Publikationen, Projekte, Persönliches

28.09.2013

Listening to: The Oracle Glass. Oder: Eine Studie in "Muss das sein?"

Ich habe ja schon so einige Hörbücher vorgestellt und tue das normalerweise auch gern - ein gut gemachtes Hörbuch ist ja quasi wie ein gutes Buch mit Faulheits-Bonus - keine Kopfschmerzen beim Autofahren, kein lästiges, schweres Gepäck im Zug und keine Gefahr im Straßenverkehr gegen den nächsten Laternenpfahl zu laufen...;-)
Trotzdem habe ich mich mit diesem Post unheimlich schwer getan und das liegt (nicht nur) daran, dass einem seine liebsten Dinge am einfachsten verdorben werden können.
Man mag sich also meine anfängliche Freude vorstellen, als ich herausfand, dass eines meiner liebsten Lieblingsbücher - wir sprachen schonmal davon - zwar in der mir bekannten deutschen Fassung schon seit ewigen Zeiten nicht mehr erhältlich ist, aber das nicht für das englische Original gillt.
Da ich sowieso die frendsprachliche Klangwolke bevorzuge, war das für mich quasi eine Win-Win-Situation - oder so hatte ich mir das vorgestellt.

Die Hörbuch-"Lektüre" (was sagt man denn da wohl?) von The Oracle Glass, geschrieben von Judith Merkle-Riley und gelesen von Linda Bruno war allerdings ein steter Test für meine Nerven...warum? Das müssen wir in 2 Komplexe aufteilen:

Die Sprecherin:
Es tut mir ein wenig leid es zu sagen, aber Linda Brunos Leistung als Hörbuchsprechering ist wirklich fast unterirdisch... Ich habe mich zwischendurch gefragt, ob dieser Eindruck vielleicht von einer Art von "Ich hätte das aber anders gemacht" Nostalgie befeuert wurde, aber ich fürchte wirklich nicht. Es mag schon stimmen, dass man bei seinen Lieblingsbüchern, die man 100x gelesen und miterlebt hat, ein wenig schneller bereit ist, kritisch auf "Misstöne" zu reagieren, aber hier muss ich leider sagen, es ist einfach auch objektiv eine Katastrophe, wenn eine Hörbuchsprecherin nicht in der Lage gleichzeitig zu atmen und zu sprechen.^^
Dieser Eindruck mag dadurch entstehen, dass ihr in längeren Passagen ohne Wörtliche Rede das Pacing abhanden kommt und sie immer schneller wird, aber das an sich ist mehr Grund als Entschuldigung!
Aber es wird schlimmer (für mich zumindest)...
Den ausgeprägten (für "Vorleser"-Verhältnisse, hier bin eher Neutralität gewöhnt) amerikanischen Akzent hätte ich ihr eventuell gar nicht angekreidet - das war ein klarer "das gefällt mir persönlich einfach nicht" Punkt - WENN er nicht ihre vollöige Unfähigkeit verstärkt hätte, französische Begriffe und Namen auszusprechen, was in einer Geschichte, die in Paris spielt irgendwann fast unerträglich wird!!
Von stillen Konsonanten in anderen Sprachen hat sie auch noch nichts gehört, also musste ich jedesmal innerlich zusammenzucken, wenn sie die Hauptfigur der Geschichte (Geneviève) als Genewieff und einen anderen wichtigen Protagonisten Deßgrezz aussprechen musste - von Versaillllesss wollen wir gar nicht anfangen.^^ Dass sie sich über einige der schwierigeren Aussprachen tatsächlich scheinbar informiert hat, macht das eigentlich noch schlimmer...
Am Ende war ich so nervlich geschlaucht, dass ich mir von meinen Franzosen tatsächlich die Aussprachen nochmal bestätigen lassen musste, weil ich einfach nicht begreifen konnte, wie man so unprofessionell sein kann - bzw. dass man so trotzdem noch an den Job "Sprecher" kommen kann.
Vielleicht macht es ja auch dem amerikanischen Markt nicht aus und alle sind glücklich, aber mein Liebslingsbuch wurde mir von dieser "Leistung" gründlich verdorben.

Und jetzt kommen wir zum schwierigen Teil (oh ja, leider war das der einfache) - Der Text:
Es ist eine Tatsache, die mir leider erst durch Thomas nahe gebracht werden musste, aber es scheint zu stimmen: Es gab (ich hoffe die Vergangenheitsform ist hier angebracht!!) Zeiten, in denen Übersetzer mitunter den Auftrag bekamen einen Text nicht nur sprachlich zu übertragen, sondern gleichzeitig auf ein gewisses Seitenmaß zurechtzustutzen, damit "Die Serie im Regal nacher schön einheitlich aussieht". Diese Tatsache muss man als Autor und mehr oder minder leidenschaftlicher Leser erstmal verdauen - in meinem persönlichen Verständnis könnte man auch gleich wieder mit Bücherverbrennungen anfangen, wenn man schon so völlig sinnfreie Verstümmelungen von Büchern in Auftrag gibt, aber das mag nur Ausdruck meines persönlichen Grauens sein.^^
Statt einer Comfort-Zone Erfahrung mit einem altbekannten Lieblingsbuch musste ich mir also (zusätzlich zur Sprecherleistung) der Tatsache bewußt werden, dass ich ca. 1/3 des Buches gar nicht kenne, weil es in der deutschen Fassung - die nunmal meine Jugend geprägt hat - einfach mal weggefallen ist.
Anfangs habe ich noch die kleine Zwickmühle erlebt und mir gedacht "Hmmm einige der Kürzungen finde ich aber eigentlich ganz gut, weil das Original gleich am Anfang viel mehr verrät und daher der Aha-Effekt am Ende kleiner ist", aber irgendwann musste ich dann feststellen, dass eine komplette Erzählperspektive einfach mal wegfallen zu lassen, fernab von kleineren Zustimmungsmomenten zu vielleicht nicht völlig unzumutbaren Kürzungen, einfach allem widerspricht was ich im Umgang mit einem fremden Text für akzeptabel halte!
Wenn meine Beta-Leser mir zurückmelden "Puh das aber langweilig, kann man das nicht kürzen?" dann ist das eine andere Situation, denn a) habe ich um dieses Feedback gebeten und b) liegt die finale Entscheidung bei mir und nur bei mir! Sowas ungefragt mit einem fremden Text zu veranstalten, weil man das so besser findet, weil man eine Seitenzahl-Grenze erreichen soll oder aus jedem beliebigen anderen Grund, macht mich einfach traurig und auch ein wenig wütend.
Ich kann schon gekürzte Hörbücher nicht ertragen, da kann man sich vielleicht vorstellen wie groß meine Desillusionierung an diesem Punkt war...

Was kann man also als Fazit stehen lassen? Totalausfall? Wäre nicht wirklich fair, denn zumindest mein Entsetzen über die Textversion ist ja ein Minuspunkt der deutschen Ausgabe, nicht Schuld des Originals. Trotzdem kann ich für das Hörbuch nur 1,5 Punkte vergeben - die Geschichte ist immer noch (oder grade deswegen) super, aber der Hörgenuss stellt sich nicht ein.
Ich denke, ich werde mir das englische Taschenbuch zulegen und das Hörbuch einfach wieder löschen - so haben wir alle was davon!

23.09.2013

RED 2 (eventuelle Spoilergefahr)

Ja, ich weiß, mit dem "Vielleicht Spoiler" Alarm kann jetzt wieder keiner was anfangen, aber wer so zart besaitet ist, dass er bei einem Action-Sequel wie RED 2 tatsächlich viele, böse Handlungsspoiler befürchtet, der sollte meinen Blog vielleicht in Hinsicht auf Filme ganz ausklammern...;-)


Denn mal ehrlich: Um die Handlung ging es hier nicht wirklich, aber das hat dem Filmvergnügen nicht im Geringsten geschadet.;-)
Tatsächlich hatte ich sogar das Gefühl noch öfter gelacht zu haben, als beim ersten Teil, während mein Göttergatte den Handlungshintergrund "ernsthafter" fand. Vielleicht muss sich das aber auch nicht ausschließen?
Fakt ist, die Grundidee funktioniert immer noch: The Best Never Rest (der deutsche Slogan geht einem irgendwie weniger snappy über die Zunge) und wenn sie es doch müssen, werden sie nur unzufrieden. Da ist es doch gut, dass böse Menschen böse Dinge planen, damit das Leben wieder etwas interessanter wird (hier kommt vielleicht der "düstere" Einschlag her, weil es diesmal nicht einfach um Bruce Willis gegen den Rest der Welt geht, sondern eher um Massenvernichtung, aber wir gegen alle anderen ist es immer noch:-).

Ich gebe zu, ich hätte auf Ms Zeta-Jones verzichten können, aber sie hat mich in ihrer Rolle (ich sage nur "nuttige, Russen-Proll-Uschi", eine Perle der deutschen Synchro!;-) auch nicht gestört. Bruce Willis funktioniert wie immer, John Malkovich könnte ein "gesammelte Gesichtsausdrücke" Kabinett eröffnen, Helen Mirren ist mein persönlicher Superstar und die "Neuzugänge" Anthony "Hannibal" Hopkins und Byung-hun Lee machen einen solidgen Job in ihren Rollenbegrenzungen (jovial-psychopathisch bei Sir Anthony und spärlich-bekleidet bei Herrn Lee - manchmal muss man ja als Frau auch was zum Anschauen haben dürfen;-).

Ich vergebe einen persönlichen goldenen Gummipunkt für hervorragenden Meta-Humor für Helen Mirren als "Königin von England" und mindestens einen halben für John Malkovich mit Obsthut (uuund da ist der Spoieler *haha*;-), aber ich ziehe leider auch einen Punkt wieder ab, weil mir die Darstellung der "kleinen, Andrenalinjunkie-Freundin" über weite Strecken ein wenig zu naiv-tolpatschig war. Wenn man schon Bedrohungssituationen auf dem Niveau von zerlegten Pariser Straßenzügen komzipiert, dann darf auch ein "un-harter" Charakter ein wenig weniger...niedlich-doof sein. Ich stehe nicht auf die Prinzessin-Retten Nummer außerhalb der annerkannten Kanon-Märchen.;-)

Einigen wir uns also einfach in guter alter Fortsetzungs-Manier auf 4 von 5 Origami-Kranichen und die Feststellung, dass neu eben nicht immer besser ist!;-)

20.09.2013

Ungewöhnliche Frauen

Ich denke es ist mal wieder Zeit für ein wenig Alltag an der Blog-Front - man kann ja nicht jede Woche ein 3-Jahres-Projekt abschließen;-) - daher habe ich diese Woche mal wieder ein Buch und ein Hörbuch zu besprechen. Das Hörbuch war allerdings aus gleich mehreren Gründen eine ambivalente und teils schmerzhafte Erfahrung, daher muss ich da noch ein wenig darüber nachdenken, wie ich das am besten erkläre...also fange ich mal einfach an mit meinem momentanen 2.-Buch:



Dass ich ein 2.-Buch schneller auslese, ist an sich ungewöhnlich - in diesem Fall liegt das wohl daran, dass mein Verhältnis zu meinem neuen 1.-Buch The Long Earth noch etwas gespannt ist und wir uns noch nicht so ganz auf einen modus vivendi geeinigt haben, aber dazu dann im nächsten Buch-Post.;-)
Trotzdem ist diese Aufsatzsammlung kein typisches Trittbrett-Buch, das man mal eben so zwischen schieben kann/sollte, sondern tatsächlich eine wissenschaftliche Aufsatzsammlung - das macht sich schon aus an den (leider;-) sparsamen Abbildungen und dem umso längeren Verweis- und Anmerkungsverzeichnis.

Ich erinnere mich, dass dieses Buch irgendwann mal ein Geburtstagsgeschenk von Freunden war, denen folgerichtig aufgefallen ist, dass ich gerne Historische Frauen "kennenlerne". Insofern war das Geschenk also ein voller Erfolg - ich mag zwar auch ein wenig "entspanntere" Sachbücher in meiner Freizeit, aber ab und zu mal was "wissenschaftlicheres" geht doch auch als Bettlektüre noch durch!;-)

Ein wenig Trittbrett bleibt natürlich trotzdem - eine vollwertige Biographie lässt sich auch mit wissenschaftlicherem Anspruch nicht auf 30Seiten umsetzen - aber wer sich für Bildungs- und Emanzipationsgeschichte interessiert, oder gerne mal ein paar Autrotinnen und Künsterlinnen kennenlernen möchte, die schon "in Kunst gemacht" haben, bevor es cool war, wird hier sicher fündig werden.

Ich muss sagen, dass ich den Titel etwas hölzern finde - auch leider so ein Trademark der wissenschaftlichen Veröffentlichung^^ - aber ich gebe dafür mal keinen Abzug, da man ja immer nicht weiß auf wessen Mist das jetzt gewachsen ist und ob irgendwer namentlich genanntes da überhaupt ein Mitspracherecht hatte. Aaaber ich ziehe einen kleinen Punkt ab, weil mir an manchen Stellen ein wenig die "Beziehungs-Geschichte" fehlte - man muss ja nicht gleich in Küchenpsychologische Spekulation abdriften, um zu sagen "aus Brief XY schließen wir, dass die Beziehung zum Vater-Mentor soundso war" oder auch von mir aus "wir haben keinerlei Einblick in die Familiären Zusammenhänge aus Grund ABC". Ein wenig mehr soziales Gefüge und human interest hätte an manchen Stellen zu meinem Amüsement beigetragen!;-)

Bleiben also unterm Strich 4 von 5 Malerpaletten für ein wenig historisches Zwischenspiel.

14.09.2013

2x Gefülltes Gemüse

Eines muss man dem Sommer 2013 ja lassen - ich friere normalerweise eigentlich immer, aber diesen Sommer war sogar mir in der Wohnung zu warm!
Das mag auch daran liegen, dass unsere Katzen auf ihren Spaziergängen im Garten bestehen, was die heiße Luft von draußen ungefiltert in die Küche lässt.

Aber auch daran muss man etwas Positives bemerken: Wenn es in der Küche zu heiß ist, wird man unglaublich erfinderisch was Rezepte angeht, die weniger als 15Minuten Aufenthalt in selbiger Küche notwendig machen.;-)

Hier also kurz und knapp 2 Improvisationen, die für gut befunden wurden:

1. Gefüllte Zucchini mit Hackfleisch

Wir brauchen (für 2 Personen):
4 mittelgroße Zucchini
500g Rinderhackfleisch
200g Feta
Salz, Pfeffer, Knoblauch, Thymian

Wie man sich bei der übersichtlichen Zutatenliste schon denken kann, braucht man hier nicht wirklich viel Vorarbeit (was ja auch Sinn der Sache war;-). Das Hackfleisch wird mit dem zerbröselten Feta vermischt und dann nach Geschmack gewürzt. Wer es scharf mag, kann auch noch Chili oder Cayenne-Pfeffer dazunehmen.
Dann entfernen wir von den Zucchinis beide Enden, halbieren die sie längs und schaben die Kerne mit einem großen Löffel vorsichtig aus.
Es hilft bei der Weiterverarbeitung, wenn man von den jeweiligen "Unterseiten" einen schmalen Streifen Schale entfert, um eine glatte "Stehfläche" zu haben. So fällt nacher im Ofen nichts um.:-)
Dann formen wir aus unserem Hackfleisch 4 "Würste" in der Länge unserer Zucchinis und machen das Sandwich perfekt: Zucchini-Hälfte, Hackfleisch, Zucchini-Hälfte.
Diese stellen wir dann einfach nur noch aufrecht in eine flache Form, ein wenig Olivenöl dazu und schieben das Ganze dann für ca. 1Std bei 200Grad in den Ofen.
Während also der Ofen die Arbeit mache, können wir wieder außerhalb der heißen Küche sitzen, bis das Essen fertig ist.;-)
Bei 2 Zucchinis pro Person braucht man eigentlich wenig Beilage, aber Brot oder Salat passen eigentlich immer.

2. Gefüllte Paprika überbacken

Natürlich kann man das obige Rezept auf jedes andere Gemüse anwenden, aber für die Paprika bevorzugen wir ein andere Füllung, für die wir folgende Zutaten brauchen (für 2 Personen):

4 bunte Paprika (einfarbig geht auch, sieht aber langweiliger aus;-)
250g Quark
250g Raspelkäse
Zitronensaft
Salz, Pfeffer, Knoblauch, edelsüßes Paprika

Diese Beilage (passt super zu Fleisch, Fisch, Salat, Brot, allem was man sonst so möchte) macht sich fast noch schneller:
Aus dem Quark, einem Spritzer Zitronensaft und den Gewürzen machen wir einen Dip -  wie schon gesehen, beim Curry con Carne - und verteilen denselben dann gleichmäßig in den längs-gehälfteten Paprika (der Trick mit der Stehfläche für den Ofen funktioniert hier auch!). Dann bekommt jede Paprika ein Häubchen aus Raspelkäse und kommt für ca. 30Minuten bei 200Grad in den Ofen (alle Angaben wie immer OHNE Vorheizzeit, weil Vorheizen einfach nur Energie verschwendet).

Und schon fertig!
Guten Appetit!

11.09.2013

Finale Anprobe: Miss Melly

Wieder mal eine Geschichte aus der langen Reihe: Was lange währt, wird endlich gut! Oder auch "Machen wir's im Winter"...bzw. Herbst, Spätsommer, wasauchimmer!;-)

Man wird sich vermutlich gar nicht mehr an die letzten Entwicklungen zum "Teewärmer-Kleid" erinnern und das liegt einfach daran, dass ich es den ganzen Sommer nicht über mich gebracht habe 5kg Stoff um, an und über mich zu stülpen...schon allein bei dem Gedanken wird mir wieder warm!
Da ich aber ja nun quasi "in der Projektpause" hänge, während die B(r)uchstücke Druckfahne in Thomas fähigen Händen liegt, musste ich mir ja was anderes zu tun suchen - nichts zu tun gefällt meinem Hirn nicht, wie man (leider) weiß...;-)

Was läge da also näher, als erstmal den alten Kram abzuschließen - und so begab es sich, dass ich mich am Wochenende in meinem gut ventilierten Gästezimmer mal mit den diversen Kleiderschichten beschäftigt habe, die am Ende unseren Teewärmer ausmachen sollen.
(Schon sich ohne Hilfe in dieses Voll-Torso-Korsett döngeln, war ein ganzes Workout wert - inklusive Balanceübungen!;-)

Leider stieß ich bei meinem ersten Versuch aber schnell auf ein Problem, dass man vielleicht hätte vorhersehen können: Da ich aus reiner Gelegenheit/Faulheit das Grundkostüm im Internet erstanden habe, ließ die Verarbeitung leider an manchen Stellen zu wünschen übrig - also waren in der Jacke die Schultern zu eng und die Hakenleiste in der Front hat das erste Anprobieren nur mit ausgerissenen Häkchen überlebt. Zudem wird in solchen Kostümen statt Korsettstäbchen meistens Plastik "verbaut", was einfach nur dumm aussieht, weil es sich verbiegt und das Oberteil nicht mehr richtig sitzt.
Um all dem in nur einem Arbeitsschritt Abhilfe zu schaffen, habe ich daher die Schnürung im Rücken  - sowieso unnötig, wenn man Korsett drunter trägt - nach vorne "verfrachtet".
Also dumme Hakenleisten rauslösen und gleich auch alle erreichbaren Plastikstäbchen entfernen - meistens reicht ein kleines Stück Naht auftrennen, Stäbchen rausziehen, wieder zunähen - dann die Schnürungs-Ösen hinten abnehmen und vorn wieder ansetzen. Möglichst in gleichmäßigen Abständen - wie immer ist Nähen keine Wissenschaft, aber sieht schon besser aus!;-)
Nachteil der Geschichte ist natürlich, dass sich das Jäckchen nicht mehr so einfach aufknöpfen lässt, aber wenn man genug Zugband hat, kann man den An- & Auszug auch über Kopf regeln, ohne jedesmal die ganze Schnürung aufmachen zu müssen.

Nach diesem kurzen Exkurs in Sachen Tragbarkeit ging es dann an die Schichten:

1. Korsett, Reifrock, Tüllüberwurf (für den letzten Teewärmer-Schliff;-) und weißes T-Shirt in Vorbereitung auf weiße Bluse (ich habe leider nur schwarze Korsetts, das sah doof aus - und eine Schicht mehr oder weniger macht es dann auch nicht...;-).

2. Weißes Hemd - eigentlich wäre eins ohne Ärmel und Kragen am besten, weil wir die ja gleich noch separat anziehen müssen, aber sowas gibt es leider nicht bei H&M und ich war zu faul so ein Basic-Teil selber zu machen...keine Motivation, ich weiß!;-)

3. Das Ganze mit Rock, Jacke, Ärmeln und Kragen - ich sage nur eins: Waaaaarmmmmmm!
 Übrigens empfehlen sich hohe Schuhe, ich musste beim Rumsuchen in der Wohnung ständig aufpassen nicht auf meinen Reifrock zu treten...und noch was: Sowohl unser Flur, als auch das Bad sind nicht Teewärmer-geignet...da hätte ich bei der Wohnungssuche mal besser aufpassen sollen!;-)


4. Und jetzt noch die Haare - es ist mir noch nicht gelungen dieses Haarnetz ohne meinen bewährten Haarreifen-Trick (siehe "Cheating") anzuziehen, obwohl das angeblich ganz leicht sein soll...vielleicht wenn man kooperativeres Kopfgemüse hat!


5. Fertig!
Es war ein wenig schwer das alles selber zu fotografieren, aber zum Glück geht es ja nicht um mein Gesicht in diesem Post!;-D


Und als nächstes? Wird wieder gehäkelt, der Winter kommt bestimmt!:-)

09.09.2013

Hänsel&Gretel vs. Conan. Oder: 2x Blut und Eingeweide!;-)

Ja, man darf sich schon ein wenig über dieses Double-Feature wundern, aber zu meiner Verteidigung:
Eigentlich hatten wir als zweiten Film Abraham Lincoln - Vampire Hunter angedacht und das hätte doch dann gleich wieder vorzüglich zusammen gepasst, oder?;-)
Den Zylinder-Vampirjäger gab es aber leider nicht in der Videothek unseres Vertrauens, also konnte ich meiner milden Neugier nach der Conan Neufassung im TV-Abendprogramm (ich hasse Werbung!) nachgehen. Blood&Sourcery Sunday ist ja auch ein gern gesehenes BBC Feature, das kann man ruhig mal in Deutschland einführen.;-)

Zugegeben beide Filme sind nichts für Freunde des anspruchsvollen Melodrams *not me* und/oder Menschen, die mit fiktiver Gewalt ein gesteigertes Problem haben *not me again;-)*, denn hier geht es ordentlich in die Kübel Kunstblut mit Schleim und Eingeweiden. Bei den Grimm-Geschwistern hat das teilweise schon wieder den Tarantino-Effekt - so überzogen, dass es schon wieder lustig ist - aber spätestens beim Arnie-Nachfolger-Conan ist das dann wieder eher humorlos routiniert und folgt eher der traditionellen 1Held=200Schergen Rechnung.

Und nun kommen wir mal zu dem Punkt, über den ich mir seit gestern Gedanken mache: Wie mache ich jetzt plausibel, dass ich Hänsel&Gretel mochte und Conan für mich irgendwie nicht so dolle war? Genauso komme ich ja immer in Bedrängnis, wenn es darum geht, dass ich Crah-Boom-Filme mag, aber zum Beispiel Fantastic 4 lahm und Transformers schon fast schermzhaft schlecht fand (der Erste hat ja noch 1,5Punkte gekriegt, aber alles, was danach kam, verschweigt man besser....).

Ich habe mir das lange im Kopf herumgehen lassen und möchte meine Verteidigung - sofern man denn Geschmacksurteile verteidigen kann;-) - auf zwei Säulen aufbauen: Charaktere und Liebe zum Detail.
Man sagt mir ja gerne und oft, dass ich nicht immer mit meiner "Geschichtenerzähler-Sicht" an alles herangehen soll, aber da man Dinge nicht ent-wissen kann, geht das wohl schlecht.
Und das ist genau der Grund, warum mir Filme, die einfach nur zum Blockbuster zusammengeschmissen und mit ein paar semi-talentierten Schauspielern bestückt werden, so furchtbar auf die Nerven gehen! Eine Geschichte muss nicht tiefsinnig sein, aber sie sollte gut erzählt werden und ich muss das Gefühl bekommen, dass es den "Machern" irgendwie am Herzen lag, das beste aus ihren Figuren und Plotlines herauszuholen. Das schafft man nicht mit ein paar klischeehaften Personenkonstellationen und ganz sicher nicht mit Dialogen und Humor aus der Mottenkiste - 13jährige mögen Hodenwitze lustig finden, ich nur selten und sicherlich nicht in einem Michael Bay Film.^^

Man kann natürlich argumentieren, dass Conan wohl kaum etwas dafür kann, weil schon der Originalfilm kaum über das Dreckiger-3-Wort-Held rettet Semi-Nutzlose-Halbnackte-Frau Schema herauskommt. Andererseits: Warum dann einen neuen Film draus machen, wenn man nichts Neues erzählen will? Weil es sich immer noch gut verkauft? Sorry, aber das fällt für mich weder unter "Liebe zum Detail" noch unter "das Bestmögliche rausholen".;-)

Bei Hänsel&Gretel andererseits war ich überrascht wie wenig dumm ich den Film fand - und ich war durchaus bereit das ein oder andere Grad an Erwartung von vorneherein runterzuschrauben;-) - was mit Sicherheit damit zu tun hatte, dass man schnell das Gefühl bekommt: Das hier ist eine klassische "Wäre es nicht cool, wenn..." Idee und alle Beteiligten freuen sich wie Schneekönige, dass sie diesen völligen Fun-Film machen durften. (Eine Einschätzung, die ich mir in den Making-Off Interviews habe bestätigen lassen;-).
Die Charakterdynamik ist nicht über-kompliziert, aber funktioniert und sowohl beide Hauptrollen, wie auch die "Bösen Hauptrollen" sind mit Darstellern besetzt, die einen Film auch ohne großen Anspruch stemmen können! (Transformers hat das nicht!) Wer Supernatural oder Brothers Grimm mag/mochte, wird hier auf jeden Fall Spaß haben.

Und - noch überraschender - der Film versucht sich sogar an einer kleinen Moral: Am Ende haben wir gelernt, dass nicht alle Hexen böse sind, aber viele "aufrechte" Menschen gruseliger als die bösen Hexen.
Auch hier: Das ist kein Grundkurs Ethik, aber es wird unaufdringlich und sinnvoll in die Handlung eingebaut und lenkt nicht vom Fun-Faktor ab. Das will schon auch gekonnt sein!
Einen Punkt ziehe ich allerdings für Logiklöcher ab - die Idee, dass man von Hexenknusperhäuschen Diabetes bekommt, fand ich zu genial, um mich über den suboptimalen Einsatz in der Geschichte nicht zu ärgern...;-)

Zuletzt muss ich natürlich als Frau und Freund von Actionfilmen einen persönlichen goldenen Gummipunkt dafür vergeben, dass hier die Prügelanteile 50/50 zwischen den Geschlechtern aufgeteilt sind. Sowohl Gretel, als auch Red-Pheonix-Oberhexe (ich hätte gerne dieses fiese Lächeln!) sind wunderschöne Kick-Ass Charaktere. Hier gibt es keine nutzlosen, halbnackten Prinzessinnen zu retten und das ist auch gut so!;-)

Fazi also: Eine Neufassung, die man nicht braucht (wer altbackenen Fantasy-Film möchte, kann auch weiter bei Arnie bleiben) und ein Splatterfilm, der besser war als gedacht. Heißt übersetzt 1 von 5 Barbarenschwerter gegen 4 von 5 Lebkuchenhäuschen.;-)

06.09.2013

Nachtrag: In Hamburg

Wie kann es eigentlich sein, dass egal wie lange unser Urlaub ist, er doch nie lange genug ist?;-)
Vielleicht nicht der best-formulierteste Einstiegssatz ever, aber ich glaube jeder weiß, was gemeint ist, oder??

Traurig, aber wahr, das war's schon wieder mit Sommerurlaub 2013 und auch wenn es ein paar sehr positive Dinge gibt, auf die man zurückblicken kann, hätte ich doch gerne den Alltag noch ein wenig rausgeschoben. Wobei mir jetzt schon mehrfach gesagt worden ist: "Und du warst doch so lange im Urlaub diesmal!"
2 Wochen und 2 Tage sind nun nicht so übermäßig, liebe Kinder!
Mein Chef war 3 Wochen und 2 Tage weg und das scheint keiner irgendwie bemerkt zu haben...Life's a bitch!;-)

Aber jetzt mal Butter bei die Fische, wie man so sagt: Hamburg!
Und dabei zuerst mal die Frage: Warum eigentlich?
Darauf habe ich zwei sehr einfache Antworten:
1. Weil ich da noch nie war. Man sollte so oft wie möglich Dinge tun, die man noch nie getan hat und Orte sehen, die man noch nie gesehen hat. Es geht ja nicht nur darum wielange wir Urlaub machen, sondern von welcher Qualität unsere Erinnerungen sind!:-)
2. Weil es mit dem neuen HKX (Hamburg-Köln-Express) schon fast lächerlich günstig ist hinzufahren!

Die "Ryan-Air Variante" des Schienenverkehrs hat jetzt zwar nicht die neusten Züge, aber das Preis-Leistungs Verhältnis kann nicht mit Auto oder Flugzeug konkurrieren, man steht nicht im Stau, die Züge fahren pünktlich und (man höre und staune) das Personal schien tatsächlich irgendwie Freude an seinem Beruf zu haben!
Auf der Rückfahrt wurden wir so von unserem Schaffner kurz vor Köln darüber informiert, dass die ursprünglichen 13Minuten Verspätung in Hamburg (Deutsche-Bahn-Kunden lächeln da nur müde) restlos herausgefahren worden sind, also "Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kan gehen." - Shakespeare Zitate im Schienenverkehr, kann es besser werden?;-)

Aber abgesehen von der Anreise kann ich auch die Stadt nur Jedem empfehlen, der noch nicht da war! Großstadt, Gemütlichkeit und Meerwasser, das ganze garniert mit nordischem Akzent, den ich persönlich ganz besonders mag.;-)
Unser großes Highlight und Pflichtprogramm war natürlich der Tierpark Hagenbeck, der jeden Cent Eintrittsgeld wert war - zuzgegeben war die Tageskarte für Zoo+Aquarium mit stolzen 30€ p.P. aber auch das Teuerste, was wir uns im ganzen Urlaub geleistet haben...ich glaube nicht mal unser Hotel war so teuer!;-)
Dafür durfte ich hier zum ersten Mal Elefanten aus der Hand füttern, Muntjiaks und ein Baby-Tapir streicheln, Baum-Stacheltieren beim Rückwarts Ausparken aus Bäumen zusehen und eigentlich auch noch 200 andere Dinge tun. Insgesamt waren wir mit Zoo und Aquarium mehr als 6Stunden beschäftigt - und das obwohl es keine Erdmännchen gab!!! - und wenn man dann den Tagespreis mal auf einen Kinobesuch von vielleicht 2Stunden umrechnet, relativiert sich das dann auch schon wieder.
Danach ging es an Tag 2 (Tag 1 war Anreise und Basic-Sight-Seeing:-) noch in die Hafencity, das neue Nobelviertel um Elbphilharmonie und Speicherstadt. Nun haben wir also auch eine der teuersten (unnötigen) Baustellen in Deutschland aus der Nähe gesehen. *yeii*;-)

Tag 3 war der persönlichen Wellness vorbehalten, also ging es ins Holthusen-Bad, eine interessante Mischung aus Wellenbad, Thermen, Kinderspielplatz (Schallisoliert - großartig!) und 20m Außenbecken, in dem man sich bei strahlendem Sonnenschein gar nicht so fühlte, als würde man sich grade sportlich betätigen - ich habe trotzdem nach 20 Bahnen gekniffen, im Urlaub wird nicht trainiert!;-)
Danach gab es Sushi im Fließband-Restaurant - noch so ein Erstes Mal - und zum Tagesausklang ganz viel Grün im passend benannten Park Planten un Bloomen... den man meiner Meinung nach schon wegen des Namens lieben muss, aber der auch tatsächlich großartig angelegt ist. Leider hatte die Minigolf-Anlage schon geschlossen, war waren versucht!;-)

Nach diesem körperlichen Betätigungsprogramm war mein Organismus leider der Meinung, ich müsste jetzt mal Pause machen und bescherte mir als "Ansporn" Magen- und Rückenschmerzen, die sogar mich im Hotelzimmer gehalten haben - und das ist in meiner persönlichen Erinnerung vorher noch keiner Krankheit gelungen...
Aber zumindest ein bißchen auf der Alster schippern mit dem Linien-Boot - viele sehr nette Außenalster-Grundstücke, definitiv in den Top-5 für den Altersruhesitz;-) - und zum Abschluss am Samstag noch ein wenig flanieren am Hafen mit Fischbrötchen-Pause (für mich gab's Kamillentee...) war dann doch drin. Man muss sich ja nicht immer stressen!:-)

Museen und Kultur haben wir dadurch aber leider ausfallen lassen müssen - aber es wäre auch eine Schande gewesen bei 25Grad und strahlendem Sonnenschein in der Kunsthalle rumzuhängen, vor allem weil es in Aachen ganz furchtbar geregnet hat *haha*... 

Außerdem braucht man ja einen Grund nochmal wiederzukommen!:-)
Gefühlte 30.000 Tierfotos und andere Highlights gibt es hier.

Nächstes Mal müssen wir dann auch ein Schloss mitbringen, um uns an einer der Brücken zu verewigen - eine total süße Tradition und mit Sicherheit cooler als irgendein dummes A+B Herz in irgeneinen armen Baum zu ritzen...;-)