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22.07.2015

Doch, ganz ehrlich, Frauen sind echte Menschen und so! (Wochengedanke XXI)

Disclaimer: Diese Annekdötchen sind kurz zusammengebastelt und sollen/können keine erschöpfende Darstellung von irgendwas sein! Anregungen, Kritik und eigene Erfahrungen gerne in die Kommentare.

Können wir bitte doch noch kurz über Frauen in Filmen reden?
Keine Sorge, den Old-White-Men-Rant über die amerikanische Filmindustrie lasse ich mal außen vor, auch wenn es da bestimmt noch genug Diskussionspotentiale gäbe, die mit verschiedenen -ismus-Themen zu tun haben.
Nein, es wundert mich einfach manchmal unglaublich wie sehr sich die Zuschauer-Seite weigert irgendwie Realität in ihren schönen Film-Fiktionen zu dulden.

So wies ich beispielsweise darauf hin, dass was die realistischen, mehrdimensionalen Charaktereigenschaften von sowohl Frauen als auch Männern angeht, Jurassic World leider ein Rückschritt um ca. 50 Jahre ist, zurück zu "Frauen schreien einfach viel und müssen gerettet werden". Und da hilft es auch nicht, dass die Frau in question theoretisch einen großen Vergnügungspark leitet, wenn ihr in wirklich jeder wichtigen Situation die Kontrolle entweder von ihrem Milliadär-Boss, dem Militär-Typ, oder dem Naturversteher-Helden aus der Hand genommen wird.
Wollte ich nur mal drauf hinweisen, denn diese Art von schwarz-weiß Zeichnung finde ich einfach nicht mehr zeitgemäß - wir haben 2015, es gibt einfach keine Ausrede mehr schlechte Drehbücher zu schreiben.
Und was ist das Ergebnis? Es wird darum gebeten einen Actionfilm "bitte nicht mit so politischem Scheiß kaputtzumachen"....öhm ok, wenn interessantere Charaktere zu verlangen "politischer Scheiß" ist, bin ich scheinbar ein politischerer Mensch, als ich immer dachte, interessant.

Entgegengesetztes Beispiel dazu: Mad Max, Fury Road. Habe ich nicht gesehen, aber ich habe wirklich darüber nachgedacht, spätestens seit mir kundgetan wurde, dass es sich hierbei um ein Feministisches Manifest getarnt als Kinofilm handelt. Behaupten zumindest die "Men First" Blogger, die den Film übrigens auch nicht gesehen haben, aber sich daran stören, dass *le gasp* im Trailer eine Frau Text haben darf.
Ehrlich? Das ist "zuviel"? Ich wollte jetzt fast zuviel Feminismus schreiben, aber das traurige ist ja: Es ist kein Feminismus, wenn man anerkennt, dass Frauen Autos fahren, Sprechen, oder von mir aus auch Revoluzzerbanden anführen können - es ist Realität.
Es ist also unverdaulich, wenn man Charaktere schreibt, die zufällig Titten haben, aber deren Geschlecht ansonsten für die Handlung keine Rolle spielt? Wow.

Da fragt man sich glatt, ob die Rolle in A World Beyond - nicht gesehen, aber hier die ziemlich lesenswerte Rezi von Tine dazu - eigentlich mal für einen Jungen geschrieben war, aber sie im Casting keinen gefunden haben.^^ Pessimistische Verschwörungstheorie, ich weiß, aber ansonsten muss es einem ja quasi unvorstellbar vorkommen, dass ein weiblicher Teenager als Naturwissenschafts-Geek und Welt-Retter durchgeht und den ganzen Film über keiner darauf hinweist, dass sie "ein Mädchen" ist. Und warum nicht? WEIL ES FÜR DIE STORY KEINEN VERDAMMTEN UNTERSCHIED MACHT!
Tatsächlich kann ein Mädchen einfach mal Hauptfigur sein, ohne dass man das irgendwie kommentieren muss. Sobald man für seine Story darauf angewiesen ist irgendein lahmes Gender-Klischee auszupacken, hat man seinen Job als Schreiberling einfach nicht gut gemacht und dann braucht man sich auch nicht mit "Aber des Publikum will ja/will ja nicht" rausreden - diese Art von Behauptung (aus der gleichen Gussform von "Filme mit Frauen verkaufen sich nicht") ist einfach unwahr und nur das Deckmäntelchen für die eigene Faulheit oder den Mangel an Talent. Netter kann ich das leider nicht ausdrücken.

(Sorry übrigens für den Caps-Lock, aber ich habe das Gefühl, das müsste auf die "ich kann nicht fassen, dass ich das laut sagen muss"-Liste.;-)

Für Elysion wurde mir übrigens auch schon vor mehr als 10 Jahren vorgeworfen, ich wöllte irgendein Feministisches Fantasy Manifest schreiben, als angry-Nerd-Girl....aber das ist nochmal SO ein anderes Fass voll Schlangen, dass ich das auf später verschiebe, sonst steigt nur wieder der Blutdruck.;-)

2 Kommentare:

  1. Ich erfreue ich außerordentlich daran, dass wir hier einen Aufreger gemeinsam haben :)

    Vielleicht sollten wir mal versuchen, uns zusammen Fury Road anzusehen. Ich meine, Männer-WM haben wir ja auch schon am Telefon geguckt und so.

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  2. Versuchen können wir das gerne, wobei ich befürchte, dass man ziemlich enttäuscht wird, wenn man tatsächlich einen Film erwartet, der irgendwie differenzierte Charaktere entwickelt. ;-)
    http://www.newstatesman.com/culture/2015/05/no-mad-max-fury-road-not-feminist-masterpiece-s-ok

    Ich stimme dem Artikel nicht so richtig zu in dem Punkt, dass man eine Frau sein muss, um einen "feministischen" Film zu machen - das klingt mir wieder zu sehr nach Ausschluss, wo es doch um Gleichheit gehen sollte - aber ein paar der Punkte sind schon nicht verkehrt...
    Und das wiederum macht natürlich dieses ganze Gegreine "wäh wäh was machen so viele Frauen in meinem Männerfilm" natürlich nochmal lächerlicher.

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Vielen Dank!