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10.10.2022

Clariel. Oder auch: Villain-Prequel anyone?

Wie man in vielen Videos so sehen kann, ist ein dekoratives Bücherregal ein zentraler Punkt unseres Wohnzimmers und auch wenn ich es weiterhin schade finde, dass der deutsche Buchmarkt zu sehr auf schwarz-weiß-rote Cover setzt, als dass ich irgendwann mal ein Rainbow-Shelf hinkriegen würde, finde ich die Ästhetik von Büchern schon wichtig.

Als Fan schöner Bücher, bin auch also auch ein großer Freund von Schuber-Sets, in diesem Fall war allerdings ein Nachteil meines hübschen "Old Kingdom Series" Schubers, dass darin drei Bücher enthalten sind und ich ewig gebraucht habe, um mitzukriegen, dass es inzwischen eine 6-Buch-Serie ist...

Allerdings führen die Bücher ja dankenswerterweise nicht zu serieller Unfähigkeit, weil sie in sich recht abgeschlossen sind - mit Ausnahme von 2 & 3, die eine durchlaufende Geschichte erzählen, aber das wenigstens stringent.;-)

Zum Geburstag musste ich da also mal nachlegen und zumindest Band 4 & 5 mal dem Schuber hinzufügen. Band 6 folgt dann sobald ich das Paperback bestellen kann, denn ich haassssee Hardcover. Sehen manchmal nett aus, aber weder mein Regal, noch mein Nachttisch haben Platz für diese Papierverschwendung.^^ Bevor wir jetzt aber abdriften in #unpopularopinions, worum geht es in Clariel: The Lost Abhorsen von Garth Nix?;-)


Clariel is the daughter of one of the most notable families in the Old Kingdom, with blood relations to the Abhorsen and, most important, to the King. She dreams of living a simple life but discovers this is hard to achieve when a dangerous Free Magic creature is loose in the city, her parents want to marry her off to a killer, and there is a plot brewing against the old and withdrawn King Orrikan. When Clariel is drawn into the efforts to find and capture the creature, she finds hidden sorcery within herself, yet it is magic that carries great dangers. Can she rise above the temptation of power, escape the unwanted marriage, and save the King?

Ich muss zugeben, dass mich dieser Untertitel ein wenig irritiert hat - oder zumindest schlecht für meine Erwartungshaltung war, denn irgendwie habe ich die ganze Zeit darauf gewartet, dass aus der guten Clariel ein Abhorsen wird, was aber (Spoiler?) nie wirklich passiert, sie ist halt nur mit einem verwandt... 

Dass ich eine ganz andere Erwartung hatte, wo die Geschichte hingeht, hat auch dazu geführt, dass ich am Anfang etwas ungeduldig war - der Autor steht auf Beschreibungs-Dumps und normalerweise stört mich das nicht, aber hier hat es mich teilweise ein wenig kirre gemacht - weil ich endlich wissen wollte wann denn jetzt die eigentliche Story beginnt. Dabei hat es auch nicht geholfen, dass ich mit Clariel am Anfang nicht wirklich warm geworden bin, weil ich das Gefühl hatte, dass "Ich will hier weg und alle sollen mich in Ruhe lassen" ihr einziger Charakterzug war. Irgendwann bei der 50. Wiederholung dieser nicht sonderlich komplexen Motivation war ich kurz davor sie anzuschreien, weil ICH HAB'S KAPIERT, OK?? Mit Leuten in Büchern reden, ist ein wenig so wie den Fernseher anbrüllen, aber die Versuchung ist stark.;-)

Glücklicherweise nimmt die eigentliche Geschichte - nicht die, von der ich die ganze Zeit annahm, dass sie bald mal starten müsste - zum Midpoint dann plötzlich sehr viel Fahrt auf und sobald wir wieder viel Überleben müssen, macht der Plot (mir) dann auch wieder Spaß.

Vielleicht hat meine verkehrte Erwartung auch ein wenig dazu beigetragen, dass ich ewig gebraucht habe (bis zur Author's Note am Ende, wenn ich ehrlich bin^^), um zu verstehen, dass wir hier eine Villain-Origin-Story lesen, was aber auch damit zu tun hat, dass die Story sowas von Origin ist, dass wir den Villain-Aspekt in keinster Weise angelegt sehen...? Ich meine, ja sie tut zweifelhafte Dinge, aber sie hat die besten Intentionen und tut außer sich selbst nicht wirklich jemandem weh dabei...?

Auch wenn das Set-Up also ein wenig straffer hätte sein können - oder charaktergetriebener, aber vielleicht ist das nicht die Stärke des Autoren, was ja keine Schande ist - für mich persönlich fällt das Buch gegenüber seinen Vorgängern (und Nachfolgern, habe Band 5 auch schon durch, dazu demnächst) ein wenig ab, weil ich das Gefühl habe die interessantesten Teile der Geschichte werden mir vorenthalten.

Clariels Beziehung zu ihrer Mutter und ihres "Geburtsrechts" wird irgendwann buchstäblich abgewürgt und wir erfahren nie mehr darüber, ihre Auseinandersetzung mit dem König bleibt auch auf der Strecke, weil wir nie erfahren was aus der verlorenen Kronprinzessin wird und wie aus der vielleicht zu impulsiven und selbstüberschätzenden Clariel einer der Hauptbösewichte der Reihe wird, erschließt das folgende Buch auch nicht. Oder mir zumindest sind die Abrisse zu lapidar, da hätte man noch ein ganz eigenes Buch draus machen können, um diesen (angeblich) langsamen Abstieg in die "Sucht" nach magischer Macht zu zeigen. Dieser Aspekt gefiel mir an diesem Buch nämlich mit Abstand am besten.

3,5 von 5 Silberschlüsseln gebe ich dem Buch daher einfach mal, man braucht es streng genommen nicht für die Reihe, aber es hat durchaus seine Momente.;-)

Trotzdem hätte Set-Up ein wenig straffer sein können und mir persönlich wurden die interessantesten Teile der Geschichte (was wird aus der verlorenen Kronprinzessin? was macht Clariel zu einem der sehr wenig menschlichen Bösewichte am Ende? Erklärungen dafür für mich zu lapidar)

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