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24.01.2013

Listening to: The Borgias

Ich möchte mich mal kurz als großer Fan "historischer Frauen" outen - nicht weil da die Kampfemanze in mir durchkommt, die irgendwas über Jahrhundertelande Unterdrückung und Rache an den Penisbesitzern brabbeln möchte, sondern weil ich es bewundernswert finde, sich ohne Rücksicht auf Leib und Leben für irgendetwas einzusetzen.
(Natürlich gillt das genauso heute für Demonstranten in Diktaturen, Homosexuelle in Gottestatten etc. etc., aber ich hab' nunmal Geschichte und nicht Politik studiert.;-)

Einer meiner Lieblinge ist bekanntlich Anne Boleyn, ich glaube aber Lukretia Borgia könnte auf Nummer 2 nachrücken - wie man sieht: Frauen, die in einer von mir befürworteten Art und Weise denken und handeln, sind meist bei ihren Zeitgenossen nicht besonders beliebt...hat vermutlich einen direkten Zusammenhang!;-)

Ursprünglich kam ich auf die Idee mir mal ein Sachbuch zu diesem Thema zu gönnen, weil ich die TV-Serie ganz gerne mag - und das nicht nur wegen der hübschen Kostüme oder Jeremy Irons, was aber schon zwei gute Argumente sind.
Das an sich ist schonmal erwähnenswert in obigem Kontext, denn The Tudors fand ich un-er-träg-lich - schlechte Geschichtsperzeption, schlecht präsentiert, reden wir nicht mehr davon! (Zugegeben über 2halbe Folgen bin ich auch nicht rausgekommen, das reichte mir schon...;-)
Nun mag das natürlich ein Phänomen sein ähnlich dem "Lies nie das Buch, bevor du die Verfilmung gesehen hast" - vielleicht kann man so eine Serie nicht mögen, wenn man ein "Tudor-Regalbrett" in seinem Sachbücherschrank hat, aber dennoch kam es mir aus meiner relativ wenig informierten Sicht zunächst so vor, als hätte sich The Borgias weniger weit von den belegbaren Fakten entfernt - ich finde das indessen nicht völlig ablehnungswert, aber grade bei den beiden Clans muss man eigentlich nichts mehr dazuerfinden, manchmal ist das Leben schon bunt genug!;-)

Nachdem ich mir das sehr unterhaltsam - und trotz des etwas reißerischen Covers, erfreulich "neutrale" - Hörbuch The Borgias von Christopher Hibbert (gelesen von John Telfer) habe vorlesen lassen, muss ich das ein wenig revidieren - Serienhandlung ist eben doch gestrafft und nicht immer vollig zutreffend, aber es hält sich noch im Rahmen (bisher zumindest, die 3. Staffel kenne ich noch nicht).


Im Großen und Ganzen konnte ich aber sehr viele "Bilder" aus der historischen Analyse wiederfinden, die sich (wie der Autor auch nett herausstellt) im letzten Jahrhundert ein wenig von dem "Mörder & Huren"-Bild der Borgias entfernt hat. Vielleicht nicht einmal so sehr, weil es nicht stimmt, sondern eher, weil es im historischen Kontext nicht so ausßergewöhnlich ist, wie es gerne dargestellt wird...

Mal ganz davon abgesehen, dass man sich heute schon fragen muss, ob es wirklich ihre 3-4 "belegten" Liebhaber waren, die Lukrezia ihren schlechten Ruf eingetragen haben (wenn man mit 13. das erste Mal verheiratet wird, hat man ja aber auch früh angefangen) - ich gehe mal mit der Serie konform und unterstelle, dass diese böse Nachrrede eher eine Reaktion auf den unerhörten Umstand war, dass sie von ihrem Vater (der sich auch noch weigerte seine Kinder als "Nichten &Neffen" auszugeben...) nicht nur mit der Verwaltung des Vatikanstaats beauftragt wurde, wenn er auf Reisen war...nein, sie war gut darin!

Verständlich, dass mit der Frau irgendwas nicht stimmen konnte - eine Männeraufgabe besser machen als die Männer muss ja von dämonischen Kräften zeugen. I'm loving it!;-)

Einen kleinen Abzug gebe ich für die Hörbuchversion, weil mich John Telfer mit seiner überkorrekten italienischen Aussprache nervt und gleichzeitig Burckard konstant als Burchard, Bürk'art oder Bukkart ausspricht. Wenn man schon so überkorrekt sein will, hätte man den einzigen deutschen Namen, der auch noch ständig vorkommt bitte auch noch lernen können!;-)

Prinzipiell fühlte ich mich aber gut unterhalten und gut informiert und vergebe daher überzeugte 4,5 von 5 Mitren (Mitras?;-).

Und hier noch was zum Lachen...nicht das wir Vorurteile kolportieren wollen...Nein!;-)

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