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14.02.2022

The Maid & The Queen. Oder auch: Mental Loading für Fortgeschrittene

Es ist ja immer schön, wenn man eine neue Go-To Quelle für seinen Buchgeschmack findet, daher habe ich noch zwei Parrallelbiographien von Nancy Goldstone in Buch und Hörbuchform, die wir noch kurz abhandeln können. 

Lasst uns also mal mit Jeanne d'Arc anfangen, ein Thema zu dem ich ja nun sehr viel gelesen habe in den letzten Jahren, aber neue Sichtweisen können nie schaden, richtig? ;-)

Worum geht es also in The Maid & The Queen?

An exceptionally dramatic life of Joan of Arc and her previously unchronicled mentor, Yolande of Aragon.

How did an illiterate seventeen-year-old peasant girl manage to become one of histories most salient females? It is almost 600 years since Joan of Arc heard the voices of angels that would change her life for ever: in a breathtaking story her quest saved France from English domination and restored France's hereditary monarchy.

Just thirteen when her life was turned upside down, Joan's holy guidance led her on an arduous eleven-day journey into the unknown, restoring the Dauphin back to his original birthright in an official coronation, allowing him to resume his rule as France's legitimate king. Joan summoned and led an impressive army of French loyalists against the English; the siege at Orleans was an exhilarating English defeat that liberated the city. The following year witnessed Joan's capture by the enemy. After a series of heroic endeavours to escape cruel adversaries, she was subjected to trial by inquisition and then in Rouen, the heart of France, Joan's courageous journey came to a heartbreaking conclusion. This is the story at the core of centuries of myth-making.

But what if we no longer accept this tale? What if we question whether the Heavens and their angels were truly Joan's only source of strength and power? What if we demand a different narrative? This revisionist biography unearths the secular and verifiable basis for Joan's heroic exploits: Yolande of Aragon, a forgotten mentor. This is a story of not one life, but two; two lives that together were intertwined in the restoration of France's greatness.

Die "Jungfrau von Orleans" ist ja quasi eine der klassichsten Chosen-One Stories, die man so finden kann - was ja auch einen Großteil der Faszination ausmacht ;-) - aber unabhängig davon, dass man hier die klassische Heldenreise im Geschichtsbuch nachlesen kann, fand ich es trotzdem interessant, dass dem "Mentoren Charakter" in den anderen Quellen, so wenig Beachtung zukommt.

Natürlich ist die "Politikerin, die im Hintergrund die Fäden zieht" - oder Intrigen spinnt, wenn wir beim klassischen "Frauentrope" bleiben wöllten - eine weniger überraschende Geschichte, als die von Gott Auserwählte Jungfrau (oder das mental verwirrte Mädchen mit dem Schwert, je nachdem wie die Quellen es darstellen), aber ich fand gerade spannend an dieser Biographie, dass sie sich nicht in ein Entweder-Oder einsortieren lässt.

Realgeschichte ist oft narrativ unbefriedigend, weil sie auf Zufall, oder den wiederstreitenden Motiven komplizierter Perösnlichkeiten und Entitäten beruht, aber gerade deswegen finde ich in der Darstellung von Geschichte - und wir sind nunmal narrativ denkende Wesen - oft enttäuschend, dass wir die "bessere Story" der Komplexität vorziehen.

Das passiert hier aber glücklicherweise nicht. Jeanne kann wirklich Engel gehört haben - was nicht ausschließt, dass sie eigentlich Halluzinationen hatte - aber das bedeutet noch nicht, dass sie keine Hilfe brauchte. Oder, dass sie die einzige "auserwählte Jungfrau" ihrer Zeit war. Und eine Königin wie Yolande kann den Nutzen einer Symbolfigur sehen und Jeanne für die beste Wahl in dieser Hinsicht halten, ohne zwangsläufig zynisch zu sein, oder nicht an "göttliche Fügung" zu glauben.

Die einzige EInschränkung meines Lesevergügens war daher auch etwas, für das das Buch nichts kann - es ist einfach zunehmend deprimierend, je weiter die Geschichte voranschreitet, wie sehr sich alle beteiligten (Frauen) in Brezeln biegen, um einem unfähigen und semi-motivierten Typen zu seinem Thron zu verhelfen. Man mag mich zynisch nennen, aber diese Art von Mental Loading, nur um dem Mann sein Leben (und seine Regierungsgeschäfte) zu erleichtern, nervt mich einfach irgendwann, auch oder grade als Historikerin, die daran gewöhnt ist, dass Geschichte (oder Gegenwart) oft so läuft.

Wie schreibt die Autorin in der Einleitung? Die beste Carmouflagetechnik im europäischen Mittelalter ist es eine Frau zu sein? Man stelle sich vor ich würde ein Mikrophon fallen lassen. ;-)

Insgesamt habe ich mich aber sehr gut unterhalten gefühlt und kann daher guten Gewissens 4,5 von 5 Banner vergeben. Sollte man mal reinlesen!

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