Publikationen, Projekte, Persönliches

04.09.2014

Schreiberlingische Stimmungsschwankungen. Oder: Arbeitsvermeidungsstrategien!;-)

Manchmal steckt man in einem Dilemma fest: Gerade habe ich wieder angefangen Hunger Games nochmal zu lesen (siehe Seitenpanel) und erfreue mich daran wie unfassbar gut diese Ich-Erzähler Perspektive geschrieben ist. Allein die konsequente Durchhaltung dieses kill-or-die-survival-Modus mit allen daraus entstehenden Gedankengängen entzückt mich ungemein.
Andererseits habe ich gerade angefangen das erste Viertel von Elysion zu überarbeiten und wie immer bei a) einem ersten Korrekturlauf und b) während ich ein gutes Buch lese, finde ich alles was ich bisher geschrieben habe furchtbar blass und langweilig.

Jahre der Erfahrung mit kreativen Arbeitsprozessen sagen mir, dass diese Phase wieder vorbeigeht und mir morgen vermutlich schon wieder auffällt wie geil mir Charakter X an der Stelle oder Formulierung Y an einer anderen gelungen ist, aber für den Moment könnte man sich trotzdem in den A**** beißen!;-)

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ziemlich viele Menschen wissen wovon ich spreche - vermutlich sogar auch die Leute, die die Bücher schreiben, die ich dann super finde;-) - aber ich hatte was das angeht letztlich einen Aha-Moment, dank eines Autorenblogs, das ich verfolge. (The League of Extraordinary Writers - siehe Blogroll)

In diesem nämlichen Artikel ging es um das kleine Monster, das in unserem Kopf wohnt und scheinbar extremst Valium-abhängig ist - kreatives Arbeiten und Denken ist sein Valium und wenn es das nicht bekommt, fängt es an in deinem kopf Amok zu laufen.

Und ich so: "Oh! mein! Gott! JA!" ;-)

Ich habe ja schon von den Gesprächen mit dem Zensor berichtet und ich glaube in Wahrheit ist der Zensor gar nicht die böse innere Stimme, die dich immer nur in den Hintern treten will und unschöne Kommentare zu deiner Arbeit abgibt - er ist einfach ein kleines grünes Monster, das sein Valium nicht bekommt!

Warum ist das jetzt eine Erkenntnis? Naja zum einen ist ein kleines, drogenabhängiges Monster ein niedlicherer "Gesprächspartner", als so ein dummer Typ mit erhobenem Zeigefinger und zum anderen, wenn man weiß, dass es eine Droge gibt, kann man vielleicht ein Methadonprogramm starten, für Abende wie heute, wo ich einfach nach Arbeit, Sport und Essen keeiiiiine Lust mehr habe irgendwas zu tun, das Konzentration erfordert!;-)

Also habe ich mal im Blogroll geschaut und klaue mir jetzt meine Arbeitsvermeidungsstrategie einfach bei Tine und verwerte mal ihr letztes Questionaire, basierend auf den Montagsfragen - hat ja für die Zwischenstände auch schon funktioniert und bis ich wieder ein bißchen Energie zusammenkratzen kann, muss das als Valiumersatz einfach mal reichen!;-)

Montagsfrage für Autoren

Die "Montagsfrage für Autoren" von Schreibwahnsinn - Nach einem Konzept von Paperthin


Schreibst du chronologisch Szene für Szene? und Wie ausführlich planst/plottest du deine Geschichten?
 Ich denke, für größere Projekte wird man nicht wirklich um die chronologische Schreibe herumkommen - klar man kann (wenn es der Kapitelaufbau hergibt) schonmal ein bißchen zwischen Handlungssträngen hin- und herspringen, wenn man gerade hängt, aber zuviel davon würde mich völlig verwirren, also denke ich mal die Antwort ist ja.
Was die Planung angeht, kommt das auf die Idee an - für manche Kapitel habe ich sehr genaue Vorstellungen und die Notizen alleine sind schon 1-2 Seiten lang. Für andere Szenen oder Kurzgeschichten habe ich mir teilweise nur einen Satz notiert und lasse die dann einfach mal laufen. Kapitel 3 und 4 von Elysion sind mir so komplett "weggelaufen", dass sie jetzt 5x mehr Inhalt und Figuren haben, als "geplant", aber so what? Solange man das am Ende irgendwie wieder zusammenbringt, muss man auch nicht jede Zusatzidee ausrupfen, wie Unkraut.;-)

Schreibst du nach Lust und Laune oder setzt du dir tägliche/wöchentliche Ziele?
Au weiah an wöchentlichen Zielen würde ich ja großartigst frustrieren und an tägliche will ich gar nicht denken!;-)
Aber einfach "wenn ich Lust habe", würde vermutlich auch zu nichts führen, denn dann kommt man schnell in so eine Denkweise auf den "richtigen Flow" oder die "richtige, perfekte, inspirationelle Situation" zu warten, die es meistens einfach nicht gibt, wenn man gerade kein Einsiedler in einer Berghütte im Nirgendwo ist...
Momentan habe ich also Monatsziele - will heißen ich will jeden Monat ungefähr ein Kapitel fertig schreiben und das bedeutet, dass ichso mindestens 2-3 Tage in diesem Monat dafür finden muss. Wenn das nicht klappt, ist mir das meistens aber auch egal, nur eine grobe Richtung reicht mir schon - ist ja nicht so, als müsste ich irgendeine Deadline einhalten.

Lässt du das Manuskript vor dem Überarbeiten erstmal liegen oder legst du gleich los?
Ich lasse die 2. Frage nach dem Betalesen mal weg, denn über die Alternativlosigkeit von Testlesern hatten wir ja schonmal gesprochen.;-)
Aber es ist tatsächlich so, dass ich nicht direkt nach dem letzten Punkt an einem Text, wieder hochscrollen und Korrekturen machen kann - meistens gehe ich erstmal eine Runde in den Garten, koche Essen, räume die Wohnung auf, oder bewege mich irgendwie. Und für größere Korrekturabschnitte, wie gerade, lasse ich mir natürlich Zeit, bis der "Sinnabschnitt" des Projektes tatsächlich fertig ist - manche Dinge fallen mir erst Tage und Wochen später ein, da muss man eben Gedult haben.;-)

Wer darf deine Texte als Erstes lesen?
Wer auch immer sich freiwillig meldet - Testlesen ist nicht unanstrengend, daher will ich das niemandem aufbürden, der dazu keine Lust oder Zeit hat. Mein Mann muss aber zugegebenermaßen oft herhalten, wenn ich grade eine kurzfristige Frage habe. Bisher hat er sich aber auch noch nicht beschwert.;-)

Hast du schon einmal ein Projekt abgebrochen und weshalb? und In welchem Alter hast du mit dem Schreiben begonnen?
Bekanntermaßen ist Bon Voyage nie fertig geworden, aber ob ich das als "Abbrechen" bezeichnen will, weiß ich noch nicht...die kleine Hoffnung, dass mir zu diesem elend langweilig Plot noch irgendwann die zündende Idde kommt, möchte ich nicht ausschließen!;-)
Aber für die B(r)uchstücke gab es so manche Idee, die irgendwann aussortiert worden ist, weil mir meine Notizen irgendwann nichts mehr gesagt haben und sich einfach kein "Anpack" eingestellt hat. Aber aus den Augen aus dem Sinn, ich könnte heute echt nicht mehr sagen was das war...

Mit der Altersfrage bin ich auch etwas überfordert - ich erinnere mich mal ein ziemlich grauenhaftes Gedicht für den Muttertag geschrieben zu haben, da kann ich nicht älter als 5 oder 6 gewesen sein...Danach kamen unendliche genauso grauenhafte Teenager-Depri-Gedichte und einige unausgegorene Anne-Rice-Fanfiction-Verbrechen und mit 16 oder 17 habe ich die erste Version vom Rosenfriedhof angefangen. The rest is history.;-)

Hast du in deinen Charakteren „wiederkehrende Typen“? und Was ist typisch für deine Charaktere?
Hmmm...keine Ahnung. Ich bilde mir ein, dass sich meine eigene Skepsis gegenüber Autoritäten und gesellschaftlichen Normen gerne mal in meinen (vor allem weiblichen) Figuren niederschlägt, aber ob das wirklich so ausgeprägt ist, dass man es als "wiederkehrenden Typen" bezeichnen kann, weiß ich ehrlich nicht...
Typisch ist aber, dass meine Figuren normalerweise keine schüchternen Mauerblümchen sind - ich mag Menschen, die sagen was sie meinen und für ihre Meinung einstehen und wenn meine Figuren anders gestrickt sind, dann muss das einen ziemlich guten Grund innerhalb der Story haben.;-)

Wie intensiv recherchierst du?
Pfff...gemessen an was? Sagen wir, ich versuche eine Balance zwischen "das musst du nachschauen, sonst behauptest du völlig unrealitischen Müll" und "ob das wirklich so funktioniert, interessiert doch keine Sau" zu finden, in der ich existieren kann, ohne mich zu sehr in Details zu verrennen oder mich ständig über meine eigene Unwissenheit zu ärgern.
Aber mein Google Log dürfte trotzdem sehr merkwürdig aussehen...;-)

Wer ist dein absoluter Lieblingscharakter aus deinen Schreibprojekten?
Böse Frage! Ganz böse Frage!! ;-)
Eine Figur aus Elysion, die leider schon in Teil 1 versterben wird, gefällt mir als Charakter sehr gut, aber eigentlich mag ich alle meine Figuren auf ihre Weise. Gillian aus dem Rosenfriedhof hat viel Spaß gemacht - Orgien aus Blut und Eingeweiden machen immer Spaß, vor allem wenn man "ganz normale" Figuren dahintreibt!;-) - und Aurora Robins aus den B(r)uchstücken hat definitiv Potential, aber ansonsten mag ich mich da nicht festlegen.

Wie viele Notizbücher besitzt du und wofür benutzt du sie? und Wie viele Ideen schlummern in deinen Notizbüchern?
Ich muss leider gestehen, dass ich es inzwischen hasse mit der Hand zu schreiben - spätestens seit mir die Handsehnen so Probleme machen, aber auch vorher eigentlich schon.
Heutzutage mache ich daher Notizen am Rechner oder am Smartphone, was auch den Vorteil hat, dass man nicht so krikeln, durchstreichen und verbessern muss, bis keiner (aka ich) mehr was lesen kann...;-)
In meinen alten Notizbüchern müsste ich mal nachschauen, da finden sich bestimmt einige Ideen, aber ob die gut sind, kann ich nicht sagen...in den letzten Jahren habe ich mich von der Überarbeitung vom Rosenfriedhof, zu neuen Ideen gehangelt und in den B(r)uchstücken sind mindestens 3-4, die man weiter verfolgen könnte, also hatte ich nicht wirklich Zeit mich um uralt Ideen zu kümmern...Luxusprobleme, ich weiß!;-)

Suchst du Bilder für deine Charaktere (z.B. Schauspieler, Models etc.)?
Ganz ehrlich?  Diese Idee ist mir noch nie gekommen...wirklich noch nie!
Bekanntermaßen gestalte ich meine Cover selber, aber Bilder suchen, die zu Figuren passen würden, ist eine Beschäftigung, der ich noch nie nachgegangen bin...sollte ich vielleicht mal ändern, aber für Elysion versuche ich gerade die äußerliche Beschreibungen der Charaktere ein wenig einzuschränken, da böte es sich also eventuell nicht an...wo fände ich außerdem ein Bild von einer Drachenfrau? Bitte sagt es mir nicht, es gibt bestimmt eine Pornoseite dazu...;-)

In welchem Genre könntest du niemals schreiben?
Chick-Flick und sämtlicher anderer Kram in der "Romantic Comedy" oder "Romantic Mystery" Ecke. Was ich selber nicht lesen will, will ich auch nicht schreiben.

Was war das erste Projekt, das du fertig gestellt hast?
Theoretisch Der Rosenfriedhof, obwohl die Ausgabe von 2002 stellenweise nur noch wenig mit der Überarbeitung von 2010 zu tun hat. Ich muss also wohl auch auf die Perlen für die Säue verweisen - die haben wir zwar auch 2010 nochmal überarbeitet, aber mit deutlich weniger Änderungen, also eher eine kosmetische Korrektur als ein wirklich neues Gewand.;-)

Liest du Schreibratgeber?
Außer dem einen, über den ich mich so aufgeregt habe, dass ich 3 Nächte nicht schlafen konnte? Nein, eigentlich nicht.
Bei Ratgenern aller Art schlägt leider mein Anti-Autoritäten-Ding voll durch - ich suche mir lieber selber meine Lösungen und neige dazu stur irgendwas abzulehnen, das mir irgendwer als Patentlösung vorschlägt...I'm simply weird this way.;-)
Das soll aber nicht heißen, dass ich nicht ab und zu mal Schreibtips konsumiere, die mit irgendwas zu tun haben, das mich gerade umtreibt - ich habe absolut nichts gegen gute Tips von außen, nur diese "ganzheitliche Methode" von Ratgebern passt mir einfach nicht in meinen Kram, weil es meeeiiiin Kraaaam ist *bitteGolumhiereinfügen* und ich nicht glauben kann, das irgendwer anderes mir dazu was sinnvolles sagen kann.
Außerdem habe ich furchtbar schlaue Freunde, die auch schreiben und solche Bücher lesen, da kann ich mir die Mühe sparen und direkt um Rat fragen!;-)

Und schon ist mein kleines Monster besänftigt und findet sich damit ab, dass morgen erstmal der Rasen gemäht werden muss, bevor wir wieder irgendwas "sinnvolles" tun können. Methadonprogramm erfolgreich abgeschlossen!

Gute Nacht!;-)

1 Kommentar:

  1. Freut mich, dass ich dazu beitragen konnte, deinem Monster den Entzug zu ersparen :)))

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Vielen Dank!