Vermutlich bin ich mal wieder der letzte Mensch auf diesem Planeten, der den Film sieht, aber dank des "Tim Burton" Regals unserer Videothek ist uns letztlich mal aufgefallen, dass wir Alice in Wonderland immer noch nicht gesehen hatten und haben das dann mal postwendend nachgeholt.
Bei dieser Gelegenheit ist mir mal wieder ein Problem aufgefallen, das ich mit bisher jeder Adaption, wie auch dem Original habe: Mir ist diese Geschichte einfach zu voll!
Natürlich bin ich mir bewußt, dass die Buchvorlage inzwischen Klassiker-Niveau hat und ich mir vermutlich jetzt ziemlich viele Feinde mache, aber mal ganz ehrlich - vom Erzähltechnischen Standpunkt aus betrachtet, ist dieses Buch einfach furchtbar konfus und viel zu vollgepackt mit Figuren und Konflikten für seine recht überschaubare Länge.
Natürlich sind die einzelnen Figuren und auch Dialoge oft bis meistens großartig gestaltet, aber trotzdem kommt es bei mir irgendwann zu einem gewissen "Absurdity Overload", an dem mein Hirn einfach nicht mehr will.;-)
Besonders stark ist mir das anhand des Hörbuches aufgefallen - irgendwann hatte ich mal Geld zuviel und die englische Version gesprochen von B.J. Harrison gibt es bei Audible schon seit Ewigkeiten für knapp 2€.
Diese Hörbuchfassung illustriert ganz gut, was ich meine, denn selbst ungekürzt liest sich der Text in nicht mal 3Stunden (zum Verleich, mein Anna Karenina Hörbuch läuft fast 42Stunden;) und ist zumindest als Hintergrundbeschallung total ungeeignet. Nun will ich damit nicht sagen, dass gute Bücher so vor sich hinplätschern sollten, aber wenn die Story so konfus wird, dass man mit 20Sekunden Aufmerksamkeitsdefizit schon keine Chance mehr hat noch zu wissen worum es geht, dann ist das schon ein wenig hart!;-)
Der Film leidet daher wie eigentlich alle Adaptionen (von dem süßlich-belanglosen Disney vielleicht mal abgesehen;) an diesem "Zuviel" an Ideen, Figuren und "Dingen, die man unbedingt drin haben will, weil der Effekt super ist". Natürlich sind die Effekte des Films super, das will man gar nicht in Frage stellen (auch wenn ein paar weniger computeranimierte Pferde geholfen hätten;), aber gerade aus den Königinnen und dem Hutmacher hätte man noch viel mehr an tatsächlichem Tiefsinn rausholen können, wenn man sich denn schon auf die Fahne schreibt eine "erwachsene" Version zu machen.
So bleibt halt vieles immer noch im Abziehbildchen-Bereich hängen (grade bei Helena Bonham Carter und Anne Hathaway fand ich das verschenkt, die können nun wirklich mehr als Rümbrüllen oder Liebe-Licht-Weichgespült...), was leider meine Erwartungen nicht erfüllt hat. Das beste Charakterkonzept hatte tatsächlich Alice, was aber auch zu 90% an der Rahmenhandlung liegt, die so ein bißchen Jane Austen Flair verbreitet.
Trotz genialen Sprechern (Stephen Fry als Cheshire Cat, Alan Rickman als Caterpillar und Christopher Lee als Jabberwocky waren so meine Highlights!:) und teilweise wirklich guten Effekten vergebe ich daher leider nur 3 von 5 Hutnadeln für eine erwachsenere, aber leider immer noch zu vollgestopfte Alice Version, die mich mit der Vorlage immer noch nicht versöhnt hat!;-)
Wusstest du, dass Alice in Wonderland eigentlich ein Anti-Neue-Mathematik-Pamphlet ist?
AntwortenLöschenLewis Caroll, als überzeugter Christ, mokiert sich darin über so Sachen wie z.B. die Unendlichkeit in der Mathematik und die Entdeckung, dass es unterschiedlich große Unendlichkeiten gibt (unendlich viele gerade Ganze Zahlen, aber unendlich viel mehr unendlich viele Dezimalzahlen mit drei Nachkommastellen). Christen können sowas gar nicht abhaben, weil Gott gefälligst das einzige Unendliche sein soll, und der ganze Kram mit negativen Zahlen ist auch Teufelswerk.
In Alice in Wonderland mokiert er sich über die verrückten Zahlendreher, die so tun, als könnte man sich aus der göttlichen Weltordnung herausrechnen.
Irgendwie erfüllt es mich mit boshafter innerer Freude, dass dieser Hintergrund der Geschichte völlig in Vergessenheit geraten ist und Alice nur noch als putzig verrückte Kindergeschichte gehandelt wird, während die Teufelswerksmathematik weiterhin blüht und gedeiht.
Na jetzt wo ich weiß, dass es eigentlich um Mathe geht, ist mir plötzlich sonnenklar, warum ich so Probleme mit dem Plot habe! Hätte man mir ja auch gleich sagen können!;-D
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