Publikationen, Projekte, Persönliches

25.06.2021

Listening to: Charles V. Oder auch: Staatsbankrott ist ganz normal...

Falls man noch nicht genug Historienschinken im Schrank hat, hätte ich da einen neuen Anwärter - 16+ Hörbuchstunden sollten auch für eine lange Autofahrt (sofern man sowas momentan machen muss) ausreichen... ;-)

Ich muss das Buch vermutlich noch ein paar Mal hören, um wirklich alles daraus aufzunehmen, aber ein paar Gedanken hab ich schonmal zu: Emperor: A New Life of Charles V geschrieben von Geoffrey Parker und gesprochen von Nigel Patterson.


The life of Emperor Charles V (1500-1558), ruler of Spain, Germany, the Netherlands, and much of Italy and Central and South America, has long intrigued biographers. But the elusive nature of the man (despite an abundance of documentation), his relentless travel and the control of his own image, together with the complexity of governing the world's first transatlantic empire, complicate the task.   

Geoffrey Parker, one of the world's leading historians of early modern Europe, has examined the surviving written sources in Dutch, French, German, Italian, Latin, and Spanish, as well as visual and material evidence. He explores the crucial decisions that created and preserved this vast empire, analyzes Charles' achievements within the context of both personal and structural factors, and scrutinizes the intimate details of the ruler's life for clues to his character and inclinations. The result is a unique biography that interrogates every dimension of Charles' reign and views the world through the emperor's own eyes.

Eine Frage, die mir schon häufiger begegnet ist und die man sich in der Historienforschung vermutlich bis ans Ende aller Tage stellen muss, wird hier schon im Vorwort behandelt: Warum noch ein Buch zu einem Menschen, zu dem schon seit 500 und mehr Jahren Bücher geschrieben werden?

Mir persönlich hat sich diese Frage in Bezug auf meine Forschungsprojekte an der Uni eigentlich nie gestellt, denn wer radikale Quellenkritik betreibt, muss zwangsläufig zu dem Schluss kommen, das es keine Historienschreibung gibt, ohne Schreibenden dahinter.

Und da es dem Menschen an sich nicht möglich ist etwas zu schreiben, das nicht in irgendeiner Form von den eigenen Weltsichten und Vorurteilen geprägt ist, wird es vermutlich für immer möglich sein andere Nuancen in bekannter Geschichte zu finden. Wie sagte Lord Vetenari schon so schön? How else do we keep historians occupied? We can't allow people with their kinds of minds to have time on their hands....;-)

Ich würde also dieses Buch schon empfehlen, wenn man eine 21. Jahrhundert Perspektive auf das Habsburger Weltreich und seinen "Erfinder" sucht. Der Autor spart nicht wirklich irgendetwas aus - was gleichzeitig natürlich eine Schwäche sein kann, denn dieses Buch ist laaaaaang... - und setzt The Good, The Bad & The Ugly in Beziehung. Besonders nett fand ich die inter-familiären Erpressungstaktikten (inklusive Game of Thrones Anspielungen, weil of course...;-) und die Kolonialisierung der neuen Welt. Hatte Karl der Fünfte teilweise here Ziele was seine Dynastie und die Behandlung der "Eingeborenen" anging? Schon, scheinbar. Hat es das für die Betroffenen irgendwie besser gemacht? Natürlich nicht. Aber es hilft gegen die Narrative, dass nur böse Menschen schlimme Dinge tun.

Mir persönlich gefallen ja immer die "vergessenen" oder vernachlässigten Historienfiguren besser, daher hatte ich jetzt bei Bonnie Prince Charlie und Karl V ein wenig das Problem, dass mir das alles zu einfach erschien - jeder Schritt ist so gut belegt, man muss quasi nur ein wenig Kontext hinzufügen, die Quellendetektivarbeit fehlte komplett...aber vermutlich ist "nur ein wenig Kontext" genau das Problem, daher finde ich 4 von 5 Säulentore durchaus gerechtfertigt. ;-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Vielen Dank!