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24.01.2010

Die Winterprinzessin

Manchmal kann ein Buch wie ein Blind Date sein, findet ihr nicht?
Ich weiss ja nicht, ob alle Mädels und Jungs heutzutage mit dem Phänomen vertraut sind, aber wenn man, wie ich, einige Jahre zwischendurch mal mehr oder weniger freiwillig Single war, kann man doch zu der einen oder anderen Erfahrung gekommen sein, was Chat- und Single-Treff Bekanntschaften aus dem Internet angeht.;)
Ich will mich jetzt gar nicht despektierlich über diese Art von Kontakt- und/oder Partnersuche äußern, inzwischen kenne ich immerhin ein paar sehr stabile Beziehungen - und sogar die eine oder andere Ehe;) - die dem Internet geschuldet sind. Für mich war's aber letzten Endes nichts, denn eigentlich lassen sich alle "Dates" so zusammenfassen: Man findet sich symphatisch in der Mail, am Telefon auch noch, eigentlich auch noch wenn man sich trifft, aber...es funkt einfach nicht.

Ich weiss es nicht warum, aber manchmal kann man völlig ausserstande sein, sich in einen Menschen zu verlieben, auch wenn man ihn weder hässlich, noch dumm, noch langweilig, noch unwitzig oder sonstwas findet - die Geschichte meiner Blind Dates zu 100%.;)
Und genauso ging es mir mit diesem Buch: Kai Meyers Die Winterprinzessin

Das Buch ist nicht langweilig, nicht unlogisch, nicht uninteressant...aber irgendwie bleibt man als Leser außen vor, dieser Spannungssog bleibt einfach aus, der einen weiterlesen lässt, auch wenn man mental schon die Stunden runterzählt, bis man wieder aufstehen muss. Ganz komische Sache...
Die Geschichte dreht sich um die Gebrüder Grimm (warum die plötzlich wieder so interessant sind, weiss ich auch nicht;) und Kaspar Hauser - ein Findelkind von dem es hieß, er sei Napoleons Erbe und seinen Eltern, dem badischen Großherzog und seiner Frau, aus der Wiege entführt und von Verschwörern versteckt worden.
Dichtet man zu dieser tatsächlich historischen Geschichte noch eine sinistre Verschwörung, ein paar Geheimkulte, indische Tiermenschen und eine Fakir-Prinzessin dazu, könnte man das schon fast für zu viel des Guten halten.
Ud trotzdem ist das Buch irgendwann zu Ende, ohne das man groß bemerkt hat, dass zwischendurch Dramatik stattgefunden hat.
Vielleicht hat sich die Geschichte mit der Ich-Perspektive des guten Herrn Grimm nicht wirklich einen Gefallen getan - zuviel des "Ich weiss auch nicht warum ich das gemacht habe, das passt gar nicht zu mir" lässt das vermuten, denn wenn man ständig Gründe erfinden muss, warum sich Charaktere aus dramatischer Notwendigkeit zu Dingen gedrängt sehen, die sie ja sonst nie tun würden, fragt sich der interessierte Laie schon, ob der geneigte Autor nicht von vorneherein lieder eine Hauptfigur gewählt hätte, die nicht so unpraktisch veranlagt ist und ständig dem Plot im Weg steht.;)
Vielleicht verlässt man sich in Büchern, die von historischen Gestalten nur so wimmeln auch zu schnell darauf, dass die Faszination für den Leser schon aus dem kleinen Nervenkitzel entstehen wird, dass das ja wirklich alles hätte passieren können...klappt vielleicht sogar bei manchen Lesern, wer weiss?

Von mir gibt's jedenfalls nur 2 von 5 möglichen Schmetterlingen für eine gut gedachte, aber leider ziemlich fahle Geschichte.

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