Im Gegensatz dazu bin ich allerdings bereit Dingen eine Chance zu geben, von denen man mir an gleicher Stelle positiv berichtet - siehe dazu Anne of a Thousand Days, ein Film dessen Charme sich mir dann im 2. Versuch doch irgendwie erschlossen hat.
Und so komme ich zu Wolf Hall, denn entgegen vorschneller Einschätzungen geht es mir in der Bewertung von historischer Fiktion nicht so sehr darum, ob oder nicht sie historische Figuren, die ich mag, irgendwie positiv darstellt oder nicht, sondern ob sie mir plausibel erscheint.
Das ist natürlich ein schmaler Grad und auch der Grund warum ich bisher nie versucht war irgendwas historisches über reale Personen zu schreiben - entweder man kennt sich mit den historischen Fakten gut aus, dann wird aber evt. ein langweiliges Info-Dump Buch daraus (siehe The Lady Elisabeth) oder man kennt sich mit den historischen Plausibilitäten so gar nicht aus (oder findet sie zu langweilig, kompliziert, was auch immer), dann wird ein furchtbar schlechtes Buch daraus, siehe alles was Ms Gregory je geschrieben hat. Beides kann nicht der Sinn der Übung sein, also lasse ich es lieber.;-)
Kommen wir aber zum eigentlichen Thema, nämlich der historischen Darstellung von Hilary Mantel:
A magisterial new novel that takes us behind the scenes during one of the most formative periods in English history: the reign of Henry VIII. Wolf Hall is told mainly through the eyes of Thomas Cromwell, a self-made man who rose from a blacksmith's son in Putney to be the most powerful man in England after the king. The cast also includes Cardinal Wolsey, Thomas More, Anne Boleyn and Henry's other wives - and, of course, King Henry himself. It was a time when a half-made society was making itself with great passion and suffering and courage; a time when those involved in the art of the possible were servants to masters only interested in glorious gestures; a time when the very idea of social progress, and of a better world, was fresh, alien and threatening. It was a time of men who weren't like us, but who were creating us.Tatsächlich ist es so, dass die Darstellung der Anne Boleyn bei Ms Mantel mit einiger Berechtigung als "unsymphatisch" gelten kann - das fällt aber weniger schwer ins Gewicht, weil so ziemlich alle anderen Personen des Cast, inklusive des personalen Erzählers Tom Cromwell auch recht unsymphatisch sind.;-)
Das an sich macht das Buch aber nicht weniger lesenswert, denn - und hier kommen wir zur ewigen Vorrede zurück - die Figuren wirken trotzdem plausibel innerhalb der bekannten "Story".
Ich musste mich erst ein wenig an den Schreibstil gewöhnen - am Anfang des Buches hatte ich irgendwann das Gefühl ein Drei-Wort-Satz war eher die überschwengliche Ausnahme.;-)
Wenn man in den Steno-Stil allerdings einmal reingefunden hat - was sich bei 500Seiten wenigstens lohnt;-) - ist er allerdings ganz reizvoll, durchsetzt mit so einigen Bildern, die mein Autoren-Ich sehr erfreut haben. In einigen Abschnitten hätte ich mir allerdings doch ein wenig mehr Ausschmückung gewünscht, was mich zu einem völlig subjektiven halben Punktabzug bringt.
Mit 4,5 von 5 Tudor-Rosen ist das Buch allerdings als historischer Schmöker mit einigermaßen plausibler - was nicht heißen soll einzig wahrer - Geschichtsinterpretation sehr zu empfehlen. Den Nachfolger Bring Up the Bodies habe ich schon bei Audible vorgemerkt. Mal sehen, ob der Steno-Stil sich vielleicht besser hört als liest.;-)
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