Die englische Küche hat ja bekanntlich nicht so einen guten Ruf - meiner Erfahrung nach kommt das vermutlich daher, dass man auf der Insel noch oft sehr "traditionell" kocht, wobei traditionell hier vor allem heißt: Dinge, die schnell satt machen und lange haltbar sind. Daher sind viele englische Lieblingsspeisen sehr stärke- und fettlastig und teilweise auch recht sauer, weil noch viel mehr Essig und Zitrone in der alltäglichen Küche verwendet werden.
Soviel zur komparativen Ernährungswissensschaft und weiter zu Mrs. Beetons Best of British Cooking!;)
Ich muss ja zu meiner Schande gestehen, dass mit Mrs. Beeton erstmal nicht viel sagt(e) und das obwohl ihr Book of Household Management wohl schon seit Queen Victorias Zeiten die Fibel für die gute Hausfrau zu sein scheint (und es sogar unter die Oxford Classics geschafft hat) - es gibt sogar Filme über die Frau, man sollte es nicht glauben.
Ich glaube persönlich werde ich mir das voktorianische Haushaltsmanagement nicht zur Gemüte führen, auch wenn da vielleicht noch das eine oder andere von brauchbar ist, aber die Rezepte sind schon ganz interessant.
Unser erstes Experiement heute:
Karotten in Cider-Soße und Minced Collops
Für 2-3große Portionen brauchen wir:
1 Flasche Cider (Strongbow)
400-500g Speisekarotten
Zitronensaft (Konzentrat, frisch gepresst geht aber auch)
1 Becher Schmand (eigentlich double cream, aber sowas gibt's in Deutschland nicht wirklich)
3-4 Zwiebeln
1 Glas Rinder-/Kalbsfonds
400g Rindergulasch
Walnüsse (eigentlich pickled aber frische tun's auch)
(Kapern - haben wir aus einiger Ablehnung weggelassen;)
Außerdem: Mehl, Salz, Pfeffer, Margarine (Knoblauch, Thymian, Lorbeerblätter, edelsüßes Paprika - steht nicht im Rezept, aber war trotzdem lecker;)
Zubereitung:
Am besten fängt man mit den Collops an, die müssen ca. 1Std. köcheln - wem das Rezept bekannt vorkommt, ja hier kocht man eigentlich Gulasch!;)
Das Fleisch in feine Streifen schneiden, in eine Tüte/Tupperdose geben, salzen, pfeffern (und anderweitig würzen nach Geschmack), gut durchmischen und zuletzt 2-3 TL Mehl darüber geben. Tüte oder Dose verschließen und kräftig schütteln, bis das Fleisch gut von Panade umgeben ist.
In einer Pfanne Margarine richtig heiß werden lassen und die Fleischstreifen nach und nach braun backen. Danach die Zwiebeln dazugeben und leicht anbraten. Bevor die Zwiebeln braun werden mit dem Kalbsfonds ablöschen (jetzt den Lorbeer dazu wer mag), Nüsse (und Kapern) unterrühren und bei geringer Hitze ca. 30Min mit geschlossenem Deckel köcheln lassen.
Währenddessen die Karotten waschen und in ca. 1cm dicke Scheiben/Stücke schneiden. In einer schweren Pfanne Margarine zerlassen und die Karotten unter ständiger Aufsicht (sonst brennt's an) 10Min braten. Danach mit ca. 3/4l heißem Wasser übergießen, salzen und nochmal 15Min köcheln lassen.
Wenn die Karotten den gewünschten Gargrad erreicht haben (manche mögens ja ultraknackig, ich bin für ein Mittelding zwischen hart und breiig;), das Wasser durch ein Sieb abgießen (Mrs. Beeton rät - aufbewahren für die nächste Suppe oder Soße) und die Karotten kurz beiseite stellen. Mit der Pfanne zurück an den Herd und soviel Cider hineingießen, bis der Boden gut bedeckt ist. Den Schmand unter ständigem Rühren zugeben und aufwärmen, bis keine Klümpchen mehr zu sehen sind. Dann mit einem guten Schuss Zitronensaft, Salz unf Pfeffer würzen, die Möhren wieder dazugeben und mit geschlossenem Deckel warm stehen lassen, bis das Fleisch fertig ist.
Wenn das Fleisch fertig gegart ist (Lorbeerblätter rausfischen nicht vergessen!) in einem Glas (am besten das vom Fonds) 100ml Wasser und 3 gehäufte TL Mehl verrühren (am besten mit einer Gabel gegen Klümpchen, beim Schraubglas funktioniert auch Schütteln super!). Beide Soßen vorsichtig andicken - so dick wie man's mag.;) Bei den Karotten noch einen kleinen Schluck Cider nachschütten, umrühren - Fertig!
Sieht auf dem Teller jetzt nicht so bombig aus, schmeckt aber sehr gut! Man muss sich an den süß-sauren Geschmack der Karottensoße ein wenig gewöhnen, aber die Methode ist laut Mrs. Beeton perfekt um soviele Vitamine wie möglich zu bewahren - gesund ist's also auch noch!;)
Mal sehen, ob uns die britische Küche doch noch überzeugt - wir werden weitere Experimente starten!
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