So dann fangen wir mal mit den Aufräumaktionen an - ist ja doch einiges liegen geblieben zwischen Urlaub und Schnodderseuche...;-)
Ich habe es ja bestimmt öfter schon mal erwähnt, aber ich tue es gerne nochmal: Entgegen der Vorurteile, die viele meiner "Kollegen" der sogenannten Populärwissenschaft entegen bringen, habe ich nichts dagegen historische Fakten ein wenig weniger trocken zu präsentieren - mir ist es lieber ich lerne ein paar Basisfakten auf unterhaltsame Weise, als jede Nuance eines Sachverhalts (sofern das denn überhaupt möglich ist, ohne aus jedem interessanten Thema gleich eine Dissertation zu machen) zu durchleuchten und mich dabei a) fuchtbar zu langweilen und b) nach 2 Tagen eh wieder alles zu vergessen. Allerdings mache ich eine Ausnahme: Ich kann Autoren nicht ertragen, die nicht verstanden haben was Quellenkritik ist.
Es ist eine furchtbare Unart - übrigens auch immer noch unter "wissenschaftlichen" Autoren - alle Quellen, deren Entstehung näher an einem Ereignis liegen, als wir selber, für bare Münze zu nehmen. Woher diese naive Vermutung kommt, dass "Zeitgenossen" (wobei das auch schonmal +/- 200 Jahre sein können^^) die einzig wahren, völlig Objektiven, von keiner Agenda getrübten Berichterstatter sein sollen, war mir nie ganz klar, aber es ist ein Vorurteil, das sich scheinbar nicht ausrotten lässt.
Wie man der Seitenleiste entnehmen kann, habe ich mir für meinen iPod gerade eine wunderbar Quellenkritische Abhandlung über die Borgias gesucht - was wie ich zugebe vor allem daran liegt, dass ich die dritte Staffel der HBO Serie nicht soo gut fand, wie die vorigen 2....;-)
Aber manchmal juckt es mich dann doch in den Fingern auch mal eine "Originalquelle" in die Hand zu nehmen, also hatte ich mir für das Sonnendeck Nicolo Machiavellis Der Fürst eingepack:
Der neuzeitliche Reflex ist ja eigentlich Machiavelli mit allem gleich zu setzen, was in der Politik falsch läuft und weil er gerne und ausführlich darüber spricht, dass Cesare Borgia eigentlich ein perfekter Renaissance-Fürst gewesen ist, wollte ich mir diese Argumentation doch mal unvoreingenommen gönnen.;-)
Man mag es jetzt auf die Tatsache zurückführen, dass pessimistische Einschätzungen über die menschliche Natur weniger schlimm erscheinen, wenn man sie in strahlendem Sonnenschein liest, aber ich konnte den Ausführungen jetzt nicht soviel abgrundtief Böses abgewinnen. Man muss sich damit abfinden, dass der Autor keine besonders hohe Meinung von menschlichem Verhalten an sich hat - vor allem nicht, wenn "der Mensch" in Volks- oder anderen Gruppen auftritt...
Aber mal ehrlich, kann man ihm guten Gewissens widersprechen?
Die default Einstellung für Regierende sollte seiner Meinung nach sein, dass "das Volk" feige, intrigant, auf seinen Vorteil bedacht und kurzsichtig ist und ein sehr kurzes Gedächtnis hat - wenn einzelne Individuen diesem nagativen Bild nicht entsprechen, umso besser, aber zu seinem eigenen Schutz sollte man nicht davon ausgehen.
Zugegeben die Empfehlungen, die sich aus dieser Prämisse ableiten sind sehr rabiat so aus heutiger Sicht, aber für das Renaissance Italien vermutlich normal, das kann man ohne dagewesen zu sein schwer beurteilen und leider hat ja immer noch keiner die Zeitmaschine erfunden...;-)
Ich kann schon verstehen, dass die Aufklärer dieses Menschenbild nicht toll fanden, aber da viele Revolutionen ihre eignen Kinder fressen, bin ich nicht sicher, ob der eine oder andere nicht besser beraten gewesen wäre, nicht zu sehr auf "das Volk" zu hoffen...
Ich weiß nicht so genau wie man das jetzt in eine Bewertung packen soll, ich denke wenn man nicht grade einen guten Grund hat, oder neugierig ist, kann man gut ohne Machiavelli leben. Da ich aber zumindest ab und zu sehr amüsiert war, vergebe ich einfach mal völlig subjektive 4 von 5 Hellebarden für ein bißchen authentisches Renaissance Gefühl.;-)
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