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15.01.2021

Rebecca. Oder auch: Atmosphäre für Geduldige

Ich bin ein wenig verspätet mit meinen Winter-Rezensionen, aber Januar ist ja noch zulässig für die "dunkle Jahreszeit", von daher lasst uns mal kurz über einen creepy classic sprechen, den ich im November für die #sundaylitchats gelesen habe: Rebecca geschrieben von Daphne du Maurier



"Last Night I Dreamt I went to Manderley Again..."

With these words, the reader is ushered into an isolated gray stone mansion on the windswept Cornish coast, as the second Mrs. Maxim de Winter recalls the chilling events that transpired as she began her new life as the young bride of a husband she barely knew. For in every corner of every room were phantoms of a time dead but not forgotten—a past devotedly preserved by the sinister housekeeper, Mrs. Danvers: a suite immaculate and untouched, clothing laid out and ready to be worn, but not by any of the great house's current occupants. With an eerie presentiment of evil tightening her heart, the second Mrs. de Winter walked in the shadow of her mysterious predecessor, determined to uncover the darkest secrets and shattering truths about Maxim's first wife—the late and hauntingly beautiful Rebecca.

Eines der Bücher mit den "berühmten ersten Sätzen", wobei ich sagen muss, dass dieser schon viel Schönes an sich hat, vor allem weil der Prolog an sich eines meiner Lieblingsdinge an dem Buch ist, aber der Reihe nach - und Spoilerwarnung wie immer.;-)

1. Am Ende Anfangen

Der Prolog von Rebecca ist ganz großes Kino, vor allem wenn man wie ich von der ganzen Aufmachung des Buches und von der Synopse her unterschwellig mit einer Art klassischer Romance Story mit vielleicht ein paar creepy Twists gerechnet hat. Und dann öffnet das Buch mit einem Prolog, der dir genau erklärt, dass das tolle Herrenhaus abgebrannt ist, der schneidige Typ, den unsere namenlose Heldin unbedingt heiraten wollte, quasi nur noch ein nervöses Wrack und sie als seine Ehefrau mehr oder minder seine Vollzeit-Krankenschwester ist, während sie weit weit weg von England leben müssen, damit die "Erinnerungen erträglich bleiben".

Also BAM, soviel zu Romance, soviel zu happily ever after und soviel zum galmour Herrenhaus. Heutzutage würde vermutlich kein Lektor einen Domestic Thriller (was Rebecca definitv eher ist, als Romance, auch wenn die Einteilung auch ein wenig hakelig ist) so anfangen lassen, aber als jemand, der "unvorhersehbaren" Plot-Twists so gar nichts abgewinnen kann, war das ein Geniestreich, weil ich sofort wissen wollte wie wir von A nach B gekommen sind. ;-)

2. Was uns Rose heißt...

Noch etwas, das leicht gewöhnungsbedürftig war, weil ich eine Romance erwartet hatte: Unsere Heldin hat während der ganzen Geschichte keinen eigenen Namen. Das kann man doof finden, aber es passt irgendwie auch zu ihrer krankhaften Schüchternheit. Alle Charaktere in diesem Buch sind ziemlich gestört auf die eine oder andere Weise und wenn man sich erstmal von dem "Oh das ist eine Liebesgeschichte" Gedanken verabschiedet hat, kann man schon seinen Spaß daran haben zu sehen wie am Ende schon irgendwie eine Romanze draus wird, aber nur weil sich zwei komplett verschrobene Gestalten gesucht und gefunden haben...;-)

3. Atmosphäre fast ad nauseam

Als ich mit T. über das Buch sprach, sorgte das zunächst für einige Verwirrung, weil sie der Meinung war so ein 200 Seiten Büchlein hätte man ja schnell gelesen und ich so meine 600 Seiten Edition anstarrte und nicht wusste was mir das jetzt sagen soll...stellte sich raus, es gibt extrem gekürzte Fassungen für den Schulunterricht, die Barbaren!;-)

Nein im Ernst, abgesehen davon, dass ich von gekürzten Büchern als solches nicht viel halte, kann ich schon verstehen, dass man manche Passagen in diesem Buch für langatmig hält - weil sie langatmig sind und nicht wirklich viel "handfestes" passiert. ABER ich finde es schwierig diese Stellen zu kürzen - auch wenn ich teilweise nur queergelesen habe bei der 25. Beschreibung des Manderley Parks - WEIL es quasi der PUNKT der Geschichte ist, dass unsere Heldin nichts sinnvolles zu tun hat, mit sich nichts anzufangen weiß und darüber langsam aber sicher den Verstand verliert.

Man muss also Geduld mitbringen, sich darauf einlassen können im Kopf von einer sehr grenzwertig labilen Person zu stecken und du Mauriers atmosphärischen Stil mögen, dann kann man sich schon gut von Rebecca unterhalten lassen. 

Ich ziehe einen subjektiven Punkt ab, weil ich so "väterlich" herablassende Typen wie Maxim einfach nicht ausstehen kann - in der modernen Verfilmung haben sie diese 20 Jahre Altersunterschied einfach mal unter den Tisch fallen lassen, was ich verstehen kann, auch wenn es für eine getreue Umsetzung der Vorlage irgendwie schon nötig wäre... - und finde, dass das Buch ihn zu sehr in Schutz nimmt, aber die Gruselatmosphäre von Manderley ist auf jeden Fall einen Besuch und damit 4 von 5 Rosenbüsche wert!

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