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20.06.2025

Listening to: The Tragedy of Richard II and Henry IV. Oder auch: Mehr als Shakespeare

Wir machen eine kurze Pause vom angekündigten Leseprogramm, weil es die Shortlist für den Women's Prize for Non-Fiction gibt und ich natürlich auch dieses Jahr die Finger nicht von den Büchern lassen konnte.

Tatsächlich lerne ich ja immer von Leena und finde normalerweise genau die Bücher spannend, die sie nicht interessant findet (und umgekehrt;-), aber das ist ja nun Geschmacksache und es war daher überhaupt keine Überraschung, dass auf ihrer Liste das einzige "klassische" Geschichtsbuch ganz unten war und auf meiner To-Buy-Liste ganz oben. ;-)

Das Thema ist allerdings auch für mich ungewöhnlich, also lasst uns mal kurz über The Eagle and the Hart: The Tragedy of Richard II and Henry IV geschrieben und gesprochen von Helen Castor sprechen:

 

Richard of Bordeaux and Henry Bolingbroke were first cousins, born just three months apart. Their two lives were from the beginning entwined. When they were still children, Richard was crowned King Richard II with Henry at his side, carrying the sword of state: a ten-year-old lord in the service of his ten-year-old king.

Yet, as the animals on their heraldic badges showed, they grew up to be opposites: Richard was the white hart, a thin-skinned narcissist, and Henry the eagle, a chivalric hero, a leader who inspired loyalty where Richard inspired only fear. Henry had all the qualities Richard lacked, all the qualities a sovereign needed, bar one: birth right. Increasingly threatened by his charismatic cousin, Richard became consumed by the need for total power, in a time of constant conspiracies, rebellions and reprisals. When he banished Henry into exile, the stage was set for a final confrontation, as the hart became the tyrant and the eagle his usurper.

Helen Castor tells this story of one of the strangest and most fateful relationships in English history. It is a story about power, and masculinity in crisis, and a nation brought to the brink of catastrophe and disintegration – and then brought back. At its heart, it is the story of two men whose lives were played out in extraordinary parallel, to devastating effect.

Lustigerweise hatte ich ein ähnliches Gefühl dieses Buch anzufangen, wie die Autorin scheinbar es zu schreiben, denn sie erwähnt quasi schon im Vorwort, dass sie normalerweise ja eher über historische Frauen schreibt und es hier ungewohnt war sich in diesem Sausagefest zu bewegen. Ich glaube, Leena sagte sowas wie "naja es ist halt die Geschichte von zwei mächtigen Typen", so nach dem Motto "what else is new?".

Das kann man jetzt sehen wie man will, aber was ich in dieser Geschichte spannend fand (unabhängig von dem Faktor, dass ich nicht finde, dass sich Historikerinnen auf "Frauengeschichte" beschränken lassen sollten, nur weil wir jahrhundertelang Historiker ertragen mussten, die über Frauen schreiben, als hätten sie noch nie eine gesehen, oder mit einer gesprochen^^), war die Tatsache, dass es zwar auch um diese beiden englischen Könige geht, die man heute mehr durch die "dramatisiert, muss nicht stimmen" Shakespeare-Stücke kennt, aber auch um die prinzipiellen Herangehensweisen an Regierungsgewalt.

Und das wiederum finde ich immer relevant und man kann wohl kaum behaupten, dass es heutzutage nicht mehr nötig ist, sich mit absoluten Machtansprüchen und ihrer rationalen Absurdität auseinanderzusetzen. Ich habe in den letzten Jahren sogar meinen offensichtlich übertriebenen Optimimus aufgeben müssen, dass wir uns heutzutage endlich nicht mehr mit Rechtfertigungen wie Gottesgnadentum herumschlagen müssen, da uns die USA so unbedingt ins Mittelalter zurückziehen wollen - was könnte also besser passen, als sich mit einem Präzendenzfall aus dem Mittelalter zu beschäftigen, bei dem der Diktator zumindest erfolgreich abgesägt wurde.^^

Ich muss allerdings zugeben, dass das Buch sehr lang ist und (für mich, ymmv) manchmal ein wenig in Details ertrinkt, die man einfacher verdaulich zusammenfassen könnte für Menschen, die nicht gewohnt sind hunderte von Seiten Geschichtsrekonstruktion zu lesen. Wer allerdings auf Bücher steht - was mich schon auch einschließt ;-) - die absolut keinen Stein und keine Quelle unumgedreht lassen, um ein Thema auszuleuchten, der ist hier bestimmt gut aufgehoben.

Ich ganz persönlich fand es Passagenweise ein wenig trocken geschrieben und ziehe dafür einen ganz subjektiven Punkt ab, aber das soll niemanden aufhalten und 4,5 von 5 Folios sind ja nun auch nicht schlecht, no? ;-)


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