Wenn man sich unser Pratchett Regal ansieht, das bald schon in seine Extended Version gehen muss, dann mag man es kaum glauben, aber es ist wirklich wahr...ich mag keine Fantasy Bücher!
Ich mochte dieses ganze Gedöns noch nie, Elfen und Zwergenwitze finde ich lahm, dieses Mittelalter Re-enactment geht mir auf die Nerven und das Einzige was ich aus Herr der Ringe mitgenommen habe, ist, dass Linguisten leider keine Bücher schreiben können, die irgendwie kohärent und/oder spannend erzählt sind, auch wenn sie sich noch soviele tolle Geek Sprachen ausdenken.
Man muss mir also Fantasy Elemente schon sehr gut verkaufen, wenn ich ein Buch trotzdem zu Ende lesen soll (sogar Tad Williams ist daran schon gescheitert, hab's bei Shadowmarch gerade mal auf Seite 100irgendwas vom ersten Buch gebracht). Pratchett schafft das durch seine geniale Gesellschafts- und vor allem die Fantasy-Satire, die genau das verarscht, was ich an Fantasy eh nicht mag.
Und Neil Gaiman schafft das immer wieder dadurch, das er Real-Fantasy schreibt. Bücher in denen in der ganz normalen Realität plötzlich fantastische Dinge passieren - und Elfen und Zwerge kommen zum Glück auch nicht drin vor!;D
Über Good Omens habe ich sehr gelacht, über Neverwhere geweint und American Gods war mir schon zu düster (auch wenn ich die Szene sehr mochte, in der sich Freya über die New-Age-Wicca aufregt, aber das ist eine andere Geschichte;).
Jetzt habe ich was dazwischen gefunden: Anansi Boys
Die Story ist unglaublich einfach und doch sehr kompliziert: Fat Charlie Nancy (muss man ein Buch nicht lieben, dessen Hauptcharakter so heißt???;) ist eine Woche davon entfernt ein verheirateter Mann zu werden, als sein Vater - mit dem ihm eigenen Gespür für schlechtes Timing - plötzlich in einer Karaoke-Bar tot von der Bühne fällt.
Als wäre das nicht schon Unglück genug, stellt sich nebenbei auch noch heraus, dass sein Vater nicht, wie bisher angenommen, ein fauler, verantwortungsloser Berufsspieler war, sondern Anansi der Trickster-Spinnengott...
Und das ist plötzlich nur das Kleinste von Charlies Problemen. Addieren wir einen vergessenen Zwillingsbruder, der dummerweise alle göttlichen Fähigkeiten geerbt zu haben scheint, einen Hausfrauen-Voodoo Zirkel in der Küche seiner Nachbarin und eine Barbekanntschaft, die sich ihm erst nackt in seinem Bett und später in Uniform als Fahnderin der Steuerbehörde vorstellt und schon haben wir den Grund, warum ich nach 3 Tagen schon über das Buch bloggen kann. Man kann es einfach nicht weglegen!;)
Anansi Boys ist auf der einen Seite eine unglaublich lustige Familiengeschichte der etwas anderen Art, auf der anderen Seite ein modernes Märchen, in dem es vor indianischen Legenden und Traumwelten nur so wimmelt.
Der leicht düstere Turn der Geschichte gegen Ende hin hat mich erst etwas überrascht, aber andererseits fand ich es sehr symphatisch, dass Neil Gaiman in einem Interview am Ende des Buches eingesteht, dass das für ihn auch überraschend kam.;)
Das wärmt mein kleines Autorenherz, dass auch Bestseller-Autoren mit einem Ausstoß von 2 Büchern pro Jahr manchmal erleben müssen, dass sich Geschichten plötzlich selbstständig machen und nunmal nicht anders enden wollen, auch wenn das bedeutet, dass man sein ganzes Konzept nochmal umschmeißen muss.;)
Von mir gibt's 5 von 5 möglichen Gummispinnen!
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