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10.10.2025

Horizon Zero Dawn. Oder auch: Tearling mit Robotern?

Trotz meiner volltönenden Ankündigung Anfang des Jahres ist es mir bisher ja in keinster Weise gelungen meinen Stapel unfertiger Nähprojekte anzugehen - ich schiebe es auf die nicht zu vernachlässigende Tatsache, dass unsere Wohnung stoßweise immer wieder in Umzugskartons versinkt und ich nirgendwo Platz finde.^^

Was allerdings wenig(er) Platz braucht, sind mein Laptop und ich und zudem sind Kopfhörer mein bester Freund, solange fremde Menschen in meiner Wohnung herumturnen. Die perfekte Gelegenheit also zumindest meine Liste ungespielter Spiele abzutragen. ;-) 

Heute fangen wir mal an mit Horizon Zero Dawn, einer besonderen Form von nicht-Sci-Fi-Zukunfstsdystopie, die ich mit Queen of the Tearling verbinde, weil ich sie da zum ersten Mal wahrgenommen habe. Your mileage may vary. ;-) Bevor wir aber über meine Eindrücke sprechen, lasst uns kurz zusammen den Trailer wahrnehmen, damit wir ungefähr wissen worum es geht:

1. Chosen One & Außenseiter

Ich muss ja gestehen, ich wusste eigentlich gar nichts über die Story dieses Spiels, oder die Hintergrundwelt, außer "die Prota ist rothaarig und die Dinosaurier sind Roboter". Das an sich ist ja schonmal recht wenig Kulturelle Osmose für ein (vergleichsweise) altes Spiel, aber ich fand es auch recht angenehm, weil man (aka ich) so die Prologszene gleich mal genießen und sich fragen konnte: WTF geht denn da ab? ;-)

Dass die Zukunft nicht nur aus seltsamen Tier-Robotern besteht (warum es keine/kaum echte Tiere gibt, war so eins der Mysterien, die ich fast am interessantesten an dem ganzen Worldbuilding fand;-), sondern sich die Menschheit quasi selber zurück in die Steinzeit gebombt hat, war jetzt nicht so schwer für mein suspension of disbelief, aber ich hatte tatsächlich nicht auf dem Schirm, dass Aloy quasi die Badass (und cleverere^^) Version von Harry Potter ist. Also ein Chosen One, der aber gleichzeitig von seiner Gesellschaft ausgestoßen und quasi gebrandmarkt wurde. Wobei ich jetzt rothaarig sein nicht ganz so überzeugend fand, wie Blitz-Narbe, aber dafür macht der Rest der Story wenigstens Sinn und man fällt nicht alle naselang in kratertiefe Plotlöcher, man kann nicht alles haben. ;-)

2. Tech-Bros und unsere Zukunft 

Die "abergläubische" Stammeskultur und wie sie sich die technologischen Hinterlassenschaften zu erklären versucht, war so ein wenig mein Favorit des Worldbuildings. Klar erfindet jetzt auch dieses Spiel das Stilmittel Found Footage nicht neu, aber es funktioniert eben auch immer wieder - man nehme eine dunkle, verlassene Ruine und garniere sie mit aus dem Kontext gerissenen Stimmen der Vergangenheit und dann muss man sich schon echt anstrengen die creepy Atmosphäre zu versauen.

Das ganze Gefüge des Zero Dawn Projekts hatte auch einige philosophische und kulturelle Aspekte, die ich sehr spannend fand. An manchen Stellen hätte man sich (für mich) damit noch ein wenig tiefergehend auseinandersetzen können und grade Sylens als Charakter ging mir unfassbar auf die Nerven - nicht, weil er Aloy auf die Nerven gehen sollte, dass das geplant war, ist mir schon bewusst, sondern weil er so nichtssagend mansplainy geschrieben war. Ja, von mir aus, sei halt ein überhebliches Arsch, das alles besser weiß, aber könntest du wenigstens ab und zu mal durchscheinen lassen, dass deine Motivation größer ist als: Ich will halt Recht haben, basta! Man hätte aus dieser konfrontativen Beziehung soviele denkanstoßende, interessante Dialoge stricken können, aber neiiin, wir wollen ja auf herablassendes Arsch vs. trotziger Teenager raus. Lame.^^

Ansonsten stellen wir wieder mal fest, dass die Egos von Tech-Bros uns alle in den Abgrund stürzen werden irgendwann, what else is new? Aber wenigstens dieser Teil der Geschichte ist ein wenig nuancierter erzählt, das konnte ich schon wertschätzen.

3. Trotz Open World, nicht weil ...

Als einzigen größeren Negativpunkt muss ich wieder einmal festhalten, dass bisher ein Open World Konzept in meiner sehr subjektiven Erfahrung schon viele Spiele versaut, aber noch kein einziges besser gemacht hat. Und Zero Dawn reihe ich da jetzt mal ein. Die riesige, hauptsächlich mit nutzlosen Nebenquests übersähte Karte hat es jetzt für mich nicht versaut, ich habe aber auch ganze "Genre" von Nebenquesten einfach komplett ignoriert und außerdem mit Mods für Inventar ohne Gewichtsbeschränkung und unlimited fast-travel gespielt. Hätte ich diese Mods nicht gehabt, wäre meine Frustration über die seelenzerstörende Langeweile des Wandersimulators vermutlich auch hier ein gewichtigerer Faktor gewesen. Skyrim wird glaube ich auf meiner negativ Liste nichts so schnell den Top-Rang von unerträglicher Langeweile ablaufen, weil man mir da nichtmal gute Voice Actor oder Filmszenen gegönnt hat, um mich von der ewigen Beliebigkeit des Plots abzulenken, aber wir sprechen demnächst noch über die Witcher-Reihe und auch da werde ich wieder darauf herumreiten, dass größere Karten immer und ohne Ausnahme auf eine schlechter erzählte Story hinauslaufen. Sorry not sorry, ist halt einfach so.

Dank des heldenhaften Einsatzes von Nexus Mods Mitgliedern konnte mich dieses Spiel also trotz Open World zumindest genug fesseln, als dass ich es schade finde, dass mein Laptop die Fortsetzung wohl nicht mehr packen wird (wir kamen hier mit der Grafikkarte schon an die Grenzen) - zumindest der Trailer versprach ein wenig mehr Charakterplay, weil man Aloy endlich mal ein paar Freunde gönnt, das fehlte mir im ersten Teil ein bisschen, aber machte leider Sinn mit der Backstory und so. ;-)

4 von 5 Steinschleudern finde ich also unterm Strich sehr gerechtfertigt. 

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