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23.01.2016

Listening to: Mozart

Ich räumte vor den Weihnachtsferien noch mein Bücherregal aus und verteilte ein paar Schätzchen unter Freunden, da fiel mir eine Mozart-Biographie in die Hände, die ich mir irgendwann mal in einem Anfall von Urlaubs-Serendipity gekauft hatte, aber dann so unfassbar nervig fand, dass ich sie nie wirklich gelesen habe.
Wen es interessiert, es war die Bio von Hildesheimer, die irgendwie als "Standartwerk" zu gelten scheint, aber meiner Meinung nach nur ein furchtbar verschwurbeltes Akademiker Geschreibsel ist, das man unmöglich entspannt lesen kann. Es gibt ja Menschen (auch wenn ich nicht weiß, ob Herr Hildesheimer einer davon ist, es mag ein böses Vorurteil meinerseits sein), die sich absichtlich diese verkopfte Schreibweise aneignen, damit auch ja kein zu dummer Mensch ihren Ausführungen folgen kann, aber diese Ausprägung von widerlichem Elitarismus geht mir furchtbar auf den Keks - ich bin vollkommen in der Lage diese ganzen pompös-lächerlich geschraubten Formulierungen und Fremdworte zu verstehen, aber ich definiere damit nicht mein Selbswertgefühl und empfinde es statt dessen einfach nur als schrecklich unnötig komplizierten Stil, der mein Bedürfnis für Information beleidigt. So Rant over.;-)

Also habe ich meine Englische Hörwolke befragt und bin dabei auf die Biograpie von Marica Davenport gestolpert, die mich irgendwie ins gegenteilige Extrem geworfen hat.


Hier ist man ziemlich weit entfernt von jedem Elitarismus, denn die Autorin erklärt erstmal, dass sie auf Fußnoten verzichtet, weil das ihr Nicht-Wissenschaftliches Zielpublikum nur stört. Hm.
Ich empfand diese Einleitung einerseits als ok - immerhin weiß man worauf man sich einlässt, wenn gleich zu Anfang erklärt wird, dass man keine Quellenangaben bekommt und wie "fiktive Dialoge" als solche kenntlich gemacht werden.
Andererseits kann man sich fragen, warum ein Sachbuch fiktive Dialoge braucht? Ich habe das mal gelten lassen in dem Bezug zu TV Dokus, in denen ja auch immer nachgespielte Szenen vorkommen - solange es kenntlich gemacht ist und einigermaßen gut gemacht, sollte das als Nicht-Wissenschafltiche Arbeit ok sein.;-)
Die Sache mit den Quellenangaben lasse ich allerdings nicht gelten, denn das Argument, dass ein kleines Endnoten-Zählchen am Ende eines Zitates den Text "nur wieder in eine Quelle zurückwirft" und damit verhindert, dass "die Figuren ihre eigene Geschichte erzählen", kommt mir reichlich unlogisch vor - ich war lange genug Doktorant, um der Autorin zu unterstellen, dass sie auf dezidierte Endnotenvermerke einfach keine Lust hatte, weil die viel Arbeit machen und sie - vermutlich zu Recht - davon ausging, dass ihr Zielpublikum das eh nicht interessiert. Aber man könnte auch einfach mal so ehrlich sein, dass so zu sagen und sich keine komische pseudo-künstlerische Ausrede ausdenken, no?

Und was den Anspruch der Autorin angeht keine Quellenkritik, sondern "die Wahrheit" erzählen zu wollen - das ist so unfassbar vermessen, dass ich's eigentlich nur lustig fand.;-)

Trotzdem habe ich mich mal auf das Ergebnis eingelassen und wenn man immer den Disclaimer "Dramatisiert, muss nicht stimmen!" im Kopf behält, dann kann man sich hier auch bequem zurücklehnen und sich eine Geschichte erzählen lassen. Ob die dann mit der "historischen Wahrheit" mehr oder weniger zu tun hat, kann man ohne andere Sichtweisen nicht entscheiden, aber wer einfach nur ein paar Basisfakten möchte und sich nicht daran stört, dass die manchmal in nicht schlecht geschriebene Fiktion eingebettet werden, dann kann man hier auf jedenfall entspannter zum Ziel kommen, als in der verschwurbelten Grützenvariante.;-)

Ich vergebe mal subjektive (hat seinen Zweck für mich erfüllt, trotz amüsant unwissenschaftlicher Methode) 3,5 von 5 Partituren. Das Sachbuch 2016 haben wir hier wohl auch noch nicht gefunden, aber das Jahr ist ja noch lang.;-)

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