Publikationen, Projekte, Persönliches

30.09.2022

Archive 81. Oder auch: Wenn man kein Ende bekommt

Ich weiß, Witze über Netflix zu machen iheutzutage low-hanging fruit, aber manche Menschen haben es einfach verdient, dass man sich über sie lustig macht. Zum Beispiel die, die sich konstant darüber beschweren, dass sie kaum noch Geld verdienen (was sich in meinem Kopf immer übersetzt als: Wir können unseren Shareholdern keine astronomischen Dividenden mehr zahlen uwu, aber was weiß ich schon...), aber andererseits ständig ihre Zuschauerschaft vergraulen, weil sie nur Spaghetti an die Wand werfen und dann alles wieder absägen was nicht instant das nächste Stranger Things oder Bridgerton ist, egal ob es eine begeisterte Zuschauerschaft hatte.

So geschehen mit Archive 81, eine Serie, die wir so mehr aus "Zufall" angefangen haben, aber die zusammen mit Midnight Mass ein überraschend guter Horror-Fund war. Ich mag keinen Splatter-Billige-Jumpscares-Horror und wenn man auf weird vibes, slow building, atmosphärischen Horror steht, wäre man hier wirklich gut aufgehoben. Jetzt ist man das leider nur noch, wenn einen ein völlig unaufgeklärter Cliffhanger als Ende nicht stört.^^

Winziges Nitpicking am Rande, bevor wir weiter auf Netflix rumhacken, aber ich fand das Framing Device zum Ende hin etwas überstrapaziert? Das mit den gefundenen Videotapes ist nett, aber irgendwann schwenken wir sowieso in voll umgesetzte Szenen aus den 20er Jahren, die niemand irgendwo auf Video aufnehmen konnte - man hätte also (meiner Meinung nach) zum Anfang nicht so eng an dem Stilmittel kleben müssen und schon früher Tagebücher und andere Dinge einbinden können.

Aber wie gesagt, motzen auf Hohem Niveau, es kam mir nur strange (haha) vor, dass wir die ersten paar Folgen noch sehr kryptische Info-Schnipsel verfolgen "weil das ist alles was die found footage hergibt" und dann irgendwann einfach so ein Fuck It einsetzt und jetzt zeigen wir en detail die ganze Vorgeschichte und scheiß auf die found footage. Hätte ich ein wenig mehr durchmischt, but maybe that is just me.;-)

Trotz diesem kleinen Abzug, würde ich die Serie uneingeschränkt empfehlen, weil es ein interessantes Format ist, eine interessante Prämisse und die Schauspieler:innen einen richtig guten Job machen. Das Problem, dass sich allerdings stellt, ist die einfache Tatsache, dass diese Serie nie darauf angelegt war nur eine Staffel lang zu sein - und nach allem was man lesen konnte, waren die Showrunner auch einigermaßen überrascht keine 2. Staffel zu bekommen - was bedeutet, dass es kein wirkliches Ende gibt. Nur einen Sequel-Bait, der jetzt leider unbeantwortet bleibt.

Vielleicht (man sehe mich extrem skeptisch, aber ich bin kein Finanzexperte) machen solche Entscheidungen für die Controlling-Abteilung von Netflix Sinn auf dem Papier. In der Praxis sorgen sie bei mir dafür, dass ich immer weniger bereit bin irgendeine Serie anzufangen, über die ich nichts weiß und die nicht explizit als limited series ausgezeichnet sind (oder von der ich weiß, dass schon alle Staffeln fertig sind). Man könnte es den GoT Effekt nennen, aber da ich die Bücher nie gelesen habe, wäre das etwas misleading.;-)  Vielleicht ist das Streamingdiensten auch egal, weil sie funktionieren wie Fitnessstudios und auch Geld kriegen, wenn ich nicht hingehe, aber vielleicht ist es auch ein Mitgrund, warum eure Quartalszahlen so mies sind, weil viele Leute ihr Studio irgendwann kündigen. #justsaying

Für Hörspiel/Podcast Fans sei noch kurz daruaf hingewiesen, dass die Serie auf einem (beendeten!) Horror-Podcast beruht. Mein Format ist es nicht, aber es mag ja dem einen, oder der anderen helfen bei der Tatsache, dass man einfach manchmal kein Ende bekommt.:-)

26.09.2022

Kung Fu Panda und das Middle Movie Syndrom

Ich durfte ja in unserer Podcast-Folge zum eigenen Schreibprozess die ultimative Kung Fu Panda Weisheit "Du musst nicht werden wie ich, du musst werden wie du" von mir geben, was mich wieder daran erinnerte, dass ich den dritten Film kurz vor den Sommerferien gesehen, aber noch gar kein Wort darüber verloren hatte.

Das lag vor allem daran, dass ich den dritten Film ein wenig weniger spannend fand, als den 2., der immer noch mein Favorit aus der bisherigen Reihe ist. Und das an sich ist ja schon interessant, denn normalerweise behauptet man ja das Middle Movie (oder middle book, middle season, Mitte von Wasauchimmer) hätte das Spannungs- und Interesseproblem.

Hier war das für mich also überhautp nicht so und um rauszufinden warum, hättet ihr auch alle 3 Filme nochmal am Stück gekukt, oder? ;-)

Ich habe also ein paar Beobachtungen, die ich gleich zusammentragen kann, aber erstmal ein schlaues Video - mir kam es immer so vor, als fühlte sich die Umgebung der Filme und die Ausgestaltung der Charaktere sehr detailverliebt an und scheinbar ist das auf sehr viel Recherche und Herzblut bei den Veratnwortlichen zurückzuführen, was ja immer eine gute Vorraussetzung ist, no?

1. Same proceedure as every year

Wir werden ja im Podcast nicht müde darüber zu sprechen, dass Originalität stark überbewertet wird und man - wenn man nur genug generalisiert - jede Story schonmal gehört hat. Bei Kinderfilmen ist das oft die Story der Identitätsfindung, in 10.000 verschiedenen Varianten und Po ist da natürlich keine Ausnahme. Zusammen mit ein bisschen Power Fantasy, dass man am Ende natürlich der total Beste ist, wenn man erkennt wer man eigentlich ist. ;-) 

Die Story aller drei Filme ist also komplett identisch, der einzige Unterschied ist der Bösewicht und hier kommen wir dann auch zu dem Punkt, der für mich Teil 2 zum interessantesten Film macht.

2. Personal is not the same as important

Teil 1 & 3 operieren nach dem Prinzip "absolute Macht korrumpiert absolut" und die persönlichen Stakes sind eigentlich nicht Pos an sich, sondern Shifus und Oogways. Po ist nur hier, weil sie sich gegen ihren zur dunklen Seite der Macht übergelaufenen Schüler/Gefährten nicht alleine zur Wehr setzen können.

Vielleicht liegt es einfach daran, dass George Lukas diese Tropes so endlos geklaut, durchgekaut und ausgespuckt hat, aber sie geben mir einfach nicht mehr so viel, auch wenn Originalität überbewertet wird.;-)

Der psychopathische Pfau in Teil 2 fällt aus dieser Schablone sehr interessant heraus, denn mit seinem Isengard Turm und der maoistischen Metall-Marotte ist er der Einzige, der einen persönliche Verbidung zu Po hat - und dabei trotzdem ein komplett unpersönliches Motiv.

Klar, natürlich ist auch die "alles was du tust, um eine Prophezeiung zu verhindern, macht sie erst möglich" Story nicht neu (darum geht es auch nicht), aber der Konflikt des "finde heraus wer du bist", ist hier ein psychologischer Breaking Point, nicht einfach nur ein Mittel, um die nächste Kung Fu Superkraft freizuschalten.

Shen ist außerdem auch kein super-genialer Kämpfer und will es auch gar nicht sein - was einen kleinen Tradition vs. Moderne Konflikt in die Story hineinwürzt, auch wenn wir das genausowenig zu Ende ausdisskutieren, wie bei Saruman. Aber ich wollte es mal erwähnt haben. ;-)

3. Theme Checklist

Vielleicht ist Teil 2 also der am wenigsten "philosophisch unterbaute", die Themen hier sind weniger Konfuzius vs. Dao, sondern eher wie man mit dem Erbe seiner Familie umgeht, wie man emotionale Wunden verarbeitet und dass Stärke viele Formen haben kann (und Gefühllosigkeit nicht unbedingt eine Stärke ist).

Das ist sehr close & personal und weniger global universell gedacht, aber mir gefällt es vermutlich genau deswegen gut, als Fortführung der philosophischen Debatte aus Teil 1. Große Weisheiten sind toll (manchmal), aber müssen für mich auch immer in Geschichten verpackt sein, deren Charaktere auf einer persönlichen Ebene erlebbar werden.

Film 3 war für mich daher eher ein kleiner Rückschritt was das anging, auch wenn ich den Nebenschauplatz der Patchwork-Familienfindung sehr mochte und die Lehrweisheit ja offensichtlich auch, wenn sie es in den Podcast geschaftt hat.;-)

Scheinbar sind ja noch andere Filme in der Reihe geplant, also schauen wir mal, vielleicht schwingen wir ja im Pendel Philosophie-Psychologie auch wieder an die andere Richtung. Bis dahin kann man alle drei Filme auch nochmal kuken (vielleicht nicht wieder an einem Tag, aber who knows;-).

23.09.2022

Listening to: Tales from the Folly. Oder auch: Kurzgeschichten-Salat

Lasst mich mal kurz einen Gelegenheitskauf nachschieben, einfach nur weil es grade gut passt! Nachdem mir Amongst Our Weapons wieder Lust auf die Reihe gemacht hatte und ich die Novelle ja schon gelesen hatte, habe ich mich auf das nächstbeste Derivat gestürzt und mir endlich mal die Kurzgeschichten Anthologie gegönnt:

Tales from the Folly, geschrieben von Ben Aaronovitch und gesprochen von Alex Kingston, Ben Aaronovitch, Ben Elliot, Felix Grainger, Kobna Holdbrook-Smith, Penelope Rawlins, Sam Peter Jackson, und Shvorne Marks


Return to the world of Rivers of London in this first short-story collection from number one Sunday Times best-selling author Ben Aaronovitch. Tales from the Folly is a carefully curated collection that gathers together previously published stories and brand new tales in the same place for the first time.

Each tale features a new introduction from the author, filled with insight and anecdote offering the listener a deeper exploration into this absorbing fictional world. This is a must-listen for any Rivers of London fan.

Join Peter, Nightingale, Abigail, Agent Reynolds and Tobias Winter for a series of perfectly portioned tales. Discover what's haunting a lonely motorway service station, who still wanders the shelves of a popular London bookshop and what exactly happened to the River Lugg.

19.09.2022

Workshop Talk September 2022 - etc Folge 125

Unser Thema heute:

Die letzten Schritte zur Veröffentlichung, die Stolperfallen obsessiven Layoutens, Scheinwerfer-Plotting und meine Beobachtungen zu Final Fantasy - nicht so lang (oder durchdacht) wie meine Dissertation zu Kunf-Fu Panda beim letzten Mal, aber ich hatte irgendwie wieder viel zu erzählen zu Gaming, Zielgruppen, Happy Ends und warum nicht alles, was uns nicht gefällt zwangsläufig handwerklich schlecht sein muss. ;-)

Enjoy!



16.09.2022

Listening to: Amongst Our Weapons. Oder auch: Plotfäden-Soufflé

Auf manche Bücher freut man sich einfach und auf manche Hörbücher auch - und die Rivers of London Reihe wird ja zum Hören sogar von Menschen empfohlen, die ansonsten Hörbüchern gar nichts abgewinnen können, von daher war es wenig erstaunlich, dass ich mir den neuen Band gleich kurz nach Veröffentlichung mal gönnen musste. Normalerweise sind wir hier ja nicht halb so up-to-date und relevant, ich hoffe also wir können damit umgehen.;-)

Bevor ich aber meine überschaubaren Beobachtungen beitrage, worum geht es in Amongst Our Weapons von Ben Aaronovitch, gesprochen von Kobna Holdbrook-Smith?


There is a world hidden underneath this great city....

The London Silver Vaults - for well over a century, the largest collection of silver for sale in the world. It has more locks than the Bank of England and more cameras than a celebrity punch-up.

Not somewhere you can murder someone and vanish without a trace - only that's what happened.

The disappearing act, the reports of a blinding flash of light and memory loss amongst the witnesses all make this a case for Detective Constable Peter Grant and the Special Assessment Unit.

Alongside their boss, DCI Thomas Nightingale, the SAU find themselves embroiled in a mystery that encompasses London's tangled history, foreign lands and, most terrifying of all, the North!

And Peter must solve this case soon because back home, his partner, Beverley, is expecting twins any day now. But what he doesn't know is that he's about to encounter something - and somebody - that nobody ever expects....

12.09.2022

Netflix für Katastrophen: 3 Mile Island & Fyre

Manchmal kommt es ja vor, dass man vor allem dann gerne Dinge über vergangene, abgewendete, oder potentielle Katastrophen lernt, wenn man selbst grade irgendwie im Brassel ist, oder? Kennt ihr das auch, oder geht das nur mir so? Ist jedenfalls meine Arbeitstheorie zu meinen immer wieder mal aufflackenden True-Crime-Binges - wenn wir selber grade an der Welt etwas verzeifeln, oder der Stress zwackt, kann man sich ein wenig ablenken mit Dingen, die noch viel schlimmer waren/gewesen wären.

Keine Ahnung, ob es dazu schon psychologische Studien gibt, wollte ich einfach mal dahingestellt sein lassen.;-)

Heute habe ich jedenfalls 2 Netflix-Funde, die in diese Art von Stimmung passen würden:

Fangen wir mal mit 3 Mile Island an, weil es der schwerere Stoff ist und man vielleicht ein paar mehr Hirnzellen und/oder Sanity Points dafür baucht. Ich muss zugeben, dass ich von diesem AKW Vorfall in den USA noch nie vorher gehört hatte, was aber vermutlich nur der Tatsache geschuldet ist, dass hier der offensichtliche Super-GAU ganz so gerade eben noch verhindert werden konnte.

Es gab also keine unleugbare, riesige Explosion, was aber vielleicht auch Teil des Problems war/ist - denn was ansonsten in Chernobyl an Vertuschung, Verharmlosung, Fehlinformation und politischer Meinungsmache so vonstatten gegangen ist, kann man hier in Reinkultur auch nochmal erleben. Also, falls man der Meinung war, sowas wäre nur bei "den Roten" Standard gewesen und so.

Ist vielleicht eine gute Doku, um sie jetzt zu kuken, da wir ja grade wieder darüber disskutieren, ob uns Atomkraft über die Energiekrise rettet.^^

 

Im Gegenzug zu Strahlenbelastung und politiscem Auftragsmord, ist dann Fyre die perfkte Alternativkost, denn hier kann man sich einfach mal zurücklehnen und sich über die übliche völlige Skrupellosigkeit und Hybris von Stars und Superreichen mockieren.

Die Doku ist nicht sonderlich lang, aber dröselt das Desaster dieses "Festivals" doch sehr gut auf - und legt vor allem den Fokus darauf, wo er hingehört, nämlich nicht auf die enttäuschten superreichen Influencer, die ein beschissenes Wochenende hatten, sondern auf die lokalen Arbeiter und Hilfskräfte, die sich den Arsch aufgerissen haben für 0 Dank und 0 Lohn, nachdem der Schwindel aufgeflogen war.

Man kann sich über leichtgläubige Social Media Stars lustig machen von mir aus - auch wenn man hier darüber streiten kann, ob es lustig ist einem Betrug aufzusitzen, aber die meisten werden es finanziell verkraftet haben - aber so zu tun, als wäre das alles nur ein "First World Problem", wird dem ganzen Ausmaß in keinster Weise gerecht. 

Und man kann auch noch ein bisschen was darüber lernen, dass Dreist leider auch oft gewinnt, zumindest vor Gericht...

09.09.2022

Ein paar (hoffentlich unterhaltsame) Hot Take Reactions zum Schreiben und dem ganzen Rest

Eine Reaction-Video Idee, die schon etwas älter ist, aber seitdem mietfrei in meinem Hirn wohnt, wie man so schön sagt. ;-)

Hier das Video von Alexa, in dem das Original von Kate auch gleich verlinkt ist, falls man das Kette zu ihrem Beginn zurückfolgen möchte:

https://youtu.be/kYP8D7iq2ZA

 


TIMESTAMPS 00:00 Intro
01:52 Für TV/Film schreiben ist nicht wirklich schreiben
03:47 Social Media ist schlecht für die Kreativität
05:25 Schreibratgebende halten sich nicht an ihre eigenen Ratschläge
07:00 Pantser sind zu undiszipliniert zum outlinen
09:01 Am 1. Kapitel erkennt man die Qualität eines Buches
11:40 Ich-Erzähler sind lazy writing
13:50 Outlining ist repetetiv und unkreativ
17:38 Man muss nicht gerne lesen, um gerne zu schreiben
19:54 Wortziele sind schlecht für die Kreativität
21:44 Fanfiction ist oft besser, als das Original
24:20 Schreiben ist hauptsächlich Handwerk
26:24 Trad.Pub gibt es bald nicht mehr (wenn sich nichts ändert)
28:39 Self-Pub ist nur was für Reiche
32:03 Spoilerfreie Rezensionen sind nutzlos
34:47 Iron Man 3 ist der beste Iron Man
35:24 Outro


05.09.2022

Wie finde ich den richtigen Schreib-Prozess für mich? - etc Folge 124

Unser Thema heute:

Eine kleine Meta-Diskussion zum Schreiben und wie man sich am besten dazu motiviert - oder (so man denn mit dem eigenen Prozess total glücklich ist) welche Ideen/Tricks/Dinge man trotzdem ja vielleicht mal ausprobieren wollen könnte. ;-)

Enjoy!