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14.07.2025

Listening to: The Rebell Empresses. Oder auch: Shut up and take my money

Manchmal gibt es einfach Bücher, die kann man nicht nicht kaufen und wenn eine deiner Lieblingssachbuchautorinnen noch ein Buch über die Habsburger schreibt - und dann auch noch über Sisi ausgerechnet^^ - dann ist das ein must-buy. Damit könnte man es jetzt bewenden lassen, aber da die Popkultur ja nicht müde wird mir jedes Jahr 3 neue (gefühlt) Sisi Serien und Filme vorzuschlagen, habe ich dazu ... Gedanken. ;-)

Bevor wir aber dazu kommen, worum geht es in The Rebel Empresses: Elisabeth of Austria and Eugénie of France, Power and Glamour in the Struggle for Europe geschrieben von Nancy Goldstone, gesprochen von Tamsin Kennard?


From the acclaimed author of In the Shadow of the Empress comes the thrilling chronicle of two of the most influential and glamorous women in nineteenth-century Europe—Elisabeth, empress of Austria, and Eugénie, empress of France—and their efforts to rule amid the scandal, intrigue, tragedy, and violence of their era.

When they married Emperors Franz Joseph and Napoleon III, respectively, Elisabeth of Austria and Eugénie of France became two of the most famous women on the planet. Not only were they both young and beautiful—becoming cultural and fashion icons of their time—but they played a pivotal role in ruling their realms during a tempestuous era characterized by unprecedented political and technological change.

Fearless, adventurous, and independent, Elisabeth and Eugénie represented a new kind of empress—one who rebelled against tradition and anticipated and embraced modern values. Yet both women endured hardship in their private and public lives. Elisabeth was plagued by a mother-in-law who snatched her infant children away and undermined her authority at court. Eugénie’s husband was an infamous philanderer who could not match the military prowess of his namesake. Between them, Elisabeth and Eugénie were personally involved in every major international confrontation in their turbulent century, which witnessed thrilling technological advances, as well as revolutions, assassinations, and wars.

With her characteristic in-depth research and vivid writing, Nancy Goldstone brings to life these two remarkable women, as Europe goes through the convulsions that led up to the international landscape we recognize today.

Wenn man ehrlich ist, bräuchte Sisi dringend ein Buch wie The Creation of Anne Boleyn, bei der sich jemand mal dezidiert mit der historischen Person und der kulturhistorischen Entwicklung der "Legende" auseinandersetzt. Das hier ist nicht dieses Buch, wenn ihr soeins kennt, lasst es mich gerne wissen, aber man kommt nicht umhin irgendeine Position zu vertreten im "Sisi-Diskurs", auch oder gerade nicht als Historikerin in so einem Übersichtswerk.

Nancy Goldstone hat einen Schreibstil, der vielen "traditionellen" Sachbuchschreibern und -Lesern (ja, der generische Maskulin ist gewollt ;-) vermutlich zu flapsig ist. Sie lässt ironische, teil persönlich formulierte Kommentare in ihren Text, oder die Fußnoten einfließen *le gasp* und man kann meist ziemlich genau erkennen was sie von den Personen hielt, die hier dargestellt werden. Franz Jospeh und Bismark hat sie besonders auf dem Kieker, was vielleicht daran liegt, dass diese beiden Herren einen größeren Legenden-Nimbus haben, den man ankratzen kann, als der doch in der heutigen Rezeption etwas verloren gegangene Napoleon III und seine Frau. Ich persönlich habe damit kein Problem, klare persönliche Stellungsnahmen sind zumindest einfach zu erkennen, die Historiker:innen, die damit ein Problem haben, sind oft die, die sich einbilden in ihren Texten gäbe es keine persönliche Linse, durch die sie ihre Geschichtsinterpretation laufen lassen, was für die Leserschaft nur heißt, dass man es schwerer hat sie rauszufiltern. 

Zudem finde ich es immer hilfreich den Nimbus von Historie von Menschen abzukratzen - ein Franz Joseph war nicht würdevoller, oder schlauer, oder ehrwürdiger als jeder heutige Politiker, über den wir Witze machen, nur weil er seit ein bisschen über 100 Jahre tot ist. Und sich daran zu erinnern, dass Menschen immer Menschen waren, egal wann sie gelebt haben, ist eine gute Übung, um Geschichte begreifbarer zu machen und die "früher war alles besser, da waren die Menschen noch weniger XY" Nostalgie  als den Humbug zu entlarven, der sie ist.

Was allerdings die unausweichliche Positionierung zu Sisi angeht, bleibt das Buch für meine Erfahrungsverhältnisse relativ neutral, was ich angenehm fand. Zwischen der Glorifizierung der armen Frau als Vorkämpferin für Freiheit und Gerechtigkeit und der Feststellung, dass sie eine furchtbar schlechte Kaiserin war, bleibt zu oft auf der Strecke, dass diese beiden Dinge (abseits von Legendenbildung) sich nicht zwangsläufig gegenseitig ausschließen. Man kann Verständnis und Mitgefühl für menschen aufbringen, ohne ihre Schwächen zu verschweigen, oder das "perfekte Opfer" zu suchen. Auch das eine Übung, die man vielleicht mal öfter machen sollte.

5 von 5 Krinolinen waren ja nun quasi schon in der Vorrede gesetzt, aber durch den engeren Fokus auf nur 2 Biographien, wird man hier auch weniger von Chronologiesprüngen überrascht, als in Shadow of the Empress, von daher auch eine Empfehlung für Menschen, die den Vorgänger verwirrend fanden. ;-)

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