Wir (also im Sinne von ich und andere Menschen im RL;-) sprachen vor einer Weile zufällig mal darüber, dass es unzweifelhaft Geschichten gibt, die durch den angetackerten Romance Aspekt eher belasted, als bereichert werden. Man kann jetzt darüber streiten, ob dieses "es müssen sich immer mindestens 2 Menschen verlieben" außerhalb von Romance und seinen diversen Sub-Genre jetzt von den Autor:innen als verpflichtend empfunden wird, oder ob es tatsächlich eine gewisse Erwatungshaltung seitens Verlagen und Publikum gibt, aber falls ja, dann bin ich dieses Publikum nicht.
Ich hätte also ab und zu mal gar nichts dagegen, wenn wir mal die Lebensrealität abbilden könnten, dass nicht alle Menschen jede/n mit dem sie in Kontakt kommen automatisch als potentielle Sexpartner:in sehen, selbst wenn die romantische Orientierung zufällig zusammenpasst. Ich bin so cis-straight, wie sie kommen, aber kenne unzählige Männer, auf die ich trotzdem nicht stehe, shocking, I know.^^
Anyway, mein Go-To Beispiel in dieser Disskussion war jedenfalls Alias Grace, eine ewig alte Serie, die ich vor ewigen Zeiten mal gesehen, aber irgendwie nie gebloggt hatte. Hier wäre es mir zum Beispiel sehr lieb gewesen, wir hätten zumindest einmal die Option unterhalten, dass jemand die Hauptheldin zufällig nicht ficken will, auch wenn es vermutlich ein Stilmittel ist. Aber nur weil etwas Absicht ist, muss es mir noch nicht gefallen, also lasst uns mal darüber reden. ;-)
Ich habe so einen gewissen Trend in meinen - zugegebermaßen überschaubaren - Erfahrungen mit Margaret Atwood Geschichten und zwar sind mir eigentlich immer alle ihre Figuren mehr oder weniger unsymphatisch. Ich denke, wie schon gesagt, dass das ein feature und kein bug ist und irgendwas über die furchtbare Welt aussagen soll, in der wir leben. Aber es ermüdet mich irgendwann, weil ich eigentlich selten eine Erinnerung brauche, dass die Welt schlecht und alle Arschlöcher sind - und ja, es ist die dritte Review in Folge, in der ich das Wort ermüdend gebrauche, es ist einfach der Vibe momentan, ok?
Ich bin müde, sagt mir ins Gesicht, dass ihr es nicht seid!;-)
In dieser Serie - und ich habe sie nochmal geschaut, zumindest als Hintergrundbeschallung, um meine Erinnerungen zu bestätigen - ermüdete mich vor allem die Tatsache, dass wirklich ausnahmslos jeder Mann unsere Erzählerin ficken will, angefangen bei ihrem Vater und abgeschlossen mit dem Arzt, der sie behandeln soll (und stattdessen ab Tag 1 feuchte Träume von ihr hat, soviel zum professionellen Habitus^^) und dem seltsamen Trauma-Kink-Typen, den sie am Ende heiratet.
Das war immerhin ein Twist, nehme ich an, dass sie nicht den guten Doktor heiratet, sondern irgendeinen Nebencharakter, den man bis zum Epilog schon wieder vergessen hatte?
Aber die Tatsache bleibt leider bestehen, dass alle Männer - yes, all men^^ - in dieser Geschichte sehr seltsam geframed werden. Selbst der Con-Artist (der zunächst als "der nette Kerl" erscheint, auch wenn die Hürde im Klo liegt) taucht zum Ende hin nochmal als Hypnotiseur auf, der Grace ihr "Geständnis" entlockt und dadurch, dass wir wissen - und sie weiß! - dass er ein Jahrmarktschwindler ist, bleibt man als Zuschauer auch da ein wenig ratlos zurück. Sollte das jetzt ein Gespaltene Persönlichkeit Killer Klischee sein, oder war der "Geist" in Graces Kopf nur eine Show für die Geisterseher und Spiritisten? Und was hätte es irgendwem gebracht wenn es so wäre? Auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren, war damals noch keine Option, was diesen ganzen Plotpunkt sehr seltsam macht - außer dass es natürlich die romantsiche Verklärung unseres guten Doktors zerstört, der danach erstmal über seine Vermieterin herfällt, weil wir ja noch nicht genug sexual violence hatten...
Vielleicht war ich einfach nicht klug genug die Nuancen zu lesen, aber ich wusste bis zum Schluss nicht, was uns die Autorin mit dem Ende der Geschichte eigentlich sagen wollte (und Atwood war Produzentin der Serie, ich gehe also verstärkt davon aus, dass sie mit der Adaption einverstanden war), außer: Alle sind irgendwie kaputte Arschlöcher und es ist naiv zu denken, dass irgendwer es nicht sein könnte.
Das war jetzt nicht die Message, die ich dringend gebraucht hätte, but maybe that is just me...
Ich muss ihnen aber immerhin lassen, dass das Casting hervorragend ist, die Hauptdarstellerin im Besonderen hat dieses großäugige Unschulds-Ding sehr gut raus, was dann die "böser Geist" Show umso lustiger macht. Also muss man vermutlich festhalten, dass die Serie das was sie tut, schon mit Überzeugung tut, es erschließt sich mir nur nicht immer und gefällt mir auch nur teilweise. Kunst ist subjektiv und all das. ;-)
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