Publikationen, Projekte, Persönliches

10.06.2022

Listening to: Radium Girls. Oder auch: Audible für schlechte Laune

Wir sind ja in dieser Woche schon in der "schreckliche Menschen tun schreckliche Dinge für Profit" Richtung unterwegs, also lasst uns mal richtig tief in schlechte Laune Territorium eintauchen. Ich habe ein paar konkrete Gedanken zum Buch und ein paar vage Verbindungen zum state of the world beizutragen, aber erstmal, worum geht es in:

Radium Girls, geschrieben & gesprochen von Kate Moore und man könnte den nicht besonders feel-good content schon am Untertitel ablesen: They Paid with Their Lives. Their Final Fight Was for Justice.

 Ordinary women in 1920s America.

All they wanted was the chance to shine.

Be careful what you wish for.

"The first thing we asked was, 'Does this stuff hurt you?' And they said, 'No.' The company said that it wasn't dangerous, that we didn't need to be afraid."

In 1917, as a war raged across the world, young American women flocked to work, painting watches, clocks, and military dials with a special luminous substance made from radium. It was a fun job, lucrative and glamorous - the girls themselves shone brightly in the dark, covered head to toe in the dust from the paint. They were the radium girls.

As the years passed, the women began to suffer from mysterious and crippling illnesses. The very thing that had made them feel alive - their work - was in fact slowly killing them: They had been poisoned by the radium paint. Yet their employers denied all responsibility. And so, in the face of unimaginable suffering - in the face of death - these courageous women refused to accept their fate quietly and instead became determined to fight for justice.

Drawing on previously unpublished sources - including diaries, letters, and court transcripts as well as original interviews with the women's relatives - The Radium Girls is an intimate narrative account of an unforgettable true story. It is the powerful tale of a group of ordinary women from the Roaring Twenties who themselves learned how to roar.

Dieses Buch ist einer dieser Fälle von True Crime - denn lasst uns mal festhalten, dass hier ein Verbrechen auf großer Corporate Bühne stattgefunden hat - die ich empfehlen und nicht empfehlen kann.

Nicht empefhlen aus dem offensichtlichen Grund, dass dieses Buch keine leichte Kost ist. Es gräbt tief in die Tragik und die Menschenverachtung einer profitorientierten - und in tiefsten Ebenen frauenfeindlichen - Gesellschaft und Medizin. Die Autorin nimmt sich viel Zeit die Opfer als Menschen "erlebbar" zu machen und ihre Leiden zu beschreiben. Contentwarnung für Medizinischen Horror (sorry, ich finde kein anderes Wort dafür) und grauenvolles Verhalten von Authoritäten, ist noch zu milde ausgedrückt.

Als jemand, der sich oft genug mit den Vorurteilen - oder schlicht der Arroganz und Unwilligkeit mir zuzhören - von Ärzten herumschlagen musste, konnte ich das auch nicht in einem Rutsch durchziehen und brauchte immer mal wieder eine Pause.

Empfehlen muss ich es aber doch, denn es ist eine hervorragende Fallstudie dazu warum es so viel Misstrauen und teilweise sogar Angst in vielen verschiedenen Gesellschaftsschichten vor "Big Pharma" oder "Corporate Medicine" gibt.

Und damit möchte ich jetzt keine Lanze brechen für Querdenker, oder andere aus der allgemein gültigen Realität Ausgestiegene, aber wenn wir uns bewusst machen, dass die meisten Verschwörungstheorien eingentlich nur als Fakten getarnte Emotionen sind, dann kann man an einem Fall wie diesem vielleicht ein wenig besser nachvollziehen wo Angehörige des "Medizinisch-Kapitalistischen Establishment" vom Betriebsarzt, bis zum Gesundheitsministerium das Vertrauen von Menschen verspielt haben. Es gibt natürlich noch etliche andere und auch spezielle "Impfskandale", die dabei eine Rolle spielen, aber man kann einfach mal hier anfangen.

Hat mich dieses Buch also unterhalten? Eher nicht. Würde ich es nochmal lesen? Eher nicht. Empfehle ich es trotzdem, falls man gerade genug santiy points übrig hat für diese Art von Auseinandersetzung? Definitiv.

Ein wenig weniger grafische Details wären mir trotzdem lieber gewesen und ich mache daher einen leichten Abzug - auch wenn ich verstehe was damit erreicht werden sollte, es ist nur meine ganz persönliche Sichtweise.

Aber 4 von 5 Ziffernblätter sind mit Sicherheit angemessen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Vielen Dank!