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11.06.2021

Little Women. Oder auch: Die schockierende Abwesenheit von Bonnets

Manchmal sucht man Filme ja nach Interesse aus, manchmal nach Langeweile, nach Laune oder weil man einfach irgendein Hintergrundgeräusch braucht - ich habe mal irgendwie gelesen, dass jemand zum Schreiben immer einen MCU Film im Hintergrund laufen hatte...mir ist teilweise schon Musik zu ablenkend, aber jeder das Ihre.;-) Manchmal sucht man (aka ich) aber auch Filme zu Recherchezwecken aus und es begab sich, dass wir im #SundayLitChat über Little Women sprechen wollten, kurz nachdem ich über meine Cos-Tube Vorschläge über dieses Video gestolpert war.


By the way, ich empfehle eigentlich alle Videos von ihr, man lernt dabei nicht nähen, aber man kann sich königlich amüsieren - sieht man schon daran, dass selbst der Ehemann ab und zu mitschaut und der hat nun wirklich keinerlei Ambitionen unter die Modeschöpfer zu gehen...;-)

Was kann also der neue Little Women Film, außer eine schockierende Abwesenheit von Bonnets zu demonstrieren?

Die Little Women Serie von Louisa May Alcott gehört scheinbar im englischsprachigen Raum zu den Kinderbüchern, was natürlich erklärt, warum Viele mit sehr viel Nostalgie und vorgefertigtem Kopfkino an die verschiedenen Verfilmungen herangehen.

Mit Mitte Dreißig liest sich so ein Buch daher vermutlich sehr anders, diese kindliche Sichtweise kann man leider nicht reproduzieren. Trotzdem konnte ich nachvollziehen was die Faszination darstellt. Jo und ihre Schwestern sind die Art von Familie, die sich vermutlich viele Kinder wünschen und ihre Erwachsen-Werden-Abenteuer sind nachvollziehbar, aber fluffy - ernstere Themen wie Tod und Krieg werden zwar nicht ausgeklammert, aber die Betonung liegt doch sehr darauf, dass (Geschwister)Liebe alle Widrigkeiten überwindet.

Der 2019 Film trifft insofern eine interessante Entscheidung, als dass der erste und zweite Teil des Buches (die ersten 2 Bücher in der Originalreihe) auf zwei Ebenen nebeneinander erzählt werden. Das bringt die "dunkleren" Themen sehr viel früher in die Geschichte und der Kontrast zur Kindheitsnostalgie wird ein wenig stärker betont. 

Ich fand diesen Aufbau der Geschichte ein wenig spannender - zugegeben ich weiß nicht, ob frühere Adaptionen das auch schon so gemacht haben und natürlich ist "Spannung" nicht der Punkt des Buches - weil es die Frage stellt "wie ist es dazu gekommen" anstatt die Geschichte chronologisch zu entwickeln.

Ich kann aber, wie gesagt, verstehen, dass jemand, der die Vorlage liebt und damit aufgewachsen ist, vielleicht weniger mag welche Freiheiten sich Filmemacher nehmen (müssen?), um diese Übersetzungsleistung zu erbringen, von der wir letztlich sprachen. Deswegen bin ich extrem vorsichtig mit Adaptionen von meinen Lieblingsbüchern, man muss auch nicht alle Filme sehen, die es gibt.;-)

Aber wer das Buch nicht kennt und/oder einen netten Familienfilm sehen will, sollte mal reinschauen - ich fand natürlich vor allem Jo's Geschichte interessant, das dürfte niemanden wundern, aber auch hier flechten die Filmemacher ein bisschen meta-Kommentar ein (Louisa May Alcott hatte wohl ein paar Schwierigkeiten damit ihre Heldin in die Ehe zu verkaufen;-), was mir ein kleines Schmunzeln entlocken konnte. Verlagswesen damals wie heute, amIright?

Ein paar Beziehungen aus dem Buch werden mir ein wenig zu hopplahop genommen, aber das ist wieder mal so ein 400 Seite Buch zu 2 Stunden Film Problem - 4 von 5 Kostümkisten finde ich aber trotzdem sehr gerechtfertigt.

Und ja, die Kostüme sind.....einigermaßen ok. ;-)

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