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16.08.2010

In Brüssel

Eigentlich sind Busreisen ja furchtbar spießig. Andererseits ist es so unglaublch bequem sich einfach irgendwohin kutschieren zu lassen, ohne an Umsteigen, Fahrpläne, Verspätungen oder sonstige Gefahren des Bahn- und/oder Flugreisens gebunden zu sein...
Also haben wir uns in diesem Jahr mal zu unserer inneren Kleinbürgerlichkeit bekannt und eine Busreise nach Brüssel gebucht - am selben Tag hin-und-zurück, da musste nicht mal ein Katzensitter gefunden werden!;)

Und hier ein paar Urlaubseindrücke:
1. Wir sind für Busreisen entweder noch zu jung, oder schon zu alt.
Scheinbar sind solche Touriausflüge vor allem bei a) Rentern und b) Müttern mit Familie beliebt. Sofern man also weder über 40, noch unter 18 ist, ist man prinzipiell nicht Zielgruppe. Das ist insofern schwierig, als das sowohl Renter, als auch Teenager ziemlich nervig sein können (nicht müssen). Mit ein bißchen Beschallung aus dem iPod ließ sich aber zum Glück sowohl das gewählte WDR5 Radioprogramm, als auch die anstrengende US-Deutsche Familie mit schlecht gelauntem Pseudo-Gangster-Teenie ausblenden...

2. Touritruppen sind nicht mein Ding!
In Brüssel fuhren wir dann einmal an allen Sehenswürdigkeiten vorbei - gut fürs Mindmapping, aber dazu später - und durften danach noch zum Marktplatz marschieren. Spätestens an diesem Punkt habe ich wieder festgestellt, dass mit dem Bus hin-und-wegfahren zwar ok, inmitten einer Tourihorde durch die Stadt ziehen, aber mal so gar nicht mein Ding ist. Aber zum Glück kann man sich ja immer mehr oder minder unauffällig einfach ein eine andere Richtung absetzen!;)

3. Paris + Wien = Brüssel
Das fällt sofort ins Auge, wenn man sich die Gebäude, aber auch die Straßenführung anschaut. Lauter Kreisverkehre und Anguläre Straßenanlagen (heißt große, lange Straße mit signifikantem Gebäude am Ende!;), dazu ein bißchen Belle Epoque und Barockschlösschen. Nur liegt Brüssel an der Sen, nicht an der Seine, und im Gegensatz zu Wien nicht im Tal, sondern am Hang, was den Nachteil hat, dass es oft und stetig bergauf oder bergab geht, aber den Vorteil, dass man immer wieder mit schönen Stadtpanoramen belohnt wird, wenn man sich mal raufgeschleppt hat!;)

4. Urlaub bei Königs
August ist Urlaubszeit nicht nur bei uns, sondern auch bei Köngis und dem Europaparlament. Das könnte dem Normalsterblichen unter uns eigentlich egal sein, aber aus reiner Freundlichkeit dem niederen Untertanentum gegenüber darf man die leer stehenden Schloss- und Parlamentsräume tatsächlich kostenlos besichtigen. Wenn man Versailles gesehen hat, kommt einem ein tatsächlich noch "bewohntes" Schloss relativ seltsam vor, aber auf die Inneneinrichtung hat es wirklich positive Auswirkungen (unifarbene Tapeten z.B. statt erschlagende Komplettbemalung) - es sei denn man lässt Künstler in sein Haus. Dieses "Stilleben" aus 400.000 undwasweißich Käferflügeln im großen Ballsaal fand ich doch etwas sehr merkwürdig - mal ganz vom Massenkäferverbrauch abgesehen.^^

5. Anguläre Straßenanlagen sind missssleading...
Du hast eine Straße und am Ende kannst du das Gebäude zu dem du willst schon sehen. Würde man da umständlich einen Bus suchen? Nein, man kann's doch schon sehen, dann kann man ja auch eben hinlaufen....ja...nee!;) Diese Art von Trugschluss führte dazu, dass wir fast 45min immer geradeaus an einer 4spurigen Strasse durch das heiße, staubige Bankenviertel zogen, immer mit dem Ziel Triumphbogen im Blick, aber leider ohne bedacht zu haben, dass so eine Strasse auch mal länger sein kann, als sie aussieht...am Ende sind wir aber doch angekommen und haben uns dafür gleich mal mit einem Kaffee auf der Museumsterasse mit Blick auf den Jubelpark belohnt (und ich hab mir gleich mal einen fetten Sonnenbrand mitgenommen...)!

6. Es lebe der Orientierungssinn!
Entgegen aller böser Gerüchte und Klischees habe ich einen hervorragenden Orientierungssinn. Ich kann zwar nicht gut einen Weg beschreiben, aber irgendwo ausgesetzt, finde ich doch irgendwie immer dahin, wo ich hinwill - auch ohne Stadtplan. Ohne Stadtplan unterwegs zu sein, war allerdings zuerst einmal ziemlich seltsam - man fühlt sich so nackt und unvorbereitet auf die fremde Umgebung!;) Aber durch die Busrundfahrt konnten wir uns tatsächlich die wichtigsten Landmarken gut merken und so auch mal durch Hinter- und Nebenstrassen streifen und trotzdem da ankommen, wo wir hinwollten - auf dem Rückweg vom Triumphbogen haben wir dadaurch nebenbei noch einen gut sortierten Supermarkt, den Botanischen Garten und die eine oder andere wirklich schöne Wohnstraße gefunden, statt nochmal dieselben langweiligen Glastürme zu sehen!;)

7. Der Bier Tempel
Ich könnte jetzt noch was über Kirchen, Straßen und andere Attraktionen erzählen, aber leider muss das hinter dem Gebäude zurückstehen, in dem wir - vom Schloss mal abgesehen - am meisten Zeit verbracht haben: Der Bier Tempel. Ein Laden, in dem es wirklich und wahrhaftig nur Regale um Regale von Bier gibt - hier mal die "Mädchen-Ecke" mit Kirschbieren, Aprikosenweissbier und Ähnlichem!;)
Das Männecken Pils allerdings fanden wir eher schmerzhaft, dafür gab es auch eine große Auswahl an Biergläsern, Humpen und anderen nützlichen Absurditäten zum Thema Bier. Da musste dann natürlich auch ein Souvenier her: Duchesse de Bourgogne Bier in ansprechender Weinflasche (das klang so posh, das muss einfach gut sein!;) mit dem entsprechend ziselierten Glas dazu - das wird zum Urlaubsabschluss bestimmt rituell ausgetrunken! Prost!;)
Brüssel in wunderbarem Spätsommerwetter war schonmal ein gelungener Auftakt, mir fehlte nur ein wenig das Wasser - das dürften wir aber in Brügge und Amsterdam noch nachgeliefert bekommen!:) Die kompletten Fotos gibt es hier!

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