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26.09.2022

Kung Fu Panda und das Middle Movie Syndrom

Ich durfte ja in unserer Podcast-Folge zum eigenen Schreibprozess die ultimative Kung Fu Panda Weisheit "Du musst nicht werden wie ich, du musst werden wie du" von mir geben, was mich wieder daran erinnerte, dass ich den dritten Film kurz vor den Sommerferien gesehen, aber noch gar kein Wort darüber verloren hatte.

Das lag vor allem daran, dass ich den dritten Film ein wenig weniger spannend fand, als den 2., der immer noch mein Favorit aus der bisherigen Reihe ist. Und das an sich ist ja schon interessant, denn normalerweise behauptet man ja das Middle Movie (oder middle book, middle season, Mitte von Wasauchimmer) hätte das Spannungs- und Interesseproblem.

Hier war das für mich also überhautp nicht so und um rauszufinden warum, hättet ihr auch alle 3 Filme nochmal am Stück gekukt, oder? ;-)

Ich habe also ein paar Beobachtungen, die ich gleich zusammentragen kann, aber erstmal ein schlaues Video - mir kam es immer so vor, als fühlte sich die Umgebung der Filme und die Ausgestaltung der Charaktere sehr detailverliebt an und scheinbar ist das auf sehr viel Recherche und Herzblut bei den Veratnwortlichen zurückzuführen, was ja immer eine gute Vorraussetzung ist, no?

1. Same proceedure as every year

Wir werden ja im Podcast nicht müde darüber zu sprechen, dass Originalität stark überbewertet wird und man - wenn man nur genug generalisiert - jede Story schonmal gehört hat. Bei Kinderfilmen ist das oft die Story der Identitätsfindung, in 10.000 verschiedenen Varianten und Po ist da natürlich keine Ausnahme. Zusammen mit ein bisschen Power Fantasy, dass man am Ende natürlich der total Beste ist, wenn man erkennt wer man eigentlich ist. ;-) 

Die Story aller drei Filme ist also komplett identisch, der einzige Unterschied ist der Bösewicht und hier kommen wir dann auch zu dem Punkt, der für mich Teil 2 zum interessantesten Film macht.

2. Personal is not the same as important

Teil 1 & 3 operieren nach dem Prinzip "absolute Macht korrumpiert absolut" und die persönlichen Stakes sind eigentlich nicht Pos an sich, sondern Shifus und Oogways. Po ist nur hier, weil sie sich gegen ihren zur dunklen Seite der Macht übergelaufenen Schüler/Gefährten nicht alleine zur Wehr setzen können.

Vielleicht liegt es einfach daran, dass George Lukas diese Tropes so endlos geklaut, durchgekaut und ausgespuckt hat, aber sie geben mir einfach nicht mehr so viel, auch wenn Originalität überbewertet wird.;-)

Der psychopathische Pfau in Teil 2 fällt aus dieser Schablone sehr interessant heraus, denn mit seinem Isengard Turm und der maoistischen Metall-Marotte ist er der Einzige, der einen persönliche Verbidung zu Po hat - und dabei trotzdem ein komplett unpersönliches Motiv.

Klar, natürlich ist auch die "alles was du tust, um eine Prophezeiung zu verhindern, macht sie erst möglich" Story nicht neu (darum geht es auch nicht), aber der Konflikt des "finde heraus wer du bist", ist hier ein psychologischer Breaking Point, nicht einfach nur ein Mittel, um die nächste Kung Fu Superkraft freizuschalten.

Shen ist außerdem auch kein super-genialer Kämpfer und will es auch gar nicht sein - was einen kleinen Tradition vs. Moderne Konflikt in die Story hineinwürzt, auch wenn wir das genausowenig zu Ende ausdisskutieren, wie bei Saruman. Aber ich wollte es mal erwähnt haben. ;-)

3. Theme Checklist

Vielleicht ist Teil 2 also der am wenigsten "philosophisch unterbaute", die Themen hier sind weniger Konfuzius vs. Dao, sondern eher wie man mit dem Erbe seiner Familie umgeht, wie man emotionale Wunden verarbeitet und dass Stärke viele Formen haben kann (und Gefühllosigkeit nicht unbedingt eine Stärke ist).

Das ist sehr close & personal und weniger global universell gedacht, aber mir gefällt es vermutlich genau deswegen gut, als Fortführung der philosophischen Debatte aus Teil 1. Große Weisheiten sind toll (manchmal), aber müssen für mich auch immer in Geschichten verpackt sein, deren Charaktere auf einer persönlichen Ebene erlebbar werden.

Film 3 war für mich daher eher ein kleiner Rückschritt was das anging, auch wenn ich den Nebenschauplatz der Patchwork-Familienfindung sehr mochte und die Lehrweisheit ja offensichtlich auch, wenn sie es in den Podcast geschaftt hat.;-)

Scheinbar sind ja noch andere Filme in der Reihe geplant, also schauen wir mal, vielleicht schwingen wir ja im Pendel Philosophie-Psychologie auch wieder an die andere Richtung. Bis dahin kann man alle drei Filme auch nochmal kuken (vielleicht nicht wieder an einem Tag, aber who knows;-).

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