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20.02.2016

Duell im Ewigen Eis

Ich habe irgendwie eine Faszination für Eis- und Gletscherlandschaften entdeckt, seit wir in Norwegen waren - auch wenn es da kaum heißer gewesen sein könnte, wenn wir statt dessen nach Thailand gefahren wären...;-)
Trotzdem steht auf der Lebensliste noch das mit den Polarlichtern und solange ich da nicht körperlich anwesend sein kann, müssen es ein paar Bücher tun. Zum Anfang erstmal: Duell im ewigen Eis: Scott und Amundsen oder Die Eroberung des Südpols geschrieben von Rainer-K. Langner


Abgesehen davon, dass ich das Cover sehr gelungen finde, muss ich leider mit dem Autor ein wenig meckern, weil er mir seine Methode und Zielsetzung vorenthält. Es mag eine Marotte von mir sein, aber ich lese gerne Einleitungen, die mich auf solche Dinge vorbereiten wie:
- Hier keine Fußnoten und keine Quellenangaben
- Originalzitate sind kursiv, aber ansonsten ohne weitere Kennzeichnung zu Sprecher und Quelle in den Text eingebettet, Kontext ist zu erraten (war glücklicherweise gut gemacht;-)
- Motivation und Interesse des Autors am Thema interessieren nicht (scheinbar)
- "Nachgeschichte" und wissenschaftliches Erbe hier ausgeklammert (interessiert scheinbar auch nicht)

Wenn ich vorher gewußt hätte, dass das alles auf mich zukommt, wäre es mir nicht negativ aufgefallen und hätte dem Buch einen Punkt Abzug erspart, so einfach ist das mit den subjektiven Bewertungen.;-)

Trotzdem habe ich mich gut unterhalten gefühlt, auch wenn ich den Titel "Sachbuch" etwas zögerlich vergebe, denn ohne Fußnoten, Quellenkritik und/oder Hinweisen auf die Auswirkungen auf die Forschung ist der Stil des Autors dann doch sehr das, was man mir früher in Hausarbeiten immer als "essayistisch" angekreidet hat. Heißt er benutzt Adjektive und der klare - wenn auch unausgesprochene - Fokus liegt hier darauf eine Geschichte um 2 Figuren zu erzählen, die zufällig tatsächlich mal gelebt haben.
Trotz (oder gerade wegen?) diesem Fokus auf 2 Hauptfiguren ist das Buch allerdings spannend geschrieben, auch wenn ich den "Dramatisiert, muss nicht stimmen" Disclaimer vorausschicken würde.;-)
Ob die Sichtweise des Autors nun der historischen Wahrheit nahe kommt oder nicht, kann man inheränt aber sowieso nicht entscheiden, daher kann man einfach mal festhalten, dass seine Porträts der Hauptfiguren einfach attraktiv sind:
Auf der einen Seite den barschen Naturburschen, der sich ein Jahr bei Eskimos ausbilden lässt, Eis und Kälte genauso "trainiert" wie Hunde führen und Seehundfellklamotten nähen und in seinem Garten die perfekte Winterlagerhütte testet. Der andererseits kein Interesse daran hat seinen Erfolg mit anderen zu teilen, kühl kalkuliert wieviele Hunde man erschießen muss, damit die restlichen was zu Fressen haben und Menschen einfach aussortiert, die es wagen Kritik zu äußern.
Auf der anderen Seite den schneidigen Marieadmiral, dessen einzige Befähigung für die Polarforschung ist, dass er sich freiwillig gemeldet hat, der davon ausgeht, dass Natur nicht berechenbar oder vorrausplanbar ist und einfach mit moderner Technik bezwungen werden muss und Hundeschlitten und Eskimos für barbarischen Humbug hält, mit dem sich das Empire nicht abgeben sollte. Der andererseits die Gesundheit seiner Mannschaft riskiert, weil es unmoralisch ist ein krankes Pony zu erschießen, mit seiner Mannschaft im Winterlager Fußball spielt, statt Ausrüstung vorzubereiten und bis zum bitteren Ende daran glaubt, dass ein "christlicher Tod" dem "ungentlemanlike behaviour" vorzuziehen ist.

Am Ende gönnt man eigentlich beiden den Erfolg nicht, dem einen weil er ein Arsch ist und dem anderen weil er ein Snob ist, aber man hat ein wenig mehr Mitleid mit den Briten, die 11km vor ihrem Vorratsdepot eingehen, weil ihr Chef das Pony nicht erschießen wollte...
Unterm Strich braucht man also vermutlich einfach keine strahlenden Helden, um sich unterhalten zu lassen, aber den anfangs erwähnten Punkt ziehe ich trotzdem ab. 4 von 5 Hundeschlitten würden ja für die Reise zum Südpol auch völlig ausreichen.;-)

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