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13.05.2022

Dead Famous. Oder auch: Falsche Erwartungen können bereichernd sein

Manchmal kauft man ja Bücher, ohne etwas darüber zu wissen und wird enttäuscht und manchmal kauft man Bücher, über die man nichts weiß und bekommt etwas viel besseres, als man erwartet hat. Man könnte jetzt so eine Universum in Balance Metapher oder sowas daraus machen, aber lasst uns mal meine Shopping-History nicht überbewerten.

Fest steht, dieses Buch war ein Cover/Titel-Kauf, ich hatte keine Ahnung was ich tue, aber es hat sich trotzdem gelohnt. Bevor ich das jetzt aber weiter ausführe, worum geht es in Dead Famous: An Unexpected History of Celebrity from Bronze Age to Silver Screen von Greg Jenner?

Celebrity, with its neon glow and selfie pout, strikes us as hypermodern. But the famous and infamous have been thrilling, titillating, and outraging us for much longer than we might realise. Whether it was the scandalous Lord Byron, whose poetry sent female fans into an erotic frenzy; or the cheetah-owning, coffin-sleeping, one-legged French actress Sarah Bernhardt, who launched a violent feud with her former best friend; or Edmund Kean, the dazzling Shakespearean actor whose monstrous ego and terrible alcoholism saw him nearly murdered by his own audience - the list of stars whose careers burned bright before the Age of Television is extensive and thrillingly varied.

In this ambitious history, that spans the Bronze Age to the coming of Hollywood's Golden Age, Greg Jenner assembles a vibrant cast of over 125 actors, singers, dancers, sportspeople, freaks, demigods, ruffians, and more, in search of celebrity's historical roots. He reveals why celebrity burst into life in the early eighteenth century, how it differs to ancient ideas of fame, the techniques through which it was acquired, how it was maintained, the effect it had on public tastes, and the psychological burden stardom could place on those in the glaring limelight. DEAD FAMOUS is a surprising, funny, and fascinating exploration of both a bygone age and how we came to inhabit our modern, fame obsessed society.

Wir schimpfen ja gerne über Algrythmen, aber in diesem Fall hat der "ihnen könnte auch gefallen" Impuls des Online-Buchhandels mal den Nagel auf den Kopf getroffen. Zunächst fand ich nur das Cover und den Titel ziemlich lustig und als das Buch dann irgendwann in meinem Regal angekommen war, stellte ich fest, dass der Autor auch noch einer der Menschen ist, die Horrible Histories machen - was erklärt, warum ein Algrythmus der Meinung sein könnte, dass mir das gefällt. ;-)

Was ich allerdings immer noch nicht wusste, war worum es eigentlich geht. Ich gestehe, bis zu dem Abend, an dem ich das Buch aufgeschlagen habe, war ich irgendwie der Meinung hier wären ein paar Annekdoten zu interessanten "VIP Deaths" zusammengetragen - sowas wie Rest in Pieces, entspannte und leicht morbid-kuriose Lektüre für Zwischendurch.

Zu meiner großen Freude entspinnt sich hier aber eine Annekdotensammlung der anderen Art - eine Suche nach dem Beginn und der Definition des Konstruktes eines VIP, des Starrummels und der (zuweilen reichlich) überzogenen Beschäftigung mit berühmten Menschen. Nicht, dass ich nicht ein paar lustige Geschichte für Zwischendurch auch ok gefunden hätte, aber das war ein wenig interessanter als roter Faden.;-)

Der Titel ist allerdings etwas misleading - Bronze Age to Silver Screen klingt toll und das Autoren-Ich kann nachvollziehen, dass man sich den Wortwitz gönnt, aber das Historiker-Ich möchte darauf hinweisen, dass der Autor selber zugibt, dass "Stardom", wie wir den Begriff heute verstehen, vor der Erfingung von Massenmedien eigentlich nicht möglich war - und das verschiebt den Beginn der Auseinandersetzung dann doch arg weit weg von der Bronzezeit.

Insgesamt finde ich die ausgesuchten Beispiel-Geschichten aber sehr erhellend und das Thema faszinierend, daher verzichte ich mal auf einen Abzug für thematisch irreleitenden Wortwitz. Wer auf Medienanalyse und/oder viktorianischen Promitratsch steht, findet hier sicherlich etwas Interessantes - man muss allerdings ein paar mehr Gehirnzellen aufwenden, als bei einer reinen Annekdotensammlung. Ich hatte jedenfalls unverhofft viel Spaß daran und schon das allein kann ja mal 5 von 5 Autogrammkarten wert sein, oder?;-)

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