Es sind ja schon viele Artikel, Blogeinträge und vermutlich sogar Bücher darüber schrieben worden, wie man einen guten ersten Satz schreibt - ich meine mich zu erinnern, das hier auch schonmal angerissen zu haben.;-)
Was aber in vielen dieser Fälle außer Acht bleibt, ist: Heutzutage ist der erste Satz eines Buches nur in extrem seltenen Fällen der Einstieg ins Buch!
Gerade eben habe ich mir noch den Kopf zerbrochen über die Widmung der (B)ruchstücke - damit fängt es an, aber nichtmal das ist manchmal die erste Zeile, auf die das Auge fällt.
Innerer Klappentext, "Über das Buch" oder auch Einleitung, "Vorwort des Autors" oder was auch immer, steht manchmal zwischen uns und dem (eventuell) nach allen Regeln der Kunst und Wissenschaft gesetzen berühmten "ersten Satz".
Warum mir das jetzt einfällt? Weil ich finde, dass Einleitungen im Allgemeinen und Einstiegen in "halbwissenschaftliche" Bücher im Besonderen zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird.:-)
Hier kann man schon ganz viel falsch machen, bevor der Leser überhaupt über unseren wohlausgefeilten Textbeginn stolpert.
Und um das zu demonstrieren, hier ein Buch, dass das hervorragend gut macht:
A Short History of Nearly Everything geschrieben von Bill Bryson und im Hörbuch gelesen von Richard Matthews
"Welcome! So glad you could make it."
Ein Einleitungssatz wie er schöner nicht sein kann - so einfach, dass er in Buchform schon wieder überraschend ist!;-)
Aus dieser "Hi, setz' dich doch!" Phrase heraus beschäftigt sich die Einleitung dann damit, wie unwahrscheinlich im universellen Zusammenhang es eigentlich ist, dass ich (der Leser) und dieses Buch an diesem Ort zusammen kommen - viele hundert Millionen Jahre Partikelwanderung mussten dazu genau so und nicht anders verlaufen.
Eigentlich beschäftigt sich dieses Buch also nicht mit "nearly everything", sondern eigentlich mit einem ganz speziellen Ding: Die Geschichte der Weltwarhnehmung und wie wir unsere Existenz verstehen lernen. Das an sich klingt weniger snappy und wenn man mit der Urknalltheorie anfängt und Partikelbewegungen im Weltraum und und und, dann kann man auch argumentieren, dass man dem "fast allem" sehr nahe kommt - immerhin bestehen wir alle aus Weltraumstaub, ob uns das nun gefällt oder nicht.
Ich bin keine große Leuchte was Naturwissenschaft angeht, aber zum Glück ist das der Autor auch nicht - also bewegen sich die Erklärungen auf einem Niveau, das auch ich entspannt verstehen kann und wer sich aus wissenschaftlichem Purismus über die eine oder andere Methapher oder Vereinfachung aufregen will, soll das gerne tun, aber nicht hier!;-)
Ansonsten liefert A Short History of Nearly Everything viele lusitge, bizarre, interessante, traurige wissenschaftshistorische Annekdoten - und einer guten Annekdotensammlung konnte ich ja noch nie widerstehen...
Die Leseleistung von Richard Mathews ist auch nicht zu bemängeln - die neuere Fassung liest tatsächlich der Autor, das wäre auch interessant gewesen, aber einen schönen britischen Aktzent kann man immer brauchen!;-)
Für Buch und Hörbuch ziehe ich also nur ein kleines, winziges Pünktchen ab, weil mir die späteren Kapitel etwas repetetiv Betonen wiiieeee glücklich wir doch über unsere Existenz sein können - prinzipiell sehe ich das wohl auch so, aber mir braucht man das deswegen auch nicht einbleuen.
Bleiben untem Strich 4,5 von 5 Saurierknochen für sehr erhellendes Sciencetainment!:-)
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