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09.12.2022

Listening to: Napoleon. Oder auch: Kein Binge-Material

So, wir müssen kurz eine Hörbuch-Woche draus machen, denn in meiner Reha hatte ich *sehr* viele Anwendungen, die quasi erforderten auditiv bespaßt zu werden, weil ich die 24/7 Radiobeschallung nicht ertragen konnte - vor allem am 11/11 war ich kurz davor mal beim Personal zu erfragen, ob Folter durch Karnevalsmusik nicht gegen irgendeine Genfer Konvention verstößt.^^

Aber apropos Genfer Konvention, da wir ja letztlich erst über die Anfänge internationaler Kongresse sprachen, dachte ich, mache ich das Tripple (dieses Autors) mal perfekt und lade mir sein neustes Buch runter: Napoleon: The Man Behind the Myth geschrieben von Adam Zamoysky, gesprochen von Leighton Pugh.


A landmark new biography that presents the man behind the many myths. The first writer in English to go back to the original European sources, Adam Zamoyski’s portrait of Napoleon is historical biography at its finest.

Napoleon inspires passionately held and often conflicting visions. Was he a godlike genius, a romantic avatar, a megalomaniac monster, a compulsive warmonger or just a nasty little dictator?

Whilst he displayed elements of these traits at certain times, Napoleon was none of these things. He was a man and, as Adam Zamoyski presents him in this landmark biography, a rather ordinary one at that. He exhibited some extraordinary qualities during some phases of his life, but it is hard to credit genius to a general who presided over the worst (and self-inflicted) disaster in military history and who single-handedly destroyed the great enterprise he and others had toiled so hard to construct. A brilliant tactician, he was no strategist.

But nor was Napoleon an evil monster. He could be selfish and violent, but there is no evidence of him wishing to inflict suffering gratuitously. His motives were mostly praiseworthy and his ambition no greater than that of contemporaries such as Alexander I of Russia, Wellington, Nelson, Metternich, Blucher, Bernadotte and many more. What made his ambition exceptional was the scope it was accorded by circumstance.

Adam Zamoyski strips away the lacquer of prejudice and places Napoleon the man within the context of his times. In the 1790s, a young Napoleon entered a world at war, a bitter struggle for supremacy and survival with leaders motivated by a quest for power and by self-interest. He did not start this war but dominated his life and continued, with one brief interruption, until his final defeat in 1815.

Based on primary sources in many European languages, this magnificent audiobook examines how Napoleone Buonaparte, the boy from Corsica, became ‘Napoleon’, how he achieved what he did and how it came about that he undid it. It does not justify or condemn but seeks instead to understand Napoleon’s extraordinary trajectory.

Ich bin ja ein Fan von Büchern, die noch vernünftige Klappentexte haben und nicht nur irgendwelche Zitate irgendwelcher anderer Autor:innen auf den Buchrücken klatschen - die meistenst sehr generisch nach Marketing-Sprech klingen und mich in 10 von 10 Fällen auch nicht interessieren, weil Lesen eine individuelle Erfahrung ist, but I digress... - aber hier weiß man ja kaum noch, was man noch zum Buch an sich sagen soll. ;-)

Daher nur noch zwei kurze, persönliche Anmerkungen zu meiner individuellen Leseerfahrung:

1. Was mich an den Büchern von Zamoyski immer schon erfreut hat, ist der gründliche Quellen-Skeptizimus. Ja, zu den Originalquellen zu gehen, ist gute, historische Praxis, denn auf Hörensagen baut man eigentlich keine Argumente auf - warum das so hervorgehoben wird, dass ein Menschen *auf Englisch* schreibt, aber *europäische* Quellen nutzt, weiß ich jetzt nicht ... ist es so ungewöhnlich für englischsprachige Historiker:innen? Sprechen die alle kein Französisch...? Für mein Studium war das Voraussetzung, but maybe that is just me. Anyway, die Quellen zu kennen, ist nur der erste Schritt, aber dieser Autor macht sich auch die Mühe sie einzuordnen und das tröstet mich sehr oft über seine extreme Detailverliebtheit hinweg, die manchmal Passagen ein wenig langatmig werden lässt - für mich wohlgemerkt, jede/r darf das anders wahrnehmen. ;-)

2. Die "Binge"-Erfahrung von 1812, 1815 und dieser Biographie kann ich nicht uneingeschränkt empfehlen, da manche Absätze sich Wort-für-Wort in den Büchern wiederholen. Ich meine, es sind drei dicke Schinken von über 600 Seiten, also findet man überall auch genug eigenständiges Material und wenn Themen so ineinandergreifen, muss/kann man auch nicht immer das Rad neu erfinden - aber ich wollte es mal erwähnt haben, vielleicht nicht hintereinander weglesen, dann fallen einem die Wiederholungen weniger auf. 

Alles in allem hat mich das Buch aber vor schrecklicher Karnevalsfolter bewahrt und das allein muss schon 4,5 von 5 Adlern wert sein, no?! ;-)

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