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20.12.2021

Djatlow-Pass. Oder auch: Here be no monsters?

Und da sind wir schon wieder fast am Ende des Jahres angelangt - unsere Jubiläumsfolge für 4 Jahre Podcast kommt nach den Feiertagen (über die Feiertage nehme ich mir mal Post-Frei, merkt vermutlich eh niemand;-) und da stellte sich natürlich die Frage: was soll denn der letzte Post für 2021 sein? Also, abgesehen von unseren letzten Worten, die natürlich zum Jahresende noch folgen?

Ich hatte eine Menge Dinge zur Auswahl, zu denen ich noch nicht gekommen bin, aber für die dunkle Zeit "zwichen den Jahren" (wobei jedes Heidenkind natürlich weiß, dass "Neujahr" eigentlich am 1.11. ist, but whatever;-) passt vielleicht eine Serie mit Schnee ganz gut?

Lasst uns also mal über das merkwürdige Monster sprechen, das Djatlow-Pass war, ok? Und statt eines langweiligen Trailers, lasst uns doch erstmal was lernen - keine Sorge, nicht wirklich ein Spoiler, aber wie immer sehenswert!

 

So, nachdem wir jetzt ungefähr wissen worum es geht - richtig?!;-) -lasst uns mal über die Serie sprechen, denn die war....speziell.

1. Wissen worauf man sich einlässt?

In den überschaubaren Rezensionen, die ich zu der Serie gefunden habe, wird ein wenig darauf rumgeritten, dass man ja wissen muss worauf man sich einlässt, wenn es um osteuropäische Filme und Literatur geht - meint vermutlich, dass man vielleicht kein amerikanisches Beat-Sheet daneben legen soll? Meine Erfahrung mit modernen russischen Filmen und Serien ist zugegebenermaßen nicht existent, daher ist der Disclaimer vermutlich gerechtfertig, wenn man ihn ein wenig umstellt und zu einer Ich-Botschaft macht: Ich habe keine Ahnung worauf ich mich da eingelassen habe, man möge also meine diversen Konfusionspunkte vor diesem Hintergrund völliger Ignoranz bewerten. ;-)

2. Doppelt hält besser

Die ganze Serie ist aufgeteilt in 2 Handlungsstränge, die in jeder Folge abwechseln. Im "heute" Handlungsstrang erfahren wir, dass die Gruppe verschollen ist und ihre Leichen werden nach und nach gefunden - die "damals" Handlungsebene zeigt uns dann die Expedition (komplett mit 4:4 Bildausschnitt, schwarz-weiß und altem Heimatfilm-Schriftzug). Tatsächlich habe ich den Unterschied zwischen Farbe und Monochrom Folgen irgendwann kaum noch zur Kenntnis genommen, aber als Stilmittel war es vielleicht ein wenig "drüber" - zumindest habe ich mich gefragt, ob zwischen den Handlungsebenen irgendwie 50 Jahre liegen, aber es war wohl eher so 5 Wochen.

3. Gebt mir Streaming!

Mein größtes "Problem" mit der Aufteilung der Handlung war allerdings die extreme Cliffhanger-Liebe der Autor:innen. Und da kommt dann wieder zum Tragen, dass ich nach Jahren des Streamings auf diese "1 Folge jede Woche" Chose *überhaupt* keine Lust mehr habe. Es gibt sicher Menschen, die das bevorzugen und ich kann das rational irgendwie nachvollziehen - keine Binge-Reizüberflutung und man hat länger vom Hype - aber für mich persönlich ist das nichts. Ich habe entweder Lust JETZT was zu kuken, oder dann auch wieder wochen- und monatelang nicht. Und grade in dieser Serie, in der jede Folge mit einem Cliffhanger endet, aber sich die Handlungsstränge abwechseln, die Antwort auf Cliffhanger A, also erst in der ÜBER-nächsten Woche folgt, weil jetzt kommt erstmal Vergangenheitsfolge mit Cliffhanger B...ich habe keine Geduld für sowas, sorry.

Ich habe also irgendwann einfach gewartet bis die Serie gelaufen war und habe das dann nachgeholt - so verpasst man den Hype auch, aber wir waren noch nie cool in diesem Haushalt und brauchen jetzt auch nicht damit anzufangen.;-)

4. There be monsters?

Mein eigentlich größter und einziger Kritikpunkt an dieser Kurzserie ist, dass ich nicht genau weiß, was mir erzählt werden sollte. Das Pacing ist suuuuperlangsam, darauf sollte man sich also einstellen. In jeder Folge passiert an sich nicht wirklich viel, außer, dass wir sehr viel über die Charaktere lernen. Das an sich fand ich ganz interessant, man erwartet ja eher einen "Ermittlungsfokus" - oder einen Tragikfokus, wenn man so will, in der anderen Ebene - aber nein, es geht um die Backstories und kleinen Beziehungsdramen unseres Casts. Warum nicht? Irgendwann war mir nur nicht mehr ganz klar wozu all die Flashbacks zum 2. Weltkrieg gut sind und warum wir ständig auf Zombies, Serienkiller, Werbären, Aliens oder Rachegeister gestoßen werden, wenn das am Ende shit all mit irgendwas zu tun hat...Ok sorry, das war jetzt doch ein Spoiler, aber es ist halt der Spoiler zu was die Auflösung NICHT ist, von daher zählt das nicht wirklich.;-)

Es gibt mehr rote Fäden, die irgendwo im Nirgendwo verlaufen, als es tatsächlich Handlungsstränge gibt, die am Ende irgendwie wichtig sind. Und das macht dann die aller-letzte Folge ein wenig....hart, weil (Spoiler und Content Warnung) man eigentlich nur noch sehr vielen Leuten beim sehr langsam sterben zusieht und schon weiß wie die Ermittlung in der Vorletzten Folge geendet ist...

Ich hätte die Reihenfolge vielleicht umgedreht, zuerst zeigen wie es war, dann die Ermittlung darauf kommen lassen? Vielleicht hätte mir das geholfen, aber ist vermutlich auch wieder unbeliebt bei anderen Menschen...

Insgesamt muss man sich also wohl tatsächlich darauf einstellen, dass hier viel erzählt wird, ohne dass es dafür zwangsläufig einen "Pay-Off" geben wird. Wenn man damit gut klarkommt, kann man vermutlich sehr viel Interessantes mitnehmen - zum Beispiel die Kunst des understated dialogues. ;-)

Für mich ist das 3 von 5 Skiern wert, your mileage may vary!

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