geschichte zum Thema "Dinge, die in Büchern passieren" erzählen. Manche Menschen in Büchern sind sehr weise und man kann sich von ihnen noch was abschauen! ;-)

14.03.2015

Rivers of London

Irgendwie bin ich gerade bei Büchern mit Harry Potter Vergleichen hängen geblieben, stelle ich fest - erst The Magicians, also Harry Potter mit Sex, Drugs und Rock'N'Roll, jetzt Rivers of London geschrieben von Ben Aaronovitch, beworben mit "What if Harry Potter grew up and joinded The Fuzz?". ;-)

Ich muss sagen, ich fand den HP Vergleich für Rivers of London nicht ganz so naheliegend - klar es geht auch irgendwie um Geister, Magie, Vampire und den ganzen Kram, aber der Zauberlehrling-Aspekt ist eigentlich nicht so groß. Ich habe gerade erst einer Freundin bei ihrer Examsarbeit über britische und amerikanische Krimi-Literatur geholfen und für mich war die Frage eher "Wie würde Supernatural aussehen, wenn es ein Buch von Agatha Christie wäre?".;-)


Im Gegensatz zu den Magicians, hat das Buch sogar einen Klappentext!;-)
Detective Constable und Zauberlehrling Peter Grant steht vor einer großen Herausvorderung. Nicht nur muß er sich mit Vampiren, Werwölfen und einer Menge Papierkram rumschlagen. Noch dazu gärt etwas im Herzen von London, ein bösartiger und rachsüchtiger Geist, der gewöhnliche Menschen in groteske Abbilder ihrer selbst verwandelt und ein Drama aus Verzweiflung und Gewalt schürt.
Man muss natürlich die Grundidee -  es gibt eine Supernatural-Polizeistelle der Londoner Polizei und die ermittelt in Fällen mit übernatürlichem Einschlag - irgendwie mögen, also sowohl mit Magie, als auch mit Krimigeschichten irgendwie klar kommen, ansonsten lohnt sich das Buch nicht.

Kann man beides aber mehr oder minder gut leiden - bei mir fällt normalerweise der Krimi-Aspekt ein wenig raus, das sehe ich lieber im Fernsehen, als auf Buchseiten;-) - dann kann man hier sehr gut unterhalten werden.
Mir persönlich war die Einleitung etwas lang, was vermutlich daran liegt, dass man mir den Magie-Aspekt der ganzen Geschichte nicht so lange hätte schmackhaft machen müssen - vielleicht war das eine Maßnahme für die "normalen" Krimi-Leser.
Wenn die Handlung dann aber mal in Fahrt kommt, muss man sich nur noch mit den Beschreibungen exzessiver Gewalt und den ständigen Frauenproblemen des Hauptcharakters abfinden - zugegebenermaßen hat mich Letzteres eher gestört.;-)

Ich vergebe trotzdem mal solide 3,5 von 5 Polizeihelmen, denn die Story gefiel mir wirklich gut - extrem unschönes Ende auch, ich mag sowas! - und hoffe, dass das Nachfolger-Buch noch ein wenig drauflegt.

11.03.2015

Die Generation Dagegen (Wochengedanke IV)

Disclaimer: Diese Annekdötchen sind kurz zusammengebastelt und sollen/können keine erschöpfende Darstellung von irgendwas sein! Anregungen, Kritik und eigene Erfahrungen gerne in die Kommentare. 

Eigentlich war mein Post für diese Woche schon fertig und sollte was mit Dingen aus Büchern zu tun haben - aber das verschiebe ich mal auf nächste Woche, denn eine andere Geschichte vom Montag Morgen beschäftigt mich grade mehr:
Es begab sich, dass ich am Montag Morgen ins Wohnzimmer geschlurft kam, als die Nachrichten gerade vorbei waren und das Morgenprogramm des Frühstücksfernsehens weiterging (nein, ich will an dieser Stelle nicht darüber sprechen wie schlecht das deutsche Fernsehen ist, oder wie ungerechtfertigt GEZ Gebühren sind, oder wie "neutral" unsere Nachrichten sind - einfach weiterlesen, ok??;-). Thema eines ungefähr 10-minütigen Beitrags war so etwas wie "Der Shitstorm der Woche", den sich laut Aussage des Voice-Overs in dieser Woche 2 Männer teilen: Sebastian Edathy und Andreas Kümmert.

Nun mag es ja Menschen geben, die aus verständlichen Gründen keine Medien konsumieren, also fasse ich das nochmal ganz kurz zusammen:
Andreas Kümmert war Sieger von The Voice of Germany 2013, ist beim deutschen Vorentscheid des ESC 2015 angetreten und hat gewonnen - und daraufhin kurzfristig aufgrund von körperlichen, seelischen, wasweißichwas-Gründen erklärt den Sieg an die 2. Platzierte weiterreichen zu wollen. Das finden einige Menschen ärgerlich, weil es den Wettbewerb verzerrt und man die Belastungen der Situation (vermeintlich) vorher hätte absehen können.
Sebastian Edathy war Mitglied des Bundestages, war angeklagt Kinderpornographie zu besitzen und konnte aufgrund mangelnder Beweise in der letzten Woche gegen eine Geldauflage den Prozess gegen sich abwenden. Das ärgert viele Menschen, da nicht klar werden konnte wann/woher er über die Ermittlungen gegen eine Kinderporno-Webseite, bei der er "Kunde" war, informiert war, ob/in welchem Umfang ihm sein "Politiker-Netzwerk" geholfen hat Beweise aus der Welt zu schaffen und nicht zuletzt seinen Arbeitslaptop - von dem nachgewieserweise verdächtige Webseiten angesteuert wurden - als gestohlen zu melden, weswegen er nicht als Beweismittel genutzt werden konnte. Zu guter Letzt ärgert man sich darüber, dass er nur deshalb behaupten kann vielleicht etwas moralisch fragwürdiges, aber nichts illegales getan zu haben, weil die Gesetzgebung zur sexuellen Ausbeutung von Kindern in Deutschland vor dieser Geschichte zu wünschen übrig ließ.

Und diese beiden Umstände sind nun also die "Shitstorms der Woche".
Ich muss gestehen, da ist mir doch erstmal das eine oder andere aus dem Gesicht gefallen - nicht zuletzt, weil ich an Stelle von Herrn Kümmert überlegen würde, ob ich in einem Atemzug mit einem potentiellen Kinderschänder in den Medien erscheinen will und ob ich dagegen rechtlich vorgehen wöllte - aber dann habe ich mich ein wenig zurück genommen und mir ist der Gedanke gekommen, dass das eigentlich Problem vielleicht nicht ist, dass diese beiden "Fälle" nicht vergleichbar sind, sondern eben die Tatsache, dass es wenn man sich Twitter, Facebook und Konsorten ansieht, eben tatsächlich keinen Unterschied zu machen scheint?

Man verstehe mich nicht falsch, ich bin absolut allergisch auf diese ganzen "Die Welt hat doch wohl wichtigere Probleme"-Ausreden nie für irgendwas einzustehen und es anderen auch gleich madig zu machen - ich weiß nicht wozu das gut sein soll, es sei denn man geht tatsächlich davon aus, dass irgendwann ein Höheres Wesen aus den Wolken niedersteigt, um der Welt ein für allemal zu verkünden, was denn nun DAS wichtigste Problem der Welt ist, das wir alle angehen dürfen, ohne uns vor solchen Typen rechtfertigen zu müssen.

Aber in Zeiten des "Shitstorms der Woche" scheint mir doch viel von der eigentlichen sozialen Treibkraft der Social-Media-Idee verloren zu gehen, weil es beinahe dieselben unangemessenen, beleidigenden und hasserfüllten Kommentare erzeugt, ob oder nicht jemand zu einem Gesangswettbewerb fahren will, oder ob oder nicht jemand Fotos von nackten Kindern konsumiert. Irgendwas läuft doch da schief, oder?

Ich bin ein Optimist und halte das Internet für eine der größten Errungenschaften der Menschheit, aus vielen verschiedenen Gründen, aber es beunruhigt mich ein wenig, dass große Teile des Internets scheinbar nur noch zum "Flamewar des Tages" genutzt werden, ohne jegliche Relation, fernab von "die Welt hat wichtigere Probleme!", hin zu "warum ist das überhaupt ein Problem?".

Mir sind btw. alle Schwächen dieser Argumentation bewußt, angefangen bei "was ich als problematisch empfinde und was nicht" hin zu den mit Sicherheit deutlich erkennbaren Unterschieden im Kern der beiden Debatten.
Aber die Medien, die wir erschaffen, bilden unsere Relaität ab und wenn diese beiden "Fälle" wie selbstverständlich nebeneinanderherlaufen, muss man sich Fragen, ob das Phänomen Shitstorm eigentlich noch irgendwer ernst nimmt? Man könnte und kann damit nämlich auch positive Dinge anstoßen, aber so beliebig und reflexartig wie es genutzt wird, ist es nur Ausdruck der "Generation Dagegen".

Ich finde das ermüdend und nicht nur ein bißchen enttäuschend.

07.03.2015

How to Train your Dragon

Ja, ich gebe es zu, manchmal brauche ich wiiiiiirklich lange, um völlig offensichtliche Dinge wahrzunehmen.
So habe ich mich z.B. gefragt, als was die ganzen Kinder zu Karneval verkleidet waren, die für mich irgendwie nach Zelda-Link mit falscher Haarfarbe aussahen. Stellt sich heraus, ich habe einfach den Witz nicht verstanden, weil ich How to Train your Dragon nicht gesehen hatte.

Jetzt habe ich dieses Versäumnis nachgeholt und mir drängt sich wirklich die Frage auf, wie in aller Vikinger-Götter Namen ich diesen Film bisher verpassen konnte?! ;-)
Zum einen ist die englische Tonspur großartig, auch wenn ich mich fragen muss, warum eigentlich nur die beiden Hauptfiguren einen amerikanischen Akzent haben, aber der Rest könnte aus Merida sein! (und ich hätte Gerard Butler den Vikinger Häuptling gar nicht zugetraut, aber sein schottischer Akzent ist zum Knutschen ;-) 
Aber zum anderen sind die Drachen wie Katzen!!!
Ich kann gar nicht beschreiben wie lustig das war den Film mit drei Fellbällen auf den Füßen zu kuken, die alle 5 Minuten genau dieselben Gesichtsausdrücke hatten, wie der kleine süße Drache ... und ich meine ... ich ... Katzen ... Drachen ... hallo?!? Wir konnte ich diesen Film erst jetzt sehen?!? ;-)

Naja anyway, versuchen wir mal noch irgendwas produktives zu dem Film zu sagen, den vermutlich wieder jeder außer mir schon vor Jahren gesehen hat:
Die Idee mit den Katzendrachen fand ich - man merkte es vielleicht ein ganz kleines bißchen - ziemlich großartig. Ich denke aber auch als Nicht-Katzen-Besitzer sind die Gags noch witzig.;-) Außerdem ist es ansonsten ein Kinder-Film aus der "Unangepasster Teenager findet seinen Mut" Schiene - ja, hat man alles schon mal gesehen, ja, Charaktertiefe nicht wirklich, ja, ein bißchen weniger rumgereite von allen Seiten auf dem "Loser-Außenseiter" Thema hätte den Punkt auch rüber gebracht.
Aber es ist eben ein Kinder-Film und er hat Vikinger mit schottischem Akzent und Katzendrachen. Was will man da noch machen?! ;-)

Ich ziehe ein winziges, kleines, halbes Pünktchen für das Archetypen-Rumreiten ab, aber 4,5 Drachenschuppen sind tortzdem großartige Abendunterhaltung!
Und jetzt muss ich dringend mal den zweiten Teil irgendwo ausgraben...;-)

04.03.2015

Von Möchtegern-Trollen (Wochengedanke III)

Disclaimer: Diese Annekdötchen sind kurz zusammengebastelt und sollen/können keine erschöpfende Darstellung von irgendwas sein! Anregungen, Kritik und eigene Erfahrungen gerne in die Kommentare.

Ich bin seit letzter Woche noch ein wenig an dem Concern Trolling Thema hängen geblieben, weil ich über einen Artikel von Ragen gestolpert bin, der mich wieder daran erinnert hat, dass ungewollte und "gut gemeinte" Ratschläge uns nicht nur beim Arzt einholen können.

Zur Begriffsklärung - falls der Begriff nicht so geläufig sein sollte, das Prinzip kennt vermutlich jeder!;-) - concern trolling findet immer dann statt, wenn wir jemandem Ratschläge erteilen, um die er/sie nicht gebeten hat. Diese Ratschläge können mehr oder minder mit unseren eigenen Vorurteilen gespickt, oder auch neutral gemeint sein, aber der springende Punkt ist, dass wir unterstellen jemand würde irgendwas falsch machen (und wir hätten irgendwie das Recht das zu entscheiden). Der concern kommt daher, dass die meisten Menschen das aus (echtem oder vorgetäuschten) Interesse an "unserem Besten" tun und das impliziert die Erwatungshaltung, dass wir deswegen darauf positiv zu reagieren haben. Um das mal zu verdeutlichen:
"Man, seit dem Training gestern tut mir aber der Arm weh!"
"Welche Übung hast du denn gemacht? Vielleicht belastest du ja einseitig, oder hast eine Verspannung an der Stelle? Wenns eine Verspannung ist, kannst du mal XY versuchen, das hilft mir immer."
= Kein Problem
"Frauen, die Muskelaufbau trainieren sind so unattraktiv. Du wärest viel hübscher, wenn du mehr Cardio machen würdest." (nicht mir, aber einer Freundin wirklich so passiert!)
= Problem!
1. Hat keiner darum gebeten zu wissen, was der Sprecher als attraktiv empfindet, 2. ist es einfach unangebracht jemandem zu unterstellen, dass er nur Sport macht, um dadurch "hübscher zu werden" und einfach unfassbar unhöflich damit zu unterstelen, dass man es jetzt nicht ist.

Ich habe inzwischen wenig Geduld mit concern trolling, denn es ist einfach unnötig. Gut gemeint oder nicht, der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Absichten und ich bin ein reflektierter, halbwegs intelligenter, erwachsener Mensch und wenn ich etwas tue, kann man davon ausgehen, dass ich mir der Konsequenzen bewußt bin und sie wissentlich in Kauf nehme. Sollte ich also Informationen, Tips oder Erfahrungsberichte in irgendeiner Form brauchen, werde ich danach fragen, Punkt.

Die schlimmste Art von concern trolling (meiner Meinung nach), ist aber nicht einmal die, die unseren Lebenswandel in Frage stellt - "Musst du das jetzt wirklich essen?", lässt sich ziemlich einfach mit einem überzeugten Ja! oder überzeugten Nein! abbügeln und danach kann man seinen Kuchen oder seine Pizza weiter genießen. Viel schlimmer sind die Menschen, die uns "zu unserem eigenen Besten" unsere Ziele und Träume wegnehmen wollen (darum geht es ja auch in dem Artikel).
Hier ein paar Beispiele mit denen ich bestimmt nicht alleine bin:

Zum Thema Studium:
"Willst du wirklich weiter Geschichte studieren? Damit kann man doch nur Taxifahrer werden."
- Nope, habe keinen Führerschein.
"Mach doch wenigstens Lehramt, das hat ja noch irgendwie einen Sinn."
- Danke, dass du mich darauf hinweist, dass du mein Studium sinnlos findest. Das hat jetzt was genau mit mir zu tun?
"Wen interessieren denn diese ganzen toten Leute/Bücher? Haben wir nicht schon genug nutzlose Menschen auf der Welt?" (kein Witz!)
- Leider gefallen mir Bücher besser als Diesel-Motoren. Wenn das bei dir anders sein sollte, ist das für mich ok, warum nicht für dich?

Zum Thema Schreiben und Hobbies allgemein:
"Wenn du kein Geld mit deinen Büchern verdienst, warum machst du das dann?"
- Bekommst du eigentlich Geld für dein Marathon-Training? Nicht? Warum machst du's dann?
"Wenn du nichtmal genug Motivation aufbringen kannst, dir einen Verlag zu suchen, kann das mit der Schriftstellerei nicht so wichtig für dich sein."
Weil Dinge nur einen Wert haben, wenn sie "erfolgreich" sind, schon kapiert.
"Warum willst du soviel Zeit und Energie mit irgendwas verschwenden, das nacher niemand liest?"
- Weil ich will!
"Warum gibst du soviel Geld für Malkram/Bastelkram/Nähkram aus, wenn du selber von dir sagst, dass du nicht besonders gut in diesem Kram bist?"
- 1. siehe oben und 2. Weil es mein Geld ist.
"Wieviel Geld du schon für irgendwelche Kostüme ausgegeben hast, die du nie wieder anziehen wirst!"
- 1. Schön, dass du in die Zukunft sehen kannst, wie wäre es mal mit Lotto-Zahlen? und 2. siehe oben.

Ich habe die wenigstens Antworten wirklich so gegeben, denn ich glaube fest an aggressive Freundlichkeit im Umgang mit meinen Mitmenschen - einfach Lächeln, Nicken, Arschloch denken, kürzt diese Disskussionen einfach ab!;-) - aber manchmal denke ich, es wäre vielleicht besser gewesen auf die eine oder andere Auseinandersetzung mal einzusteigen, um mal die naheliegenden Fragen zu stellen:
Warum willst du mich von etwas abhalten, dass ich gerne tun will?
Was ist das Schlimmste, das passieren kann?
Das ich scheitere an etwas, das ich tun will? Na und?
Dann lebe ich damit, versuche es nochmal, oder mache etwas anderes!
Wie ist das schlimmer, als es gar nicht erst zu versuchen?

Ich leihe mir dazu mal das Zitat von Theodore Roosevelt:
"It is not the critic who counts; not the man who points out how the strong man stumbles, or where the doer of deeds could have done better. The credit belongs to the man who is actually in the arena, whose face is marred by dust and sweat and blood, who strives valiantly; who errs and comes short again and again; because there is not effort without error and shortcomings; but who does actually strive to do the deed; who knows the great enthusiasm, the great devotion, who spends himself in a worthy cause, who at the best knows in the end the triumph of high achievement and who at the worst, if he fails, at least he fails while daring greatly. So that his place shall never be with those cold and timid souls who know neither victory nor defeat."
 Besser kann ich es auch nicht sagen!:-)