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02.01.2015

Des Hobbits Dritter Teil (bestimmt wieder irgendwo Spoiler)

Merke: Den Neujahrstag im Kino zu verbringen, ist nicht ganz so einsam, wie man sich das vielleicht vorstellt! Wir hatten darauf spekuliert, dass alle außer uns Sofa-Helden bestimmt ihren Kater auskurieren müssen, aber haben dabei ein paar soziale Gruppen vergessen - Senioren, Familien mit Kindern und Studenten im Prüfungsstress und andere IchbinzualtfürdiesenScheiß-MittDreißiger zum Beispiel...;-)

Aber was solls, ein leeres Kino ist nett, aber ein volles Kino macht normalerweise Filme auch nicht besser oder schlechter, solange sich das Publikum benimmt - ich schicke allerdings den unbestimmten Spoiler Alert voraus, da der dritte Hobbit Teil noch nicht so lange läuft und es mir zunehmend schwer fällt mich in Spoiler einzudenken (vor allem bei Verfilmungen von Büchern, die schon so uralt sind) - wer also igendwie fürchtet durch irgendwas gespoilert zu werden, der lese bitte einfach HIER nicht weiter, dann kommen mir keine Klagen und mein kleines Spoiler-Autisten-Ich muss sich nicht so verbiegen. Danke!;-)


Irgendwann nach dem ersten Film hatte ich mal angekündigt mir abschließend Gedanken zu machen, ob das mit den 3 Filmen jetzt wirklich sein musste - aber jetzt habe ich den dritten Teil gesehen und finde in dieser Art von Spekulation eigentlich gar keinen sittlichen Nährwert, also werde ich mir das sparen. Irgendwann wurde die Entscheidung getroffen die Geschichte so zu erzählen und da ich die Vorlage weder zu Ende gelesen habe, noch irgendwie toll finde, muss ich mich auch nicht mit Fan-Rage über irgendwelche Änderungen aufhalten (und mir fehlen auch mindestens 5 Nerd-Gene, um sowas wie Fan-Rage irgendwie sinnvoll zu finden;-). Ich fand manches zu lang und manches nicht gut gemacht, aber das hätte man auch besser machen können, ohne dabei 1-2 Filme einzusparen.

Aber fangen wir mal mit was Positivem an (und ich versuche mich kurz zu fassen, versprochen!;-):
- Bilbo Superstar
Martin Freeman ist und bleibt mein Lieblings-Hobbit. Es gibt ungnädige Menschen, die behaupten, er spielt Bilbo vor allem wie Martin Freeman und manchmal hat er eventuell ein bißchen was von Arthur Dent, aber was solls? Wenn man es recht betrachtet, haben Bilbo und Arthur Dent so einiges gemeinsam... Bilbo ist jedenfalls einer der weniger mehrdimensionalen Charaktere (dazu später), so eine Art Sam, Merry & Pipin in einer Person mit keinerlei Ähnlichkeit zu Frodo - kurzum best Hobbit ever!;-)
- How to kill a dragon?
Der Drache hat den schönsten Tod überhaupt - Smaug ist so eine kleine, miese Drama-Queen und der Operntod inlusive Wilhelm-Tell-Deluxe Schuss war das kleine melodramatische Tüpfelchen auf dem I - und außerdem fand ich es nett, dass der Drache noch so gefühlte 2 Filmminuten vorkommt, aber das lag vermutlich daran, dass ich das Buch nicht kenne. Trotzdem eine nette Szene und der Beweis, dass ich übertriebene Effekte nicht per se doof finde (dazu gleich mehr).
- Nicht alle Elfen sind Rassisten
Da ich Tolkien schon für einen furchtbaren Autor halte, mache ich mir eh meistens keine Freunde, da muss es mich auch nicht stören, dass Tauriel & ihr Zwerg mir den Film retten, auch wenn das allen Fangirls vermutlich die Hassröte ins Gesicht treibt. Aber ehrlich, die Elfe ist die einzige brauchbare Frau in der ganzen Reihe - nur weil bei Tolkien Frauen nicht stattfinden, muss man das noch nicht hinnehmen^^ - und neben 0-Gesichtsausdruck-Legolas und seinem überkandidelten Rassisten-Arschloch-Vater kann man die Spitzohren auch echt nur zum Abgewöhnen finden. Charakter 2, der irgendwie echt wirkt und gerade deswegen nehme ich es dem Film unfassbar übel, dass die Frau am Ende von Mr. Anti-Schwerkraft-Poser gerettet werden muss. Man hätte ihr einen Heldentod gönnen können, aber neeeeiiiin...

Und das führt uns dazu, was ich furchtbar fand:
- Warum einen Charakter haben, wir haben doch Computereffekte?
Das Motto der ganzen Reihe war Höher, Schneller, Weiter, das konnte man an den ersten beiden Filmen schon irgendwie absehen - und ich habe prinzipiell nichts gegen Effekt-Popcornkino, ich mochte sogar Iron Man 2 und der Film besteht nun wirklich nur aus Explosionen und AC/DC Musik... - aber man kann Effekte haben, um damit einen Effekt zu erzielen, oder einfach nur weil man sie bezahlen kann.
Man kann Effekte und Szenen haben, die etwas zeigen - einen Chrakterzug einer Figur, eine Dynamik zwischen zwei Figuren, ein Detail der Situation, irgendwas. Und man kann Effekte haben, die Höher, Schneller, Weiter sind und dabei die Geschichte um 0% voranbringen.
Der dritte Hobbit ist leider (noch mehr als Teil 2) mit letzteren Effekten gespickt und meine flache Hand hat sehr oft meine Stirn getroffen (zum Glück waren unsere Sitznachbarn nachsichtig;-). Vielleicht hätte es geholfen, wenn viele Dinge nicht so CGI-unecht ausgesehen hätten - Grond war ein metallbeschlagener VW-Bus, den man vor eine Holztür gedonnert hat, Thorin hat seine gefühlt 10Minuten lange Seelenkrise umgeben von einem computeranimierten Goldfußboden...sieht man was ich meine? - aber eigentlich denke ich weniger wäre wirklich mehr gewesen.
Während nämlich Legolas 5 Stunden Zeit bekommt wirklich unnötiges und dummes Elfenposing abzuziehen und wir Thorin ewig lange dabei zusehen müssen, wie er eine nicht sonderlich komplexe emotionale Krise bewältigt, bleiben alle anderen Charaktere völlig auf der Strecke.
Klar, Thranduil ist ein Arschloch, das an sich ist ja ok, aaaaber Denetor war auch ein Arschloch und dabei war er ein echtes Arschloch - man konnte nachvollziehen warum und irgendwie sogar Mitleid mit ihm haben. Boromir darf eine Seelenkrise haben und einen Heldentod sterben, der einen wirklich berührt in 50x weniger Screentime als Thorin und bei dem Zwerg fragt man sich am Ende nur warum er so dämlich sterben muss...

Das ist meine einzige, aber leider schwerwiegende Kritik, denn in diesem Punkt fällt es mir schwer den HdR-Erfahrungshorizont abzuschalten - wenn ich nicht wüßte, dass Peter Jackson eine Liebesgeschichte in 10 Sekunden Blickkontakt erzählen kann, würde ich es ihm weniger übel nehmen, dass er die Hobbit Figuren so lieblos und belanglos mit seinen tollen Computereffekten zusammenwürfelt.

Ich gebe dem Film trotzdem 4 von 5 Ork-Keulen - denn seien wir ehrlich, im Vergleich zu Blockbuster-Kino wie Transformers und ROTS sind alle Hobbit Filme wirklich, wirklich gut^^ - aber hoffe trotzdem, dass wir jetzt nicht noch das Simarillion in 7 Filmen auswalzen müssen.
Den vermutlich nie wieder erreichbaren Erfahrungshorizont der HdR-Filme ständig aktiv ausblenden zu müssen, um zu einer halbwegs fairen Bewertung zu kommen, strengt mich an und "Anstrengung" und "Popcornkino" sind zwei Dinge, die ich lieber nicht kombiniere.;-)

1 Kommentar:

  1. Dieses Jahr zum Internationalen Tag des Sprengstoffs haben Hase und ich nochmal einen LOTR-Marathon eingelegt. Auf zwei Tage verteilt, weil iTunes die Filme nicht schnell genug hergeben wollte, aber marathonmäßig nontheless.
    Naja, und ich werde den dritten Teil des Hobbit immer noch nicht gucken. Nicht freiwillig. Erst recht nicht nach deiner Rezi, die viele meiner schlechten Erwartungen bestätigt.
    Und irgendwie muss ich mal einen Post mit dem Titel 'Internationaler Tag des Sprengstoffs' machen, weil ich auf diesen Spruch unnötig stolz bin.

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Vielen Dank!