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26.04.2024

Listening to: Young Queens. Oder auch: Neue Historienschreibung

Ich bin ja chronisch nicht gut darin - und oft nichtmal sonderlich interessiert daran - aktuell in meinem Medienkonsum zu sein. Ich finde es soviel entspannter einzusteigen, wenn alle anderen ihre Hot Takes schon verschossen haben und ich mich wieder in dem Bewusstsein sonnen kann, dass eh kaum noch wen interessiert, was ich jetzt noch zu sagen haben könnte. No pressure und so... ;-)

Aber nachdem ich herausfand, dass es in diesem Jahr einen Women's Prize für Sachbücher geben wird, konnte ich mich natürlich nicht zurückhalten. Die Longlist wurde im Februar herausgegeben und 3 Bücher habe ich mir schon gesichtert, das erste Young Queens geschrieben von Leah Redmond Chang.

Ist irgendwer überrascht, dass ich das Buch zuerst haben musste, das tangentiell was mit Tudors zu tun hat?! Dachte ich auch nicht. ;-)


Catherine de' Medici, Elisabeth de Valois and Mary, Queen of Scots lived together at the French court for many years – years that bound them to one another through blood and marriage, alliance and friendship, love and filial piety. When they scattered to different kingdoms, they would learn that to rule was to wage a constant war against the deeply entrenched misogyny of the sixteenth century. A crown could exalt a young woman. Equally, it could destroy her.

Young Queens masterfully weaves the personal stories of these three queens into one, revealing their hopes, dreams, desires and regrets at a time when even the most powerful women lived at the mercy of the state.

Ich bin ja inzwischen ein großer Fan des Sachbuch-Subgenres der "interconnetiven Biographie", also der Betrachtung mehrerer Lebensläufen aus einer Zeitperiode, einfach weil es so schön unterstreicht, dass europäische Geschichte für so lange Zeit irgendwie eine Familien-Doku-Soap war.

Und dieses Subgenre scheint ein Trend der moderneren Geschichtsschreibung zu sein, no? Oder ich habe die ganzen Bücher zufällig in den letzten Jahren durchgesuchtet, mag auch möglich sein. ;-)

Die einzige Biographie in diesem Buch, die für mich komplett neu war, war allerdings Elisabeth de Valois, die nicht oft viel Raum in den Frankreich-England-Spanien Geschichtsschreibungen der Zeit einnimmt, was evtl. daran liegt, dass sie stolze 22 werden durfte, bevor sie an ihrem 3. Kind gestorben ist... the past everyone.^^

Während diese Kapitel für mich also den höchsten Neuwert an Informationen enthielten, war ich dann aber doch ein wenig überrascht - ich will nicht sagen, empört ;-) - als das Buch dann mit ihrem Tod plötzlich in den Epilog überging ... Mary Stuart hatte gerade ihre Gefangenschaft in England angetreten und Katharina von Medici war auch noch alles andere als tot ... Es hätte mich interessiert, wie die Autorin die Beziehungen und die Diplomatie nach diesen großen Einschnitten (Ende der politischen Ehe zwischen Frankreich & Spanien + Mary Stuart in Gefangenschaft) entwickelt und dargestellt hätte, denn bis dahin habe ich mich sehr unterhalten gefühlt, sowohl von ihrer Quellenauswahl, als auch der Quellenkritik.

Prinzipiell würde ich also gerne 5 von 5 Krönchen vergeben, aber weil man mir so ca. 3 Kapitel zum Schluss schuldig geblieben ist, einige ich mich mit mir selber mal auf 4,5. Ich bezweifle trotzdem, dass wir hier den Gewinner 2024 vor uns haben, dafür sind zu viele zeitgeschichtlich "wichtigere" Themen im Wettbewerb, aber die Long List war auf jeden Fall verdient und wenn die Autorin noch mehr schreibt, werde ich es lesen. :-)

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