Publikationen, Projekte, Persönliches

09.10.2014

Fremdsprachen und Hörbücher. Eine Geschichte voller Misverständnisse...

Ich möchte mal kurz von der üblichen Rezensionsroutine abweichen, denn meine letzten zwei Hörbücher  
Memoires of a Geisha von Arthur Golden, gelesen von Bernadette Dunne
Desirée von Annemarie Selinko, gelesen von Nicole Quinn
finden sich schon auf meiner 10 Lieblingsbücher-Liste und dürfen daher als bekannt vorausgesetzt werden.;-)

Aber ich möchte mal anmerken, dass mich die Hörbücher nicht halb so sehr erfreuen, wie das geschriebene Wort, aus dem einfachen Grund, dass sich in beiden Fällen die Handlung nicht nur in einer anderen Zeit, sondern auch in einem anderen Kulturkreis abspielt. Diese kleine Exkursion in andere Länder und Jahrhunderte wird dem Leser wie immer durch das einsprenkeln von "Fremdworten" schmackhaft gemacht - in dem Fall japanischen und französischen Ausdrücken, Namen, Redewendungen usw. Das an sich funktioniert normalerweise gut, wenn es denn gut recherchiert ist, aber als Hörbuch macht es mich einfach völlig ramdösig, dass englischsprachige Sprecher oft (und so auch in diesen beiden Fällen) alles "englisch aussprechen".

Es ist mir persönlich schon oft untergekommen, dass englischsprachige Menschen das Erlernen einer Fremdsprache für unnötig oder auch bemerkenswert halten - eine Einstellung die hierzulande zum Glück ausstirbt - weil ja die ganze Welt Englisch spricht. Diese Grundprämisse hat sich Sprachgeschichtlich darin niedergeschlagen, dass Munich und Cologne nicht die einzigen "anglisierten" Eigennamen sind, die man so findet. Rheims spricht sich Riiems und Beauchamp wird zu Biiechem und jeder findet das normal.

Aber im Hörbuch finde ich dieses Beharren darauf befremdlich, dass man sich mit der Aussprache fremdländischer Ausdrücke nicht aufhalten muss, weil es ja für fast alles eine anglisierte Version gibt - und wo nicht liest man einfach alles so wie es in der eigenen Muttersprache ausgesprochen würde - und anscheinend Sprecher wie Produzenten davon ausgehen, dass sich für die richtige Aussprache niemand interessiert.

Mich ärgert so etwas ungemein, denn es macht mir meine kleine Illusion fremder Länder und Zeiten kaputt und ich bin ziemlich sicher, dass ein deutschsprachiger Sprecher nicht damit durchkäme alles einfach eingedeutscht auszusprechen. Also muss ich auch Schlampigkeit oder Überheblichkeit unterstellen und das nervt mich noch zusätzlich. Jedes Mal, wenn irgendwer Tallirant oder Boharnaisee sagt, ist das wie Fingernägel auf Schiefertafel.^^

Immerhin können auch die Sprecher von Non-Fiction sich die Mühe machen, also sehe ich nicht ein, warum man sich ein bißchen fremdsprachlicher Weiterbildung im Belletristik-Bereich so sehr verweigert...

Ich lasse die beiden Hörbücher daher mal mit 3 von 5 Kratzspuren davonkommen, weil es noch nicht so unerträglich war, wie das Orcale Glass, aber ich muss mich trotzdem sehr wundern, dass man sowas heutzutage immer noch durchgehen lässt. *sfz*

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Vielen Dank!