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07.06.2014

Magie, Nestbau und andere Hindernisse (Zwischenstände)

Manchmal denke ich, Menschen sind heute langweiliger als früher. Ich höre ja gerade - die Seitenleiste sagt es schon seit Längerem - eine Biographie von Tesla und lese auch ein Buch über Darwin und irgendwie waren wunderliche Marotten früher normaler als heute...;-)
Vielleicht liegt das daran, dass wir heute den exzentrischeren Geistern immer gleich raten mal einen Psycho-Onkel aufzusuchen, um uns nicht mehr mit ihrem merkwürdigen Verhalten zu verstören - eine wohlmeinendere Interpretation wäre vielleicht, dass es uns ein Anliegen ist, ihnen bei der Integration in die Gesellschaft zu helfen - oder auch weil Dysfunktionalität heute weniger als Zeichen von Genie anerkannt wird...
Ich denke jedenfalls öfter mal, dass ich mir irgendwann mal eine etwas wunderlichere "Kreativen Persona" zulegen muss, aber an Tagen wie heute, wo mir bei 30Grad im Schatten die Idee kommt mal den Rasen zu mähen, weil mein Kapitel hakt und mich der Blick aus dem Fenster stört, weils da nur Unkraut zu sehen gibt, zweifle ich daran, dass das noch nötig ist...;-)
Naja leider hat sich die körperliche Arbeit noch nicht abschließend positiv auf mein Background Processing ausgewirkt, aber die Einleitung von Kapitel 3 hat jetzt wenigstens schonmal eine Metapher, die mir gut gefällt, es könnte schlimmer sein!;-)

Aber jetzt erstmal der Reihe nach:

1. Nestbau-Probleme
Ich habe es vor Unzeiten schonmal erwähnt, ich bin ein funktionaler Nestbauer. Ich brauche eine Nische in der Wohnung, die für einen bestimmten Zeitraum alle notwendigen Werkzeuge für eine zeitlich begrenzte Aufgabe enthält. Das Problem, dass sich daraus momentan ergibt, ist, dass ich zwar schon viel in unserer neuen Wohnung geräumt habe, aber ich habe meine finale Schreib-Nische noch nicht gefunden...Tine schrieb dazu letztlich einen ähnlichen Post, aber mich würde es total kirre machen ständig von einem Ort zum anderen umzuziehen. Ich brauche einen festen Platz, an dem ich alles zusammentragen kann, was ich für eine längere Schreibsitzung brauche und wo ich das vor allem trotz Katzen, Ehemann und anderen Freizeitaktivitäten auch stehen lassen kann...außerdem muss der designierte Platz gut beleuchtbar sein, eine Steckdose für mein Netbook haben und gemütlich sollte das Ganze auch noch sein, damit ich mich für ein paar Stunden am Stück einigeln kann, ohne dass sich irgendwelche Körperteile beschweren...
Ich denke momentan, wenn mein Schreibtisch ein Sofa mit Beistelltisch wäre, dann wären alle meine Probleme gelöst...ich habe das Konzept eines Schreibtisches sowieso noch nie verstanden, ich habe einen Nähtisch, und selbst das ist schon mehr Tisch, als ich jemals gebraucht habe...;-)

2. Show and Tell
Ich bin in der interessanten Position, dass ich gerade Background Processing mäßig mit zwei sehr verschiedenen Dingen beschäftigt bin. Das eine ist die Konzeption und Ausarbeitung von Elysion, die sich bisher zu 90% Aktionsgetrieben anlässt, wie das bei Abenteuer-Geschichten halt eben oft so ist - es geht nicht so sehr darum welches Psychologische Profil die Figuren haben, sondern darum wie sie auf eine akktute Gefahr oder eine konkrete Situation reagieren - auch bei diesen Überlegungen war übrigens Sabriel (s. u.) sehr nützlich, das sich wie gesagt sehr flüssig lesen ließ, aber in dem man von den tieferen Konflikten in den handelnden Personen eigentlich nicht so wirklich was erfährt. Es interessiert auch nicht, weil es geht darum die Welt zu retten, Punkt. Das ist an sich für mich ungewohnt und mit ein wenig Denkarbeit verbunden. Das andere ist Beta-Lesen für Das Prinzip der Schönheit, was eine zu 100% Charaktergetriebene Geschichte ist und mich vor völlig andere Frage stellt - der Spagat ist manchmal sehr erfrischend und manchmal sehr anstrengend.;-)
Momentan frage ich mich bei jeder Szene, die ich konzipiere: Was soll diese Szene am Ende gebracht haben?
Klar, erstmal die Handlung vorantreiben, das kann man abhaken ohne drüber nachzudenken, aber es geht um das "Show" Potential für die Figuren oder auch die Hintergrundwelt. In einer Ich-Erzähler-Freien-Zone (auch ungewohnt, ich habe erschrekcend oft Ich-Erzähler...) will ich so wenig wie irgend möglich "erzählen". An ein paar Stellen ist das ok - "Blabla war die Hauptstadt des BliBlubb Reiches und als solche hatte sie folgende Eigenschaften" - aber für die Figuren finde ich es immer lahm sowas zu sagen wie "sie war immer schon sehr impulsiv". Ein Ich-Erzähler kann das ab und zu machen ("ich war schon immer so, das passierte mir wirklich immer wieder blabla"), aber auch da sollte man es nicht überstrapazieren. Also geht die Arbeit an den neuen Kapiteln zur Zeit eher langsam voran, weil es noch immer darum geht die Figuren ein wenig auszuarbeiten - heißt wenn jemand impulsiv ist, muss ich mir überlegen woran ich das zeigen könnte. Dasselbe gillt für viele Regeln, nach denen diese fiktionale Welt funktioniert.
Niemand würde ein geschriebenes oder ungeschriebenes Gesetz einer Gesellschaft einfach so von sich geben - man geht ja davon aus, dass es allen bekannt ist. Wenn also irgendwas wichtig ist - wie z.B. der Umgang mit Magie, dazu gleich - muss man eine Situation finden, in der es nicht völlig dämlich ist, wenn sich in-time Charaktere darüber unterhalten, obwohl sie eigentlich wissen worum es geht, damit der out-time Leser es nacher auch kapiert hat...
Ich hoffe man sieht irgendwie was ich meine...;-)

3. Die Sache mit der Magie
Magie in Elysion funktioniert weniger wie bei Gandalf - aka irgendwas funktioniert einfach irgendwie ;-) - sondern eher wie bei den X-Men. Bestimmte Leute können irgendwas manipulieren (Elemente, Dinge, Gedanken), aber es kann eben nicht jeder alles. Außerdem gibt es noch recht viele völlig "normale" Lebewesen, anders als in Sabriel z.B., wo mehr oder minder jeder "getaufte" Mensch auch Magie nutzen kann, wenn man ihm/ihr beibringt wie das geht. Das bringt mehrere Fragen mit sich und die Wichtigste ist eigentlich immer: Wie sorgt man dafür, dass Magier nicht allmächtig sind und warum lösen Menschen in einer Welt mit Magie nicht alle ihre Probleme mit Magie. Das fängt schon dabei an, dass man denkt: Kann ein Magier wirklich in ernsthafte Gefahr geraten? Und müssen sie lernen mit normalen Waffen zu kämpfen - und wenn ja, warum?
Viele Rollenspielregeln lösen diese Frage mit begrenztem Mana - heißt du hast einfach irgendwann kein magisches Mojo mehr, Pech gehabt...das ist zwar einfach und effektiv, aber irgendwie auch so Viedospiel-Lebensleisten-System-langweilig *no offence meant*.;-)
Bei Pratchett z.B. ist Magie oft nur ein Nebeneffekt, weil sie zu unberechenbar ist, zuviele fiese Wesen anzieht und "immer einen Preis hat". Außerdem sind die meisten Magier der UU ziemlich feist und unfähig, aber das ist das Vorrecht der Comedy.;-) Bei Harry Potter stellt sich die Frage nach der Unbesiegbarkeit nicht, denn "the other side can do magic too".
Also habe ich mir heute eine Szene für Kapitel 3 aus dem Hirn gezogen, die zeigen soll warum man einen Typen, der einen gerade foltert, nicht zu einem Stückchen Holzkohle verbrennt, obwohl man es theoretisch könnte. So eine Überlegung ist meiner Meinung nach extrem wichtig, denn eine Geschichte mit quasi unbesiegbaren Hauptfiguren ist einfach völlig lahm, aber so eine Frage für den Leser unbeantwortet zu lassen, geht auch nicht. ;-)

4. Die Sache mit den Bösewichten
Im Fitnesstudio schaue ich beim Cardio momentan die drei Herr der Ringe Filme nochmal an - was den Vorteil hat, dass ich nicht auf deutsches Day-Time TV angewiesen bin;-) - und lerne dabei viel was die Aussagekraft starker Bilder angeht, aber auch was die Darstellung von Bösewichten betrifft. Sauron als das Gesichtslose Urböse, dass keine andere Motivation braucht als böse zu sein, Saruman als Putzerfisch und dann eine Horde von Viechern - anders kann man Orks und Goblins in dem Kontext ja nun eigentlich nicht wahrnehmen. Einige von den Viechern sprechen, aber von einer "Ork Kultur" erfahren wir nichts und interessiert in dem Kontext auch nicht. Diese Herangehensweise finde ich zwar ok für den Zweck, den sie erfüllt, aber ich habe mich für Elysion gefragt, ob dieses stumpfsinnig-tierische Element für die "Gegenseite" wirklich immer noch funktioniert, wenn man das unbezweifelbar Ur-Böse aus der Gleichung herausnimmt. Ich bin zu dem Schluss gekommen dass das nicht funktioniert und recherchiere daher gerade für "meinen Sauron" die Rhetorik von Martin Luther King. Ob das funktioniert, weiß ich nicht, aber ich finde es ein lohnendes Experiment mal zu versuchen, ob Fantasy nicht auch ohne "die Guten" auskommt. Vielleicht werde ich irgendwann feststellen, dass das doch keine so gute Idee war, aber das ist wohl immer so im Leben.;-)

Hier erst einmal bis dahin die aktualisierte Kapitelübersicht:

Teil 1: Zu den Steinweisen
Prolog: Der rote Drache  (fertig)
1. Die Prüfung (fertig)
2. Die Drei Geister (fertig)
3. Zwichen den Fronten (40% fertig)
4. Das Fest der Inoa (zu 90% fertig)
5. Licht und Schatten (Idee)
6. In Dunklheit (Idee)
7. Die Geister der Verstorbenen (fertig)
8. Im Tempel (Idee)
9. Der Hohe Rat (Idee)
Teil 2: Der lange Weg
10. Die Geschichte vom Anfang (zu 70% fertig)
11. Das Ende einer Reise (zu 80% fertig)
12. Im Schatten des Feuers (fertig)
13. Licht und Schwert (Idee)
14. Durch die Berge (Idee)
15. Das Hohe Medium (Idee)
16. In Gefangenschaft (Idee)
17. Krieg den Schatten (Idee)
Epilog: Bei Sonnenaufgang (Idee)

5 Kommentare:

  1. Fuer einen spannenden Blick auf die Viecher kann ich uebrigens dieses ebook empfehlen http://en.m.wikipedia.org/wiki/The_Last_Ringbearer :-D

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    1. Ja ich hatte das so im Hinterkopf, vielleicht haben wir darüber schon mal gesprochen, aber ich wusste nicht mehr ob das wirklich ein Buch war, oder nur so eine comedy fanfic ;-) so in etwa hatte ich mir das gedacht, es muss ja nicht immer schwarz und weiß zugehen! :-)

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  2. Vermutlich haben wir schonmal drueber gesprochen ;-)

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  3. Mein Arbeitszeug ist zum Glück sehr leicht zu transportieren. Bis auf meinen Rechner, mein Notizbuch, mein Trinken und mein Tischchen brauch ich nix. Der Akku von meinem Rechner hält gut 10 Stunden, wenn ich nur schreibe, d.h. Stromanschluss ist auch optional :)

    Und jetzt bin ich wirklich heiß drauf, mir von dir von Elysion erzählen zu lassen.
    Ich hab noch nie handlungsgetrieben geschrieben und ich denke mir, es ist sich nicht so einfach, von da den Bogen zum psychologischen zu schlagen, damit die Sache rund wird.

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  4. Eigentlich macht es mir mehr Mühe nicht so viel rumzupsychologisieren - die Situation und Hintergrundwelt sind ja schon kompliziert genug, eigentlich müssen die Hauptfiguren erstmal nur "normal" und nachvollziehbar sein, aber an den feinen Unterscheidungen hängt man sich dann doch wieder auf...
    Eigentlich sind so kopmplett dysfunktionale Figuren leichter "im Vorbeigehen" zu charakterisieren, die haben so viele schöne Extreme, in die man sie treiben kann!;-)

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Vielen Dank!