Publikationen, Projekte, Persönliches

16.07.2011

Serielle Unfähigkeit. Oder: Otherland

Ich glaube und hoffe ich kann mit Fug&Recht behaupten, dass ich mehr und lieber lese, als viele andere Menschen. Das an sich ist nichts worauf man zwingend stolz sein muss, aber ein Character-Trait, den ich definitiv an mir mag.;)
In jedem Hobby gibt es aber meiner Erfahrung nach eine Nemesis (ich sage nur Knopflöcher, Zeichensetzung oder Brust-Butterfly;) und meine Literarische ist ganz klar: Fortsetzungsromane!

Klarer gesagt sind hier Geschichten gemeint, die sich ohne erkennbare "Zwischenenden" (siehe beispielsweise Bücherserien, wie Harry Potter) über 1000sende von Seiten erstrecken. Ich habe Krieg und Frieden überlebt, Harry Potter, Karl May und etliche Kinderbuch-Serien, aber eine fortlaufende Geschichte über 5000 Seiten zu verfolgen dafür fehlt es mir an Gedult. Ich könnte die Konzentration zwar aufbringen, aber einen Handlungsstrang, der über soviele Etappen einfach nicht zu Potte kommt, finde ich einfach zu ermüdend.

Bei manchen Büchern finde ich das auch nicht schlimm - ich werde bis an mein Lebensende fest zu der Behauptung stehen, dass Herr der Ringe einfach zu 80% langweilig ist, schickt mir soviele Hassmails, wie ihr wollt!;)  - bei anderen finde ich es eigentlich schade, wie z.B. bei Otherland von Tad Williams.

Ich hatte ja vor einigen Jahren das Privileg Mr. Williams live zu erleben (eine Erfahrung übrigens, die der besten Stand-Up Comedy standhält;) und besitze seitdem auch ein signiertes Exemplar von War of the Flowers, dem ich jederzeit 5 von 5 Christrosen geben würde. 
Aber leider leider habe ich es in 3 Anläufen bisher nicht geschaft die anderen großen Zyklen Shadowmarch und Otherland zu lesen, weil mir die Handlungsstränge einfach zu weit verzwirbelt sind - gut bei Shadowmarch kommt erschwerend hinzu, dass ich nicht gerne Fantasy lese (man, bin ich ein schlechter Geek;), aber an Otherland bin ich erst letzte Woche wieder gescheitert. Bis zur Mitte des 2. von 5 800Seiten Wälzern habe ich es geschafft, bis mir wieder mal auffiel, dass bisher in 1200Seiten eigentlich immer noch kaum was wirklich Story-Relevantes passiert ist und dann habe ich's, wie immer, einfach wieder in den Schrank gestellt.

Ich habe nichts - ab-so-lut gar-nichts - gegen lange Bücher, aber bei ca. 15Hauptcharakteren, alle inklusive eigener Hintergrundstory und Koflikten, 4-5 Haupthandlungssträngen mit Nebenplots und atmosphärischen Einschüben noch und nöcher, geht mir bei aller Vorliebe für detailreiche, gut erzählte Geschichten die Puste aus. Irgendwann erwische ich mich dabei, dass ich ganze Nebenplots einfach überblättere, weil ich verzweifelt den Punkt suche, an dem mal wieder was wirklich relevantes für die Haupt-HauptGeschichte passiert - und das ist mir dann irgendwann auch zu doof.;)

Ich muss also leider mal wieder meine Niederlage eingestehen und kann nur sagen: Mr. Williams, I'm so sorry! Sie schreiben einfach mehr, als ich lesen will...
Auch eine noch so fantasievoll, atmosphärisch und detailreich erdachte Geschichte fesselt mich leider nicht genug, als dass ich die Gedult aufbringen kann über 4000Seiten auf eine Zwischenauflösung zu warten.
Es liegt nicht an ihr, es liegt an mir!;)

1 Kommentar:

  1. Oh, was Otherland angeht, muss ich dir definitiv zustimmen. Mein Mann und ich hatten mal geplant, einander die ganze Saga vorzulesen, aber nach dem ersten Buch war irgendwie ziemlich der Dampf raus.

    Es liegt jetzt nicht dran, dass mir die Gesamtidee oder die einzelnen Erzählstränge nicht gefallen hätten (wobei, als mir mein Mann das Ende verraten hat, dachte ich mir so "Na super, und dafür der ganze Aufwand?!"), aber wie du auch sagst, es ist einfach zu viel.

    Vielleicht wären die Schinken leichter zu lesen, wenn sich Autor pro Buch auf einen Strang konzentriert hätte, auch wenn es dann sicher ein Akt gewesen wäre, sämtliche Spoiler im Blick zu behalten.

    Mir gingen die vielen einleitenden Szenen und das ewige Vorgeplänkel irgendwann total auf den Sack, und für meinen Geschmack hat er einfach zu viel Zeug in die Geschichte gequetscht, das zumindest für den Verlauf des ersten Buches absolut irrelevant erscheint.

    Wenn man sich über Philosophie und kulturelle Entwicklung ausgiebig verbreiten will, dann in einem Sachbuch oder einer Essaysammlung, aber nicht in einer Geschichte; zumindest nicht dann, wenn ich sie lesen wollen soll.

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Vielen Dank!