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19.02.2024

Diamond Hill. Oder auch: Nieder mit dem Plotdenken

Es war mal wieder Zeit ein Buch aus dem Regal zu ziehen, das schon viel zu lage da rumlag (und dann auch noch ausgeliehen war, Schande auf mich und meine Kuh...) und irgendwann zwischen den Jahren hatte ich einfach mal Lust auf ein Buch zu dem ich absolut gar nichts wusste und keinerlei Erwartungshaltungen hatte ...

Um euch die Sache also schonmal zu verderben, worum geht es in Diamond Hill, geschrieben von Kit Fan?

1987, Hong Kong. Trying to outrun his demons, a young man who calls himself Buddha returns to the bustling place of his birth. He moves into a small Buddhist nunnery in the crumbling neighbourhood of Diamond Hill, where planes landing at the nearby airport fly so close overhead that travellers can see into the rooms of those below.

As Buddha begins to care for the nuns and their neighbours, this pocket of the old city is vanishing. Even the fiery Iron Nun cannot prevent the frequent landslides that threaten the nunnery she fights for, and in the nearby shanty town, a faded film actress who calls herself Audrey Hepburn is hiding a deep secret and trying to survive with her teenage daughter who has a bigger fish to fry.

But no one arrives in Diamond Hill by accident, and Buddha's ties to this place run deeper than he is willing to admit.
Can he make peace with his past and survive in this disappearing city?
Und auch wenn ich jetzt quasi den Klappentext schon "verraten" habe, geht man an dieses Buch am besten mit keinen oder wenig Erwartungen heran, denn es ist kein Buch, dass sich in die tollen Kategorien von Charakterarcs, Midpoints, Spannungskurven und prozentualer Plotpunktprogression einsortieren lässt, die in der Buch- und Schreib-Bubbel immer so totgenudelt werden. Während wir uns also den Kopf darüber zerbrechen, ob unser Midpoint bei 50%, oder vielleicht bei 45, oder vielleicht (Häresie!) sogar bei 60% der Story noch angelegt sein darf, kann man sich hier einfach mal eine Geschichte geben, die aus einem ganz anderen Kulturkreis kommt, in dem das alles überhaupt keine Bedeutung hat und niemanden interessiert. Und manchmal ist es schon schön, mal über den Tellerrand hinauszusehen. ;-)

Was uns der Autor hier an die Hand gibt, ist ein Setting (das alte "Honkong Hollywood" in seinem Niedergang und Zerfall) und einen Hauptcharakter, der selbst nicht genau weiß, was er da eigentlich zu suchen hat. Und damit bewegen wir uns durch diese Nachbarschaft, in der Menschen Dinge tun und sagen und dann andere Dinge tun, die in keinster Weise irgendwas mit einem erkennbaren Spannungsbogen tun haben. Und meistens gibt uns der Autor nicht einmal die Reflektion seines Hauptcharakters, sondern wir sind zurückgelassen mit Dingen die getan und gesagt und gesehen werden und müssen uns den Subtext, das Warum und Wieso selbst erschließen.

Man merkt vielleicht, ich hatte meinem Spaß an diesem Buch, gerade weil es so völlig anders war, als die meisten Jump'n'Run Bücher, die ich so lese (und schreibe;-) und weil mir das einfach ein gutes Gefühl vermittelt. Denn egal was Menschen behaupten mögen, die glauben einen Promt für AI zu schreiben (also eine Idee zu haben) würde ausreichen, um die Bandbreite von Kunst abzubilden, Kunst ist eben nicht nur das formulaische Abnudeln von Plotpunkt A an % B und das kann uns seltsamen, haarlosen Affen niemand wegnehmen. ;-)

Ein wenig länger hätte die Geschichte für mich noch sein dürfen, aber 4,5 von 5 Fledermäusen muss ein wenig Balsam für die Künstlerseele schon wert sein, no?

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