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17.06.2022

Timeless. Oder auch: Wie Dinge zu Ende gehen

Ich konnte mir ja in meinem Vlog aus dem April nicht verkneifen darauf hinzuweisen, dass ich die Enden mag, die ich schreibe...Eigenlob stinkt, aber andererseits ist es ja auch ein wenig Duh, denn warum sollte man etwas schreiben, dass man nicht mag? Ich drüft mir natürlich trotzdem widersprechen, Kunst ist sujektiv und so.;-)

Trotzdem ist es ja nicht immer einfach ein Ende für Dinge zu finden, die alle Aspekte auf eine befriedigende Weise zusammenführt - und auch wenn man nicht in GoT Zugwrack Territorium abdrifted, kann man viele Abzweigungen nehmen, die das Publikum nicht mitmachen möchte. 

Und wenn man sich erinnert, war ich von den "Mittelbüchern" immer eher so mittelmäßig begeistert, also lasst und mal sehen wie Timeless, das letzte Buch in der Parasol Protectorate Reihe von Gail Carriger die Dinge zu Ende bringt.

Alexia Tarabotti, Lady Maccon, has settled into domestic bliss. Of course, being Alexia, such bliss involves integrating werewolves into London High society, living in a vampire's second best closet, and coping with a precocious toddler who is prone to turning supernatural willy-nilly. Even Ivy Tunstell's acting troupe's latest play, disastrous to say the least, cannot put a dampener on Alexia's enjoyment of her new London lifestyle.

Until, that is, she receives a summons from Alexandria that cannot be ignored. With husband, child and Tunstells in tow, Alexia boards a steamer to cross the Mediterranean. But Egypt may hold more mysteries than even the indomitable Lady Maccon can handle. What does the vampire Queen of the Alexandria Hive really want from her? Why is the God-Breaker Plague suddenly expanding? And how has Ivy Tunstell suddenly become the most popular actress in all the British Empire?

Ich habe mich lange gefragt warum mich das Ende der Reihe an sich auch nicht so richtig geflasht hat und das obwohl der toxische Unsinn Faktor recht niedrig war dieses Mal. Und es hatte doch eigentlich auch alles, was man so braucht: Vampire und Ägypten (scheinbar ist das so eine unvermeidbare Kombi, don't ask me why), Shapeshifter, alte Mysterien und ein bisschen Body Horror - what is not to like?

Nachdem ich jetzt ein paar Wochen (jaaa, wir sind weit zurück mit den Posts, sorry...) darüber nachgedacht habe, bin ich zu dem Schluss gekommen *haha*, dass dieses End-Buch für mich so ein wenig unspektakulär bleibt, weil es keine tiefgreifenden Konflikte für die Hauptfiguren mehr zu lösen gibt - oder, bzw. es gäbe schon mindestens einen, aber das traut man sich dann irgendwie nicht.

Ich muss aber dazu sagen, dass ich das vor allem denke, weil ich das "Romance Drama" seit Buch 2 konsequent ausblende und das ist der einzige "Konflikt", den die Autorin ihren Hauptfiguren zugesteht, also bleiben alle spannenden Plotpunkte nur für die Nebenfiguren übrig, die mich zum Ende hin 100x mehr interessiert haben, aber weil sie Nebenfiguren sind frustrierend wenig Seitenzeit bekommen.

Ich drifte ab hier in Spoiler ab, falls man also aussteigen möchte, sollte man das jetzt tun!;-)

Die einzige Konfliktpunkte, die für unsere Heldin noch verfügbar sind, wären: 

1. Die Gestaltung ihrer Partnerschaft, die mich wenig interessiert und die außerdem einen sehr kurz abgehandelten und (meiner Meinung nach) deus-ex-machina Fake-Death braucht, um den einzigen legitimen Streit zu schlichten. Warum auch unsere Charaktere sinnvoll Kompromisse finden und an ihrer Beziehung arbeiten lassen, wenn sie sich einfach so lange streiten können, bis sie vor lauter "omg ich dachte du wärst tot" einfach fallen lassen worum es ging und nicht mehr drüber reden.

2. Ihre Mutterrolle, aber das findet auch nur so am Rande statt und ich fand es ein wenig lahm, dass das Kind nur so ein extended Plotpoint ist, ohne (für mich) viel erkennbaren Charakter, oder Agency. Ja, Kleinkinder sind abhängig von ihren Betreuer:innen, aber keine austauschbaren Chaosmaschinen, die man immer anwerfen kann, wenn es der Plot grade erfordert...maybe that is just me though.

3. Das schwierige Erbe ihres Vaters und hier setzt dann meine Enttäuschung ein wenig ein, denn dieser Mystery-Plot zieht sich durch alle Bücher und ich habe am Ende trotzdem nicht das Gefühl, dass ich jetzt besser verstehe was ihr "Take-Away" von all dem ist. Ja, man erfährt auch hier ein paar Details, die man sich dann selber zu einem großen Ganzen zusammensetzen kann, aber emotional bleibt dieser ganze Plotstrang für mich völlig auf der Strecke, weil wir uns nie tiefer als Schnitzeljagdt-Hinweis-Suche-Niveau damit beschäftigen. Scheinbar (angeblich) war ihr Vater eine total faszinierende, fast schon Guru-mäßige Loyalitätsfigur, aber das bleibt alles reines Tell und dann hat er plötzlich noch "Anhänger" in der Wüste, die aber auch nur für deinen dämlichen Action-Plotpunkt benötigt werden.

Irgendein Gespräch, irgendeine emotionale Auseinandersetzung mit irgendwem dazu wäre nett gewesen, aber nein, das passiert alles quasi ohne Berührungspunkte und dann ist der Plot resolved und damit ist ja alles gesagt, oder? Ich mag Action & Mystery Plots, aber wenn ich nicht das Gefühl habe, dass das emotional irgendwie impact hat, weil Ton und Character alle nur oberflächlich damit agieren...hmm, ja, ist dann halt eher so nett, aber muss nicht.

Insgesamt konnten mich die interessant angerissenen Nebenfiguren und die ab und zu ganz netten Plotideen also nicht davon überzeugen, dass diese Serie an Finshing School ranreicht (und die hatte eine love fork, die ich ignorieren musste, also will das schon was heißen;-). Die Heldin hätte mir besser gefallen können, wenn sich die Autorin ein wenig mehr emotionale Tiefe getraut hätte - und das steht nicht im Gegensatz dazu dein Buch witzig zu halten, ich empfehle dazu jedes Buch zu lesen, dass Terry Pratchett je geschrieben hat, da kann man das lernen.;-)

4 von 5 Sarkophagen ringe ich mir trotzdem ab für die Dinge, die ich mochte, aber ob die Bücher die nächste Aussortieraktion überleben weiß ich noch nicht. Ganz nett und So nett, dass ich's nochmal lesen würde, sind ja auch unterschiedliche Dinge. Und die Cover mag ich weiterhin nicht, also taugts auch nicht zur Regal-Deko...das sind die harten Fakten des Bücherregal-Lebens.;-)

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