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29.08.2009

Geisha

Das neue Style-Sheet sagt es schon:
Ich habe das nächste Geisha-Buch auf meiner Liste ausgelesen!;)
Da mich das Thema auch noch ein Weilchen begleiten wird, weil das letzte bestellte Buch inzwischen auch angekommen ist, war das eine willkommene Gelegenheit mit ein bißchen Computerspielerei die Zeit zu verplempern - in der Küche stapelt sich das Geschirr, aber das sieht man von hier aus zum Glück nicht!;D

In der letzten Woche auf meinem Nachttisch also: Geisha von Liza Dalby


Lustigerweise eine Dupplizität der Ereignisse, denn hatte ich bei Christine von Schweden noch gedacht ich bekäme ein Sachbuch und bekam einen Roman, war es hier genau umgekehrt - ich erwartete einen Roman und bekam eine Mischung aus Autobiographie, Kulturstudie und Sachbuch, komplett mit Endnoten, Index, Glossar und allem was das Wissenschaftler-Herz höher schlagen lässt!;)

Das mich sowas nicht abschreckt ist ja bekannt und auch gut so, denn obwohl sich das Buch manchmal nicht entscheiden kann, ob es jetzt objektive Fakten über die Geschichte und die moderne Rolle der Geisha in Japan liefern will, oder doch lieber die subjektive Geschichte der "amerikanischen Geisha" erzählen, uninteressant ist es auf keinen Fall!
Liza Dalby - ihres Zeichens Anthropologin - lässt eine tiefe Verbundenheit mit der japanischen Kultur erkennen und es wundert den Leser schnell nicht mehr, dass sie sich die Geisha als Forschungsthema ihrer Dissertation ausgesucht hat. In den 1,5Jahren, die sie zu Forschungszwecken in Tokyo und vor allem in Kyoto verbringt, ist die Idee sie als Geisha auszustaffieren, damit sie das "wahre Leben" der Frauen nachvollziehen kann, zuerst ein Witz, der sich jedoch schnell zu einer fixen Idee entwickelt und von unerwartetem Erfolg gekrönt ist.
Dass sie schon seit ihrer Jugend Shamisen spielt und fließend japanisch spricht (und singt), macht es quasi unausweichlich und verhindert vor allem, dass das anthropologische Experiment zur Lachnummer verkommt.

Ein ganz klein bißchen enttäuscht hat mich dieser Forschungsansatz schon, vom Klappentext her hatte ich mir die romantische Vorstellung einer einsamen Amerikanerin gegönnt, die als einziger gaijìn das jahrelange Training auf sich nimmt und so weiter...die herzzereissende Geschichte bleibt aus, aber andererseits lässt die Mischung aus wissenschaftlicher Beobachtung und emotionaler Erzählung diese einzigartige Subkultur - und die Kultur um sie herum - viel detailreicher vor dem inneren Auge entstehen, als ein Roman das vielleicht tun würde.
Die 18Monate, die die Autorin als Ichigiku in Pontocho lebt (siehe Foto) sind dabei trotzdem nicht arm an großen Lebensdramen. Wo hunderte Frauen auf einem Haufen leben, bleibt das wohl kaum aus...;)

Ich denke ein durchaus empfehlenswertes Buch für alle, die sich ein bißchen für das Thema erwärmen können und prinzipiell nichts gegen cultural- und gender-studies haben!;)
Von mir gibt's 3,5 von 5 Kirschblüten!

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