And now for something completely different: Habt ihr schonmal über Genghis Khan nachgedacht?
Also außerhalb vom Latein-Unterricht, wo man vielleicht(?) noch so eine "die schlimmen Barbaren, Zerstörung von Rom" Geschichte übersetzt hat?
Ich persönlich muss zugeben, ich habe außerhalb von lustigen Simpsons Zitaten noch nie über Genghis Khan nachgedacht und schon gar nicht im Kontext von augeklärter, moderner Staatentheorie.
Genau das tut aber Jack Weatherford in Genghis Khan and the Making of the Modern World, gesprochen von Jonathan Davis:
The Mongol army led by Genghis Khan subjugated more lands and people in 25 years than the Romans did in 400. In nearly every country the Mongols conquered, they brought an unprecedented rise in cultural communication, expanded trade, and a blossoming of civilization.
Vastly more progressive than his European or Asian counterparts, Genghis Khan abolished torture, granted universal religious freedom, and smashed feudal systems of aristocratic privilege. From the story of his rise through the tribal culture to the explosion of civilization that the Mongol Empire unleashed, this brilliant work of revisionist history is nothing less than the epic story of how the modern world was made.
So und nachdem wir jetzt den offiziellen Teil hinter und gebracht haben, müsste ich etwas profundes zur Review beitragen, nicht? Lass mich mal nachdenken, ob mir da was einfällt...
1. Keine Unterhaltung für Zwischendurch
Es fällt mir noch etwas schwer meine Gedanken zu ordenen, zum einen weil das Buch wirklich so viele interessante Annekdoten - wir wissen, ich liiiebe Annekdoten - und Gedanken enthält, aber zum anderen auch, weil es soooo lang ist. Ich habe das Gefühl ich müsste es nochmal hören, um euch wirklich was dazu sagen zu können, außer "Ding Interessant!", aber dann machen wir diese Review vermutlich erst in 2022, denn ich hae ewig gebraucht, um durch das Hörbuch zu kommen...
Der Schreibstil ist eigentlich dabei gar nicht so das Problem, aber die "Faktendichte" ist ziemlich hoch. Vielleicht kaufe ich mir noch das Paperback -und das tue ich wirklich nicht oft - und versuche das nochmal als Buch, manchmal hilft das meiner Kozentration. :-)
2. Annekdoten und Worldbulding
Ich weiß, wir haben viel über Worldbuilding gesprochen in letzter Zeit, aber dieses Buch hat mich wieder daran erinnert, warum ich History Fan-Fiction als Worldbuilding liebe. Jack Weatherford beschönigt die brutaleren Aspekte der mongolischen Feldzüge und Gesellschaft nicht, aber erklärt, wie manche Geisteshaltungen zustande kommen, die einfach sehr viel humaner waren, als die die in Europa im Mittelalter so zu finden waren. Beispiele?
Zum Beispiel sah er keinen Sinn darin Menschen wegen ihrer Religion umzubringen, weil es einfach unpraktisch war kontrollieren zu wollen, was Menschen denken, wenn es soviel einfacher war nur zu kontrollieren was sie tun - nämlich dir Tribut zahlen. Klingt logisch, haben manche Regierungen aber bis heute nicht verstanden. Oder auch: Warum wir keine Verbrannte Erde Kriegsführung betreiben und sinnlos die Bauern und Händler unserer Nachbarterritorien abschlachten? Naja logisch: Lebewesen, die in Hütten wohnen und "Gras" (sprich Reis oder Getreide) fressen, sind unserer Definition nach Kühe und mit Viehzeug geht man pfleglich um und schlachtet es nur, wenn es gar nicht anders geht. Die nutzlosen Reichen und Politiker dagegen produzieren ja nichts, das irgenwer braucht, alsooo....
Wie gesagt, es tut niemand in diesem Buch so, als wäre der gute Genghis ein Heliger oder Menschenfreund gewesen, aber seine Herangehensweise an Eroberung und Verwaltung sind vielschichtiger, als uns die westlichen Quellen von blutrünstigen Barbaren vermitteln.
Ich ziehe daher nur ein halbes Pünktchen für ein paar Längen ab und bleibe bei überzeugten 4,5 von 5 Goldbäumen!
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