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10.06.2024

Drive to Survive & Break Point. Oder auch: Anatomie einer Sport-Doku-Soap

Ich weiß nicht, ob Netflix jedem und seinem Hund immer alle Netflix Exclusive Formate empfiehlt, oder ob ich vielleicht doch eine Bad Sports, oder FIFA Skandale Doku zuviel gesehen hatte, jedenfalls war der Algorhytmus der Meinung ich müsste dringend mehr Sport Dokus in mein Leben integrieren. 

Es war eine Art digitaler Gruppendruck, unterstützt davon, dass quasi 99% meiner Kollegen und selbst ein paar YouTuber, mit denen ich nur eine parasoziale Beziehung pflege, immer wieder meinten "Drive to Survive ist so gut und ich interessiere mich eigentlich gar nicht für Sport/Formel1/Was auch immer".

Irgendwann war ich also weichgeklopft und so gelangweilt von True Crime Netflix, aber gleichzeitig so gelangweilt von Hausarbeit ohne Doku-Hintergunrdbeschallung (ja, mein Leben wäre einfacher, wenn mein Hirn Musik als interessant empfinden würde, what else is new?;-), dass ich bereit war das mal auszuprobieren.

Kann eine Doku-Serie nicht nur über Sport, sondern über den unnützesten, überprivelegiertesten, verschwenderischsten, umweltzerstörensten Sport ever (alledgedly in my opinion^^) wirklich interessant sein?

Und die Antwort ist ja - und nein.

Drive to Survive macht eines wirklich gut: Es präsentiert einen unnützen, überpriveligierten, verschwenderischen und umweltzerstörenden Sport als eine Art Soap-Opera mit kleinen und großen Dramen und Charakteren irgendwo zwischen halbwegs symphatisch, großmäulig-aber-ironisch und daher likeable und völlig absurd. Und die Doku ist zumindest ehrlich was die Politik und den ungezügelten Nepotismus angeht, der diesen Sport überhaupt möglich macht. "Du bist ein guter Fahrer? Tja dumm für dich, unser neuer Billionär-Sponsor will, dass sein Sohn für uns fährt, Ende der Geschichte."

Habe ich mich also regelmäßig gefragt, wie diese Leute leben können, ohne zu verstehen, dass ihr Lebensinhalt nutzlos Ressourcen verschwendet und das in keinster Weise irgendwie reflektieren? Ja schon. War die Doku grade wegen dem Soap-Opera/Geld&Politik Drama unterhaltsam? Schon auch.

Tatasächlich so unterhaltsam und für mich in diesem schwer zu erreichenden Sweet-Spot von "interessant genug, dass ich unterhalten werde beim Kochen & Putzen, aber über ein Thema, dass mich nicht so sehr interessiert, dass ich das Kochen und Putzen vergesse beim zuschauen", dass ich mich danach noch in eine andere "von den Machern von..." Doku habe reinziehen lassen. Quasi dasselbe Format, but make it Tennis, oder auch Break Point.

Diese Serie war nicht halb so interessant und wurde auch schnell wieder eingestampft und ich kann sehen warum. Einige "Internetstimmen" waren der Meinung, dass es vor allem daran lag, dass die großen Namen des Sports keinen Bock auf Netflix hatten, aber die Netflix Teams in der Formel1 mussten auch 1,5 Staffeln warten, bevor die Top Teams angefangen haben mit ihnen zu sprechen, das alleine kann es also nicht sein.

Für mich war das ausschlaggebende Argument, dass das ganze Boxengassen-Team-Drama fehlte. Tennis scheint ein sehr insulärer Sport zu sein und wie oft kann man die "Einzelkämpfer" Geschichte erzählen, während man Menschen dabei zuschaut wie sie am Druck ein Einzelkämpfer zu sein kaputtgehen - also körperlich, genauso wie mental, weil Leistungssport ist offensichtlich eine der ungesundesten Entscheidungen, die man so treffen kann im Leben und ich wünschte wir würden aufhören so zu tun, als wäre das nicht so.^^ 

Wenn man sich für Tennis interessiert, könnte es trotzdem vielleicht interessant sein, aber ansonsten ist die Formel1 (und wenn ich das sage...) hier einfach spannender, weil es fehlte mir einfach die Faszination des ungezügelten, quasi schon fatalistischen Nepotismus und der mafiösen Strukturen, die zumindest meine bösen Vorurteile bestätigen und wer will nicht ab und zu einfach gerne Recht haben? ;-)

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