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22.04.2015

Man trägt schwer am Kopf (Wochengedanke X)

Disclaimer: Diese Annekdötchen sind kurz zusammengebastelt und sollen/können keine erschöpfende Darstellung von irgendwas sein! Anregungen, Kritik und eigene Erfahrungen gerne in die Kommentare.

Ab und zu hat man Tage, da trägt man sehr schwer an sich. Und nein, ich meine jetzt in meinem Fall nicht an meinem schweren Hinterteil, sondern an meinem manchmal echt gefühlt tonnenschweren Hirn - das steht mir öfter im Weg, als jedes andere Pfund Körpermasse, das kann man einfach mal unbesehen glauben!;-)

Und manchmal bekomme ich dann eine Bestätigung dafür, warum das Internet großartig ist, weil es mir genau das zu lesen gibt, was ich grade lesen muss. Das "bin ich eigentlich der/die Einzige, der/die" hat sich in Zeigen von 2.0 so ziemlich erledigt und was manche Menschen als Bedorhung ihrer Individualität empfinden, finde ich eigentlich eher tröstlich.;-)

Ich hatte mir letzte Woche einen Nerv im Steißbeinbereich eingeklemmt und 2 Tage Schmerzen gepaart mit ein bißchen PMS und Allergietabletten ergaben ein "wunderschönes" Alles-Scheiße-Gefühl der reinsten Güte. Sowas passiert immer wieder mal - man kann sich noch so sehr mit seiner Selbstaktzeptanz abmühen, manchmal gibt es einfach Tage, an denen nichts geht. In meinem Fall sind das Tage, an denen ich mich trotz Yoga und stundenlangem Dehnen kaum bewegen kann, an denen ich überfragt bin welches Training ich jetzt noch machen kann, wenn der Rücken zwackt, die Beine nicht wollen, das Handgelenk wehtut, die Lunge nicht mitspielt und ich mich einfach nur noch von Einschränkung über Einschränkung umgeben sehe und mir gefrustet irgendwelche Übungen abzwinge, um wenigstens den kaputten Status Quo irgendwie aufrechtzuerhalten.
Ich werde jetzt mal nicht in medizinische Details gehen, denn ich suche nicht nach der neusten Wunderkur und es geht jetzt um was anderes!;-)

Der Punkt ist der: Wir werden immer wieder und von allen Seiten darauf getrimmt, dass alles im Leben "nur" eine Frage der Willenskraft ist und jeder alles schaffen kann, "wenn er/sie nur will". Das ist ein nettes Sentiment, das mit vielen Motivationspostern und "Erfolgsgeschichten" immer wieder untermauert wird, aber leider ist es auch bullshit. Sich mit - einer meist sehr einseitigen und geschönten Idealversion von - Anderen zu vergleichen mag helfen, wenn es darum geht ein vage erreichbares Ziel im Augen zu behalten. Aber darauf zu hoffen die nächste "Wundergeschichte" menschlicher Leistungsfähigkeit zu werden, ist ziemlich toxisch und führt eigentlich nur in eine Richtung - unzulässige Vergleichsmuster:
Warum fällt mir XY dann so schwer?
Warum muss ich mich ständig abmühen, nur um weiter funktionieren zu können und andere müssen das nicht?
Warum tut mein Körper nicht was ich will, bei anderen geht das doch auch?
Das ist jetzt aus meinem Gedankenkreisel und aufs Training bezogen, aber ich glaube man kann das durchaus auf andere Lebensbereiche übertragen. Andere Menschen machen immer irgendwie alles besser, als wir, no?;-)

Früher dachte ich, der einzige Weg mit körperlichen Einschränkungen umzugehen, sei sie mit Gewalt zu durchbrechen - alles eine Frage des Willens, nicht wahr? Tja, mein Wille steckt leider in einem Körper, der sich mit massiven Schmerzen und Atemnot wehrt, wenn er sich überfordert fühlt und in diesem, unserem jahrelangem Kleinkrieg hat diese "der einzige Weg raus, ist durch" Denke in keinster Weise weitergeholfen.
Also versuchen mein Hintern und mein Hirn jetzt in Frieden zu koexistieren und sich auf Trainingsarten und Belastungen zu einigen, die für beide Seiten gewinnbringend sind. Und das funktioniert an 360 von 365 Tagen wirklich gut und an den restlichen 5 bin ich einfach genervt, weil sich alle meine "Fortschritte" gerade verübergehend in Luft aufgelöst haben, ich bei Kraft, Ausdauer und Flexibilität scheinbar wieder bei 0 anfangen kann und mir Dinge schwerfallen, wie "vom Stuhl aufstehen" oder "im Schrittempo gehen", was (so sagt mein Gedankenkreisel, der nicht besonders klug ist) ja wohl für alle anderen Menschen total selbstverständlich und bestimmt keine Leistung ist.
So ein Tag war letzte Woche.
Und während ich noch so mit mir hadere, fliegt mir dieser Absatz in einem Blogpost an den Kopf (als ich eigentlich was ganz anderes gesucht habe):
But whatever. Our training is not for them, it’s for us. When your self-worth is not built on the shaky foundation of being better than other people, you can be as happy for their successes as you are for your own, because other people succeeding at shit you struggle with doesn’t threaten your own sense of self-worth, pride or confidence.

It is all only for you. Do stuff that works for you. Only that.

Wieder ist das natürlich nur auf's Training bezogen, aber ich musste doch erstmal tief durchatmen. Manchmal passiert das, wenn einen die Wahrheit hart trifft. ;-)
Ich lasse das für heute mal so stehen, Wochengedanken sollen nicht in Romane ausarten, aber ich empfehle mal den ganzen Artikel zu lesen. Mir hat er sehr geholfen und ich glaube auch wenns nicht um Sport geht, kann man noch was daraus mitnehmen.:-)

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